Unsere Lieblingstexte 2023 aus den Fritz+Fränzi-Stammheften
Zehnmal im Jahr erscheint das Stammheft von Fritz+Fränzi. Die Redaktion hat für Sie jene Texte ausgewählt, die uns besonders berührt, inspiriert und zum Nachdenken angeregt haben.
Eine Best-Of-Liste hat Vor- und Nachteile. Der Vorteil: Sie erhalten auf dem Silbertablett Kernaussagen aus Texten, die uns begeistert haben. Der Nachteil: Wir können nicht all unseren grossartigen Autorinnen und Autoren gerecht werden. Sich auf eine bestimmte Auswahl zu beschränken, heisst auch, dass wir auf viele wunderbare Texte verzichten mussten.
Wir haben dennoch versucht, einen guten Mix an Dossierthemen, Monatsinterviews und Kolumnen zu finden. Die Textauswahl ist chronologisch nach Monaten geordnet. Den Link zum vollständigen Artikel finden Sie jeweils darunter. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Stöbern und Innehalten.
1. Der beste Erziehungsratschlag
Kolumnist Mikael Krogerus sagt, warum Eltern ihre Kinder um Rat ersuchen sollten, und verrät den besten Tipp seiner Tochter.
«Wenn wir als Eltern mal in einer kniffligen Situation sind, sollten wir unsere Kinder um Rat fragen. Natürlich geht es nicht darum, unsere Erwachsenenprobleme auf Kinder abzuwälzen. Es geht darum, unseren Kindern zu zeigen, dass alle Menschen – auch wir Eltern – manchmal vor schwierigen Situationen stehen oder Rückschläge erleben. Und zugleich signalisieren wir ihnen, dass uns ihr Urteil interessiert.»
2. Was ist mein Lebensthema?
Viele von uns tragen Überzeugungen in sich, die in frühen Kinderjahren entstanden sind – und geben sie unbewusst an die eigenen Kinder weiter.
«Je besser wir die Prägungen aus unserer eigenen Kindheit verstehen, desto eher können wir jene Eltern sein, die wir sein möchten», schreibt Stefanie Rietzler in ihrer Kolumne. Und weiter: «Es lohnt sich, im Erwachsenenalter eine Inventur unseres Innenlebens zu machen und uns zu fragen: Welche Glaubenssätze wirken noch heute in mir? Welche davon bestärken mich? Und welche ziehen mich herunter?» Die Psychologin hat eine Checkliste erstellt, die uns beim inneren Ausmisten hilft:
- Schreiben Sie einen Glaubenssatz auf, der Sie belastet. Etwa: «Ich muss immer für andere da sein!»
- Nun prüfen Sie diesen Satz auf Herz und Nieren: Woher kommt diese Ansicht?
- Hilft mir dieser Gedanke?
- Stimmt dieser Satz (heute noch)? Gibt es Beweise dafür? Welche Gegenbeweise könnte ich ins Feld führen?
- Ist diese Forderung überhaupt realistisch?
- Was würde eine gute Freundin, ein guter Freund zu dieser Überzeugung sagen?
- Wie sähe mein Alltag aus, wenn ich diesen Glaubenssatz loslassen könnte?
Nun können Sie Ihren Glaubenssatz bewusst umformulieren, sodass er realistischer wird und Ihre eigenen Bedürfnisse berücksichtigt, zum Beispiel: «Ich darf entscheiden, wann ich für andere da sein möchte und wann ich für mich selbst sorge.» Überlegen Sie sich, in welchen konkreten Alltagssituationen Sie dazu neigen, sich für andere zu verausgaben. Wie könnten Sie sich in diesen Momenten zukünftig an Ihren neuen Glaubenssatz erinnern und entsprechend handeln?
3. Wie können Eltern besser mit Stress im Alltag umgehen?
Viele Eltern fühlen sich im Alltag mit seinen unendlichen To-do-Listen permanent gestresst und gehetzt. Woran liegt das? Und vor allem: Wie kommen wir da wieder raus?
«Es ist völlig okay zu sagen: Mir ist es zu viel!»
Elterncoach Sandra Schwendener sagt, wie Mütter und Väter es schaffen können, ihre eigenen Kräfte richtig einzuschätzen, bevor sie ausbrennen.
4. «Die Schule steckt Kinder zu früh in Schubladen»
Die Lehr- und Lernforscherin Elsbeth Stern weiss, wem Kinder ihr geistiges Potenzial verdanken und was sie brauchen, um es auszuschöpfen. Die Psychologin von der ETH Zürich über das Persönlichkeitsmerkmal Intelligenz – und was gutes Lernen ausmacht.
5. «Buben müssen einen gesunden Umgang mit ihrer Aggression erlernen»
Jungs-Coach Anton Wieser weiss, dass Buben den Ruf haben, anstrengender zu sein als Mädchen. Dabei mangle es ihnen vor allem an Selbstbewusstsein. Der Mentaltrainer über raufende Jugendliche und Eltern, die darin gefordert sind, ihre Söhne zu stärken.
Danke, dass ihr für mich da wart!
Wir brauchen Lehrerinnen und Lehrer, die Kinder und Jugendliche mögen, ihnen etwas fürs Leben mitgeben möchten und Freude an ihrem Beruf haben, schreibt Kolumnist Fabian Grolimund.
- Frau Bergmann, meine Erst- und Zweitklasslehrerin, signalisierte mir jeden Tag: ‹Du bist sicher. Ich sehe dich. Du darfst dich entspannen.›
- Einer Lehrkraft Danke zu sagen und ihr unsere Anerkennung zu zeigen, kostet nicht viel, ist aber viel wert.
6. Wie können Kinder Ängste überwinden und Mut entwickeln?
Eltern wünschen sich mutige Kinder. Mut zeigt sich auf verschiedene Weise: beim Sprung vom Fünf-Meter-Turm oder beim Verteidigen eines Freundes im Streit. Was hilft einem Kind, mutig zu werden? Und wie können Eltern es unterstützen?
Es ist nicht eure Aufgabe, eure Kinder glücklich zu machen!
Sie möchten Ihr Kind so erziehen, dass es glücklich ist? Das ist ein Fehler, sagt unser Kolumnist Mikael Krogerus.
Es ist ein tragisches Paradox: Weil wir unsere Kinder lieben, wollen wir ihr Leid verkleinern. Aber indem wir ihnen zu einem kurzfristigen Glück verhelfen, senken wir ihre Toleranz für Kummer. Was wir stattdessen machen können?
Vielleicht sollten wir sie so behandeln, wie wir selbst behandelt werden wollen, wenn wir in einer schwierigen Situation stecken: Wir brauchen keine Lösung, wir wollen verstanden werden. Die Aufgabe von uns Eltern ist es nicht, jedes Problem der Kinder zu lösen, damit sie glücklich werden, sondern sie in ihren Gefühlen ernst zu nehmen. Besonders dann, wenn diese nicht unseren eigenen Erfahrungen entsprechen.
Neue Serie zum Thema getrennte Eltern
In der Schweiz leben 13 Prozent der Mütter und Väter minderjähriger Kinder geschieden oder getrennt vom anderen Elternteil. Wie das Familienleben gelingt, wenn die Eltern kein Paar mehr sind.
7. «Die kindliche Entwicklung muss nicht der Norm entsprechen»
Entwickelt sich mein Kind normal? Tue ich genug, damit es gut vorankommt? Diese Fragen stellen sich viele Eltern. Wir haben die Entwicklungsexperten Heidi Simoni, Moritz Daum und Oskar Jenni zum Gipfeltreffen und um ihre Meinung gebeten.
Was Kinder beim Gamen fürs Leben lernen
Gamen hat einen schlechten Ruf – zu Unrecht, wie unser Kolumnist Fabian Grolimund findet. Er verdankt viele seiner schönsten Kindheitserinnerungen dem Zocken am Computer.
- Ich finde es schade, wenn Erwachsene Computerspiele kategorisch ablehnen, ohne sich je darauf eingelassen zu haben.
- Wer sich mit seinem Kind unvoreingenommen in die digitale Welt begibt, wird merken, dass Computerspiele nicht per se asozial sind.
- Das Vorurteil, dass Kinder durch Gamen automatisch verdummen, lässt sich nicht halten.
Was wird aus unseren Daten nach dem Tod?
Wir alle hinterlassen zu Lebzeiten eine Menge Spuren und Daten im Netz. So regeln Sie Ihren digitalen Nachlass.
- Sich zu Lebzeiten mit seinem digitalen Nachlass zu beschäftigen, ist mühsam. Aber wir dürfen uns nicht aus der Verantwortung stehlen.
- Notieren Sie Name, Adresse und URL des jeweiligen Anbieters
- Halten Sie den entsprechenden Benutzernamen und das zugehörige Passwort fest.
- Hinterlassen Sie bei allen Messengerdiensten Mobilfunknummer und PIN der SIM-Karte.
- Schreiben Sie zu jeder Position, was Ihrer Meinung nach mit dem Account geschehen soll.
8. «KI ist ein Hilfsmittel, kein Allerheilmittel»
Philippe Wampfler, Gymnasiallehrer und Medienexperte, lehrt seine Schülerinnen und Schüler einen kritischen Umgang mit digitalen Medien. Er sagt, wo die Schule an ihre Grenzen stösst und was mit der künstlichen Intelligenz (KI) auf sie zukommt.
- Ich erreiche Schüler besser, wenn ich im Gruppenchat kommuniziere statt per E-Mail.
- Medienkompetenz besteht darin, die Wirkung unserer Handlungen im Netz einzuschätzen.
- Ich appelliere nur bedingt an die Vernunft und Selbstdisziplin der Schülerinnen.
Schluss mit der Selektion
Am Ende der Primarschulzeit werden Kinder hierzulande in verschiedene Leistungsniveaus eingeteilt. Das ist alles andere als gerecht, findet der höchste Schweizer Schulleiter, und fordert ein radikales Umdenken.
- Die Selektion nach der sechsten Klasse entspringt einer Zeit, als die Bildung im Teenageralter Privilegierten vorbehalten war.
- Noten sind nicht objektiv. Die in der Schule vorgenommene Bewertung hängt von vielerlei Faktoren ab.
- Den Jugendlichen werden Stempel aufgedrückt, die mitunter nicht gerechtfertigt sind und Lernkarrieren nachhaltig negativ beeinflussen.
- Wenn wir es in der Schweizer Volksschule richtig gut machen möchten, müssen wir mit den traditionellen Modellen aufräumen und die Selektion abschaffen. Stattdessen sollten wir innerhalb des Unterrichts unterschiedlich schwierige Lernangebote zur Verfügung stellen, und die Kinder und Jugendlichen wählen das Niveau selbst aus.
9. Neue Liebe – neues Glück?
Gründen Eltern mit ihrer neuen Liebe eine Patchworkfamilie, warten viele Stolpersteine auf sie. Das Familienmodell bietet aber auch Chancen – dazu braucht es Ausdauer und Empathie.
«Viele haben die Scham ihrer Eltern übernommen»
In Sachen Aufklärung hat sich in den letzten Jahren einiges getan, sagt die Sexualpädagogin Nadia Kohler und plädiert für einen unverkrampften, ganzheitlichen Umgang mit dem Thema Sexualität. Dabei nimmt sie vor allem die Väter in die Pflicht.
- Früher hat man gedacht, Sexualaufklärung sei ein einmaliges Gespräch, bei dem besonders auf die biologischen Funktionen und die Verhütung fokussiert wird. Heute wird mehr auf die Ganzheitlichkeit Wert gelegt, auf die diversen Aspekte, die Sexualität beinhaltet, wie eigene Gefühle und Bedürfnisse zu haben, Grenzen zu setzen und so weiter.
- Väter haben oft das Gefühl, ihre Unsicherheit habe mit ihrem Geschlecht zu tun.
- Risikoverhalten ist ein Feld, das Väter eher vertreten als Mütter.
- Sexting beschreibt das Versenden und Empfangen selbst produzierter, freizügiger Aufnahmen via Computer oder Smartphone.
- Cybergrooming bezeichnet die Anbahnung sexueller Kontakte mit Minderjährigen im Internet.
- Sextortion bezeichnet eine Form der Erpressung, bei welcher der Täter dem Opfer mit der Veröffentlichung von Nacktfotos oder -videos des Opfers droht, um es zum Beispiel zu einer Geldzahlung oder zur Vornahme sexueller Handlungen zu zwingen, wobei der Täter die fraglichen Inhalte zuvor mit oder ohne Wissen des Opfers zum Beispiel durch Sexting oder Cybersex mit dem (gutgläubigen) Opfer erlangt hat.
Lesen Sie mehr dazu in unserem Dossier Cybermobbing.
10. Perfektionismus: Wir machen keinen Druck!
Welche Einstellung haben Eltern zum Thema Leistung? Und inwiefern geben sie diese an ihre Kinder weiter? Drei Übungen, mit denen sich Mütter und Väter ihre eigene Haltung bewusst machen können.
- Es braucht Mut, sich damit auseinanderzusetzen, wie der eigene Umgang mit dem Thema Leistung das Kind prägt.
- Viele Eltern wollen verhindern, dass sich ihr Kind unter Druck gesetzt fühlt. Aber die eigene Leistung soll ihm auch nicht ganz egal sein.
- Kein Mensch muss immer und überall gut sein.
- Welche Botschaften habe ich in meiner eigenen Kindheit mitbekommen?
- Wie beeinflusst meine Haltung mein Kind?
- Wie sieht ein gesunder Umgang mit Druck aus?
«Eltern brauchen viel Vertrauen. In sich selbst. Und in das Leben»
Viele Eltern wollen ihre Kinder bedürfnisorientiert erziehen und erfüllen dabei vor allem deren Wünsche, sagt die Pädagogin Inke Hummel. Als Ursache dafür sieht die Ratgeberautorin eine Konfliktscheue, die aus der eigenen Kindheit rührt.
- In der Regel wird es nicht besser, wenn die Eltern zwei Stunden lang alles daransetzen, dass das Kind morgens fröhlich das Haus verlässt.
- Eltern sollten für ihr Kind vor allem berechenbar sein.
- Es geht darum, Raum für Fehler zu lassen, für die Erkenntnis: Das ist jetzt blöd gelaufen.
- Es wird grundsätzlich unterschätzt, dass die Zeit mit den Kindern auch Arbeitszeit ist.
- Es geht nicht nur darum: Was braucht mein wildes Kind, um in der Klasse zurechtzukommen? Sondern auch: Was braucht die Klasse? Die Bedürfnisorientierung hört nicht an der eigenen Haustür auf, sondern sollte als gesellschaftliche Aufgabe begriffen werden.