Wie man die Teenage-Safari-Jahre überlebt -
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Wie man die Teenage-Safari-Jahre überlebt

Lesedauer: 2 Minuten

Unsere Kolumnistin Michèle Binswanger zeigt Tricks, wie man als Eltern eine friedlich Koexistenz mit Teenagern erreicht.

Text: Michèle Binswanger
Illustration: Petra Dufkova / Die Illustratoren

Als Mutter zweier Teenager hat man manchmal den Eindruck, diese gehörten einer anderen Spezies an. Das gilt nicht nur für die eigenen Kinder. Auch Teenager in freier Wildbahn, die oft in Horden auftreten, wecken das Gefühl, exotische Tiere am Wasserloch zu beobachten, mit ihren seltsamen Proportionen, ihrem eigentümlichen Geruch und eigenen Humor. Eine Safari der besonderen Art.

Für die eigenen Teenager gilt es aber in besonderem Masse. Hier dehnt sich die Teenage-Safari auf ein paar Jahre aus. Eine Gelegenheit also, die Tricks zu lernen, die eine friedliche Koexistenz mit ihnen erleichtern. 

Das Seltsame an der Spezies Teenies ist, dass sie eben noch Kinder waren, die man ziemlich gut zu kennen glaubte, und dann sind sie plötzlich anders – und das wiederum ändert sich fast täglich. Manchmal trifft man sie als Löwe an der Wasserstelle, dann wieder als Gnu oder Elefant. Man weiss nie genau, womit man es morgen wieder zu tun haben wird. Dafür hat man eine komfortable Ausgangslage, um mehr über den Teenager an sich zu erfahren, und zwar aus direkter Beobachtung. 

Vergessen Sie niemals, wie scheu – oder heftig – Teenager reagieren können, wenn sie glauben, von Erwachsenen überrascht zu werden.

Zunächst gilt es ihr Verhalten genau zu studieren. Morgens bekommt man sie kaum zu Gesicht und wenn, sind sie kaum ansprechbar. Wer etwas über sie erfahren will, muss auf den Mittag oder Abend warten. Dann kommen die scheuen Wesen aus ihren Höhlen ans Tageslicht und zur Futterstelle. Es sind die besten Stunden, um ihnen die Geheimnisse ihres Daseins zu entlocken und zu begreifen, mit wem man es da zu tun hat.

Früher machte ich oft den Fehler, zu forsch vorzugehen. Ich fragte sie allerlei Dinge, auf die sie nur sehr einsilbig, knurrend oder grunzend antworteten, ohne etwas preiszugeben. Bald lernte ich deshalb, mich möglichst unauffällig zu verhalten, Desinteresse zu signalisieren und zu warten, bis sie von alleine reden. 

Gerade wenn man zwei Exemplare zu Hause hat, darf man darauf vertrauen, dass sie sich irgendwann hervorwagen und den Kontakt zum Geschwister aufnehmen werden. Oft geschieht das in Form einer Provokation, was nicht zum gewünschten Resultat führt, denn im Streit erfährt man selten Interessantes. 

Füttern Sie Teenager einfach mit Liebe und Verständnis.

Ganz anders, wenn sie friedlich gestimmt sind. Dann reden sie zum Beispiel über Memes und anderes Zeug aus dem Internet. Es kann sein, dass Sie dabei nur Bahnhof verstehen, aber keine Sorge: Das ist normal. Sie dürfen nun hoffen, dass die so gelockerte Stimmung in ein Gespräch mündet. Und wenn sie sich erst mal unterhalten, geben sie meist auch Einblick in ihr Innenleben, das sie sonst unter Verschluss halten. Das sind die Momente, für die eine Teenie-Mutter lebt, die Momente, die in der Forschung zu Quantensprüngen führen können.

So kann man zum Beispiel erfahren, wer in wen verliebt ist, wer mit wem Streit hat, wer raucht und Drogen konsumiert und wer nicht. Für eine Teenie-Mutter sind das wichtige Informationen, umso mehr ist jetzt Zurückhaltung angesagt. Vergessen Sie niemals, wie scheu – oder heftig – Teenager reagieren können, wenn sie glauben, von Erwachsenen überrascht zu werden. Sammeln Sie die Informationen, werten Sie sie in Ruhe aus und nutzen Sie sie nur, wenn es unbedingt nötig ist.

Ansonsten füttern Sie sie einfach mit Liebe und Verständnis. Und Sie werden den Tag erleben, an dem Sie den vormaligen Teenager plötzlich als normalen Erwachsenen antreffen.

Michèle Binswanger
Die studierte Philosophin ist Journalistin und Buchautorin. Sie schreibt zu Gesellschaftsthemen, ist Mutter zweier Kinder und lebt in Basel.

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