«Ich will Probleme selbst lösen»
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«Ich will Probleme selbst lösen»

Lesedauer: 2 Minuten

Tobi, 14, weiss, dass sie mit ihren Eltern Bettina und Fiona über alles reden kann – manches behält sie trotzdem lieber für sich.

Aufgezeichnet von Virginia Nolan
Bild: Marvin Zilm / 13 Photo

Tobi: «Seit der Pubertät bin ich viel öfter mit Freunden unterwegs, vor allem abends, und verbringe allgemein weniger Zeit mit meinen Eltern.»

Fiona: «Früher organisierten wir die freie Zeit. Jetzt meldet auch Tobi Pläne an und sagt, wann sie ausgehen, bei einer Freundin übernachten oder jemanden einladen möchte. Ich finde das eine schöne Entwicklung, dass ihre Persönlichkeit immer deutlicher spürbar wird.»

Bettina: «Man ist nicht nur körperlich auf Augenhöhe – ich finde es spannend, Tobis Meinung zu hören, ihre Sicht auf die Welt oder uns. Was aber auch stimmt: kleine Kinder, kleine Sorgen, grosse Kinder, grosse Sorgen. Ich meine, Eltern können eher helfen, wenn kleine Kinder Probleme haben. Für mich war es schwierig, zu merken, dass wir auf viele Herausforderungen, die Tobi begegnen, kaum mehr Einfluss haben. So meisterte sie bereits einige schwierige Situationen, in denen wir ihr gerne mehr Unterstützung geboten oder uns anderweitig für sie eingesetzt hätten – das wollte sie nicht.»

Oft sehen Eltern Dinge schlimmer, als sie sind.

Tobi, 14

Tobi: «Ich will Probleme selbst lösen. Ich kann mit meinen Eltern über alles reden, erzähle ihnen oft aus meinem Leben. Über Gefühle mag ich nicht so offen sprechen. Die Pubertät ist kein einfaches Alter. Man hat schwierige Gefühle, manchmal geht es einem nicht gut und man weiss nicht mal, warum. Wenn man darüber spricht, dann eher mit Gleichaltrigen.»

Fiona: «Deren Reaktion ist vielleicht hilfreicher als unsere, weil Eltern stark mitfühlen.»

Freizügige Kleidung – ein Reizthema

Tobi: «Sie überreagieren. Oft sehen Eltern Dinge schlimmer, als sie sind. Sie tun so, als hätte man ein Riesenchaos im Zimmer, dabei ist es halb so wild. Oder wenn ich mir die Haare färben oder Gelnägel machen lassen will: In unseren Diskussionen könnte man meinen, es gehe mir um zwei Meter lange Fingernägel. Auch ein Thema ist freizügige Kleidung: Ich verstehe die Bedenken von Eltern, finde aber nicht, dass es an uns Mädchen liegt, nicht zu viel Haut zu zeigen – sondern an Erwachsenen, sich bei dem Anblick im Griff zu haben.»

Fiona: «Es geht da aber noch um andere Themen wie Körperbilder, die Konkurrenz zwischen Mädchen, wer wie aussieht, oder Selbstwert, der nicht davon abhängen sollte. Die Pubertät bringt zudem viele Unsicherheiten mit sich – auch dahingehend ist man doch sehr exponiert mit so wenig Stoff.»

Bettina: «Auch Konsumfragen spielen mit rein: Wie viele Produkte brauchen wir, woher kommen die? Jugendliche haben da eine schwierige Situation: Einerseits sollen sie bewusst leben, andererseits werden sie auf allen Kanälen nonstop angeregt, Dinge zu kaufen.»

Tobi: «Diese Jugend müsse etwas verändern, heisst es. Es gibt grosse Erwartungen und wenig Verständnis: Man soll seine Stimme erheben, aber im Tram nicht zu laut sein, nicht konsumieren, aber immer das Neuste haben. Es richtig zu machen, scheint unmöglich zu sein.»

Virginia Nolan
ist Redaktorin, Bücherwurm und Wasserratte. Sie liebt gute Gesellschaft, feines Essen, Tiere und das Mittelmeer. Die Mutter einer Tochter im Primarschulalter lebt mit ihrer Familie im Zürcher Oberland.

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