Jungs in Pubertät: «Ich schäme mich, weil ich klein und dünn bin»
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«Ich schäme mich, weil ich klein und dünn bin»

Lesedauer: 3 Minuten

Der 13-jährige Elia wäre gern muskulöser. Doch obwohl er fleissig Sport macht, bleibt er schmächtig. Mit seinen Sorgen wendet er sich an unsere Expertin Sarah Zanoni.

Text: Sarah Zanoni
Bild: Adobe Stock

«Frag doch mal Sarah»

Ich bin klein und ziemlich dünn. Ich spiele Fussball im FC. Eigentlich esse ich immer viel. Aber trotzdem werde ich nicht schwerer und wachse nur wenig. Ich schäme mich deswegen, auch meine Kollegen nennen mich nur «Lauch». Was kann ich tun, um grösser und muskulöser zu werden?
Elia, 13 Jahre

Lieber Elia
Es gibt sehr viele Jungs in deinem Alter, die in derselben Situation sind wie du. Viele sind wie du besorgt, dass sie zu schmal und zu klein sind. Das ist aber in den allermeisten Fällen völlig normal. Und es ist auf jeden Fall kein Grund, sich zu schämen.

Im Gegensatz zu den Mädchen sind gleichaltrige Jungs in deinem Alter meist kleiner und leichter. Das kannst du bestimmt auch in deiner Klasse beobachten. Die Mädchen sind bis zu einem Kopf grösser als die Jungs. Und sie sind auch sonst schon weiter in der körperlichen Entwicklung. Das kommt daher, dass Mädchen ungefähr zwei Jahre früher in die Pubertät kommen als Jungs. 

Aber das wird sich bald ändern: ab etwa 14 Jahren fangen Buben richtig stark an zu wachsen. Du kannst dann bis zu zehn Zentimeter pro Jahr an Grösse zulegen. Jungs wachsen bis zum 19. Lebensjahr, manche sogar noch länger. Deshalb kann ich dir momentan nur sagen: Geduld, Geduld, Geduld!

Natürlich gibt es bei allen Jugendlichen Unterschiede. Die einen sind grösser oder schwerer als andere. Das hat auch mit der Vererbung zu tun. Wenn du unsicher bist, wie sich dein Körper in den nächsten Jahren entwickeln wird, solltest du zusammen mit deinen Eltern zu einem Kinder- und Jugendarzt gehen. Er oder sie wird dir ganz genau erklären können, wo du in der Entwicklung momentan stehst und wie es weitergehen wird.

Gleichzeitig mit dem Wachstum wirst du auch an Gewicht zulegen.

Dass dich deine Kumpels «Lauch» nennen, ist natürlich nicht okay. Oft wird so etwas als Neckerei einfach gesagt, ohne viel nachzudenken. Aber ich verstehe gut, dass dich das verletzt – vor allem, weil das Aussehen ein wichtiges Thema in der Jugendphase ist. Eigentlich möchte ich dir nun sagen, dass du den anderen Kindern erklären solltest, dass dich diese Bezeichnung verletzt. Aber leider mache ich häufig die Erfahrung, dass die Plagerei unter den Jungs dann oft nicht wirklich aufhört. Aber ein Versuch wäre es allemal wert, finde ich. Wenn diese Bemerkung hauptsächlich im Fussball gemacht wird, könntest du vielleicht einmal mit deinem Trainer darüber reden? 

Du sagst, dass du schon viel isst und trotzdem kaum zunimmst? Im Moment wird deine gesamte Energie für deine Aktivitäten – Fussball, Schule und anderes – verbraucht und natürlich als Vorbereitung fürs kommende Wachstum. Gleichzeitig mit dem Wachstum wirst du auch an Gewicht zulegen. Übrigens: beim Fussballtraining verbraucht man rund 800 Kalorien pro Stunde – das ist ziemlich viel! Mach weiter damit: Der Sport tut dir nicht nur gut, sondern trainiert deine Muskeln stetig – davon wirst du später profitieren. 

Es gibt immer mehr Jungs, die in der Pubertät mit Fitness- und Krafttraining anfangen, um Muskeln aufzubauen. Grundsätzlich ist dagegen nichts einzuwenden, aber jedes seriöse Fitnesscenter wird darauf bestehen, dass ein junger Mensch, der noch im Wachstum steckt, unbedingt professionell betreut werden muss bei der Auswahl der Geräte und Gewichte. Das gesamte Training sollte an das Alter angepasst werden, sonst riskiert man negative Folgen für den Körper. Also ist damit grosse Vorsicht geboten und ohne Einverständnis der Eltern läuft beim Fitnesscenter sowieso nichts.

Ich finde, dass du und alle anderen Jungs in deiner Lage einfach auf die natürliche Entwicklung vertrauen sollten. Du wirst grösser und schwerer werden – vielleicht schneller als du dir jetzt vorstellen kannst. 

Frag doch mal Sarah

In unserer Rubrik «Frag doch mal Sarah» beantwortet Jugendcoach Sarah Zanoni Fragen von Kindern und Jugendlichen.

Hast du auch eine Frage, die du ihr gerne stellen würdest? Dann sende eine E-Mail an online@fritzundfraenzi.ch oder kontaktiere uns auf unseren Social-Media-Kanälen.

Jugencoach Sarah Zanoni

Sarah Zanoni
arbeitet seit rund 20 Jahren als Jugendcoach mit Kindern und Jugendlichen aller Altersstufen. Sie hält Vorträge und Seminare rund ums Thema Kind und Jugend und hat Bücher dazu publiziert. Sie ist Mutter von zwei erwachsenen Töchtern und lebt im Kanton Aargau. Ihre Hobbys sind ihre Hunde, Krimis, Reisen und Schreiben.

Alle Texte von Sarah Zanoni

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