Mutig, stark und selbstbewusst dank Kinderyoga!

Bild: Carla Kogelman
Ooom! Der Trend hat auch die Kleinsten erreicht. Doch wie funktioniert Yoga mit Kindern? Wir haben einen Kurs besucht.
Diese Geschichte erzählt Kinderyogaleiterin Claudia Giacalone an einem Samstagmorgen im Yogastudio Raum der Achtsamkeit in Rupperswil. In einem Kreis auf ihren Yogamatten sitzen acht Kinder zwischen vier und neun Jahren und hören der Fantasiereise zu. Vor ihnen stehen, schön gruppiert, eine Schatztruhe, ein Zwerg, eine Kerze und viele, viele Muscheln. Diese Muscheln halten sich die Kinder ans Ohr. «Ich bi scho mal am Meer gsi», ruft da ein Kind. «Ich au», ruft ein anderes.
Still sein muss nicht sein
Heute ist es die Schildkröte. Man spricht darüber, was eine Schildkröte ist und wie sie aussieht. «Wie gseht ächt e Yoga-Schildchrot uus?», fragt Claudia Giacalone und zeigt die Yoga-Asana vor. Die Kinder begeben sich mit Begeisterung in die Position, die so manchem Erwachsenen schwerfällt. Und weil eine Schildkröte bekanntlich gern isst, essen alle gemeinsam ein paar imaginäre Salatblättchen. Dabei wird laut geschmatzt.
Kinderyoga ist spielerisch.
Yoga als Schulfach?
Aber auch an Schweizer Schulen hält Yoga Einzug. In einem Kindergarten in Zermatt etwa ist eine halbe Stunde pro Woche für Yoga reserviert. Ein Gymnasium in Biel bietet eine Yoga-Blockwoche an, und in einer Gemeinde im Kanton Aargau ist Yoga sogar als J&S- Kurs im Angebot. «Wichtig ist dabei, dass Kinder und auch Jugendliche erfahren, dass sie mehr sind als auf Leistung getrimmte Maschinen, dass sie einfach sein dürfen, dass sie ausschliesslich etwas für sich tun dürfen, und ohne dabei beurteilt zu werden», heisst es in der neusten Ausgabe des Yoga Journal, der Verbandszeitschrift der Schweizer Yogalehrer und -lehrerinnen.
Zeit fürs Kindsein schaffen
Den Atem beobachten? Das geht mit einem Papierschiff auf dem Bauch viel leichter.
Nach der Schlussentspannung und der Rückverzauberung in den Alltag darf jedes Kind mit einem Erzählstein sagen, wie es sich nun fühlt, was ihm gefallen hat und was nicht – wenn es möchte. Ein Händedruck und ein Namaste lassen die Stunde ausklingen. «Die Geschichte war sehr schön», sagt ein Mädchen. Und ein Junge findet am besten, «dass wir noch gemalt haben».
So üben Sie mit Ihrem Kind zu Hause Yoga:
- Suchen Sie sich einen schönen Platz, den Sie und Ihr Kind immer wieder für die Yogastunden nutzen.
- Schaffen Sie sich ein Ritual, mit dem Sie und Ihr Kind immer anfangen: zum Beispiel ein Glöckchen klingeln.
- Erwarten Sie von Ihrem Kind nicht, dass es Yoga übt wie ein Erwachsener. Yogaübungen wirken bei einem Kind viel schneller und das Kind weiss oft selbst, was es braucht.
- Lassen Sie Ihr Kind die Asana (Körperstellung) aussuchen, zum Beispiel aus einem Buch, oder lesen Sie eine Yogageschichte vor, die Asanas beinhaltet.
- Korrigieren Sie nicht an Ihrem Kind herum, denn im Yoga gibt es kein Richtig oder Falsch.
- Yoga mit Ihrem Kind sollte am Anfang nicht länger als zehn Minuten dauern.
- Seien Sie nicht enttäuscht, wenn Ihr Kind nach fünf Minuten aufhören möchte. Freuen Sie sich stattdessen, dass es fünf Minuten Yoga gemacht hat.
- Unruhige Kinder, denen Stillsitzen zu langweilig wird, werden neugierig und aktiv, wenn etwas Spannendes passiert. Nehmen Sie zum Beispiel einen Strohhalm und pusten ein Wattebällchen von einer Raumseite zur anderen.
- Die Endentspannung mit Kindern dauert oftmals nicht länger als zwei Minuten. Auch hier können die Kinder mit offenen Augen lauschen. Die Entspannung tut auch so ihre Wirkung.
4 Fragen an Ursula Salbert, Yogalehrerin und Ausbildnerin für Kinderyoga
Frau Salbert, warum tut Yoga Kindern gut?
Was kann Yoga nicht?
Gibt es Einschränkungen?
Worauf müssen wir als Eltern bei der Auswahl eines Kinderyoga-Kurses achten?
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