«Die Natur ist die beste Lebensschule»
Das Projekt IF Plus will Jugendliche in ihren Sozialkompetenzen stärken und verbringt deshalb einen Morgen pro Woche mit ihnen in der Natur. Mitgründerin Jolanda Bienz erzählt.
Frau Bienz, was will das Projekt IF Plus?
Kinder in wichtigen Selbst- und Sozialkompetenzen wie beispielsweise Emotionskontrolle, Durchhaltevermögen, Selbstvertrauen, Frustrationstoleranz sowie in Konflikt- und Teamfähigkeit stärken. Heilpädagogin Monika Pfyl und ich haben das Projekt vor acht Jahren ins Leben gerufen und mit der Schule Wolhusen umgesetzt. IF Plus integriert die Strukturen eines Timeouts, also einer produktiven Auszeit vom Unterricht, in die Schule. Kinder, die das Projekt besuchen, verbringen einen Morgen pro Woche mit uns in der Natur. Manche drei Monate, andere jahrelang.
Wer ist die Zielgruppe?
Grundsätzlich steht IF Plus allen Kindern offen, die an Themen, wie ich sie vorhin beschrieben habe, arbeiten wollen. Ob auffällig, hochbegabt, schüchtern oder verunsichert: Alle Kinder finden in der Natur Antworten auf ihre Herausforderungen. Sie ist in vielen Fragen die beste Lebensschule.
Manche Kinder müssen Ängste überwinden, weil sie noch nie auf Trampelpfaden gewandert sind oder einen Bach überquert haben.
Wie läuft so ein Morgen ab?
Wir entscheiden gemeinsam, wo es hingeht, dann folgt der Fussmarsch in den Wald. Meist gehen die einen einkaufen, während die anderen das Feuer vorbereiten. Für die Gruppe planen, Besorgungen erledigen, Holz suchen und spalten, Feuer machen und kochen: All dies fördert die Selbstwirksamkeit, das Gefühl, etwas zu bewirken.
Gerade Kinder, die im Schulkontext wenig Bestätigung erfahren, merken in der Natur, dass sie sehr wohl etwas können. Ausser gemeinsamem Kochen gibt es kein Programm. Diesen Freiraum auszuhalten, macht anfangs vielen Mühe, genauso wie der Fussmarsch oder Wetterlaunen. Manche Kinder müssen Ängste überwinden, weil sie noch nie auf Trampelpfaden gewandert sind oder einen Bach überquert haben. Einigen fällt es schwer, für sich einzustehen, andere wiederum machen die Erfahrung, dass sie sich auch mal zurücknehmen müssen, um ans Ziel zu kommen.
Auch, wenn das Miteinander mal schwierig ist, bleibt unsere Botschaft an die Kinder dieselbe: Wir haben sie gern und schenken ihnen unser Vertrauen. Wir beraten und begleiten mittlerweile auch Schulen, die sich für IF Plus interessieren. Mittlerweile sind es über 30 schweizweit, die bei uns hospitiert oder das Konzept in eigener Sache umgesetzt haben.
Mehr Informationen: www.ifplus.ch