So wirkt sich Sport positiv auf das Lernen aus
Bewegung und Spiele können Kindern dabei helfen, ihr Verhalten und ihre Emotionen zu regulieren – und sich somit besser zu konzentrieren.
Bei körperlichen Aktivitäten wie Bewegungsspielen oder Sport lernen Kinder, ihr Verhalten und ihre Emotionen zu regulieren. Das kommt ihnen beim Lernen zugute. Diesen Zusammenhang können Schulen und Eltern nutzen, indem sie ihre Kinder ermuntern, an altersgemässen Spielen und sportlichen Aktivitäten teilzunehmen.
Die Einschränkungen während Covid-19 hatten tiefgreifende Auswirkungen auf alle Aspekte des Lebens von Kindern – sowohl geistig als auch körperlich. Als die Schulen schlossen, ging die körperliche Aktivität zurück. Unglücklicherweise war der Effekt bei benachteiligten Kindern am grössten, da sie weniger Zugang zu sicheren offenen Räumen für Spiele und Bewegung haben.
Nur wenn Kinder ihr Verhalten regulieren können, sind sie in der Lage, bestimmte Ziele zu erreichen.
Körperliche Aktivität wirkt sich nicht nur positiv auf die physische Gesundheit und das geistige Wohlbefinden aus, sondern verbessert auch die Fähigkeit, sein Verhalten und seine Emotionen zu regulieren. Und nur wenn Kinder ihr Verhalten regulieren können, sind sie in der Lage, ihre Handlungen zu kontrollieren und bestimmte Ziele zu erreichen, wie beispielsweise im Unterricht die Hand zu heben, anstatt die Antwort einfach in die Klasse zu rufen.
Ausserdem brauchen Kinder die Fähigkeit zur Regulation ihrer Emotionen, um ihre Gefühle zu kontrollieren und in angemessener Weise auszudrücken. Damit ein Kind etwa nicht gleich zu streiten beginnt, wenn es eine Meinungsverschiedenheit mit anderen hat.
In einer aktuellen gemeinsamen Studie mit Michelle Ellefson habe ich die Verbindung zwischen körperlicher Aktivität, Selbstregulierung und Lernerfolg bei über 4000 Kindern untersucht. Bei Siebenjährigen liess sich ein Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und einer verbesserten Fähigkeit zur Regulierung von Emotionen nachweisen.
Eine bessere Regulierung von Emotionen wird wiederum mit besseren Testresultaten für Lesen und Mathematik in Verbindung gebracht. Bei elfjährigen Kindern liess sich ein Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und einer verbesserten Regulierung des Verhaltens nachweisen, was in Verbindung mit besseren schulischen Leistungen steht.
Die Forschungsergebnisse weisen also darauf hin, dass körperliche Aktivität zu besserem Schulerfolg führt, indem sie verschiedene Arten von Selbstregulierung in verschiedenen Altersklassen beeinflusst.
Spiele und Sport können dazu beitragen, die Unterschiede in der Lernleistung von Kindern aus verschiedenen sozialen Schichten zu reduzieren.
Interessanterweise scheint der Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und der Fähigkeit zur Selbstregulierung bei benachteiligten Kindern stärker zu sein als in der Vergleichsgruppe. Die Resultate unserer Studie legen den Schluss nahe, dass benachteiligte Kinder von körperlicher Aktivität am meisten profitieren.
Wir glauben, dass Spiele und Sportarten, welche die Aufmerksamkeit oder Konzentration auf eine Aufgabe fördern, dazu beitragen können, die Unterschiede in der Lernleistung von Kindern aus verschiedenen sozialen Schichten zu reduzieren.
Wer mit seinen Kindern spielt, bietet ihnen ein Lernfeld
Lehrpersonen können diesen Effekt nutzen, indem sie geeignete Spiele im Sportunterricht einbauen, während Eltern mit ihren Kindern zu Hause spielen können.
In der frühen Kindheit sind Spiele, die eine Regulierung der Emotionen verlangen, ganz besonders hilfreich. Gute Beispiele sind die Spiele «Sesseltanz» und «Musikalische Statuen». Dabei bewegen sich die Kinder zu Musik, sobald diese stoppt, müssen sie sich schnell auf einen der Stühle setzen oder mitten in der Bewegung erstarren und so ihre Bewegungen kontrollieren. Ein Kind, das ausscheidet, lernt darüber hinaus, seine Emotionen im Zaum zu halten.
Der BOLD Blog, eine Initiative der Jacobs Foundation, hat sich zum Ziel gesetzt, einer weltweiten und breiten Leserschaft näherzubringen, wie Kinder und Jugendliche lernen. Spitzenforscherinnen wie auch Nachwuchswissenschaftler teilen ihr Expertenwissen und diskutieren mit einer wissbegierigen Leserschaft, wie sich Kinder und Jugendliche im 21. Jahrhundert entwickeln und entfalten, womit sie zu kämpfen haben, wie sie spielen und wie sie Technologien nutzen.
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Spiele, die auf Zusammenarbeit basieren, sind ebenfalls hilfreich. Bei einem dieser Spiele hält sich ein Kind die Augen zu und wird von einem anderen Kind auf einem Weg geführt. Die beiden müssen auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten und ihre Emotionen kontrollieren, wenn die Aufgabe schwierig wird.
Dies hilft ihnen, ihre Emotionen letztendlich besser zu regulieren. So lassen sie sich im Klassenzimmer weniger von ihren Emotionen hinreissen und können sich besser auf die vor ihnen liegende Aufgabe konzentrieren.
Die auf dem Spielfeld gelernte Verhaltenskontrolle kann in die Schule übertragen werden.
Wenn Kinder ins Jugendalter kommen, können Schulen und Eltern sie dazu ermuntern, an Vereinssportarten teilzunehmen, wo sie ihr Verhalten kontrollieren müssen. Beim Netzball müssen die Spielerinnen beispielsweise stehenbleiben, sobald sie den Ball halten, ihn anderen Spielern zielgenau zuwerfen oder in das Netz spielen können.
Die auf dem Spielfeld gelernte Verhaltenskontrolle könnte auf das Klassenzimmer übertragen werden. Schülerinnen könnten also ihr Verhalten während der Lektionen kontrollieren und der Versuchung widerstehen, mit ihren Klassenkameraden zu spielen, anstatt zu arbeiten.
Es sind noch weitere Studien nötig, aber die bisherige Forschung weist auf einen vielversprechenden Zusammenhang zwischen der Teilnahme an Teamsportarten und besseren schulischen Leistungen hin.