In der Adoleszenz ist aggressives Verhalten in der Regel weniger häufig zu beobachten. Im Gegensatz zu kleinen Kindern, die Emotionen oder Impulse direkt ausdrücken, werden im Laufe der Jahre Selbstkontrolle und hemmende Mechanismen gelernt. Allerdings fällt das aggressive Verhalten oft heftiger aus als im Kleinkindalter, bedingt durch zunehmende körperliche Kraft, mehr Freiheiten ausser Haus und grössere finanzielle Ressourcen.
Aggressive Kinder – was ist normal?

Das Wichtigste zum Thema
- Aggressives Verhalten ist stark alters- und geschlechtsabhängig.
- Nicht nur physische Angriffe fallen unter Aggressionen, sondern auch verbale Gewalt, Mobbing und Diebstähle. Eine Studie belegt, dass acht Prozent der unter 17-Jährigen aggressiv sind.
- Eine Krise im sozialen oder familiären Umfeld des Kindes kann ein Auslöser für aggressives Verhalten sein. Auch genetische Faktoren spielen eine Rolle.
- Holen Sie Hilfe: Konkrete Tipps und wann Sie Unterstützung holen sollten im Umgang mit einem aggressiven Kind.
Welche Form von aggressivem Verhalten bei Kindern auftritt, ist stark altersabhängig. Bereits Säuglinge ab rund sechs Monaten können Ärger ausdrücken, sie verfolgen jedoch keine Schädigungsabsicht. Im zweiten und dritten Lebensjahr hingegen sind Wutanfälle und aggressives Verhalten nicht ungewöhnlich und richten sich oft gezielt gegen Erwachsene und andere Kinder.
Ab dem Grundschulalter sind geschlechtstypische Muster bei der Aggressionsäusserung sichtbar: Buben scheinen eher offene und körperliche Formen von Aggression zu zeigen. Bei Mädchen hingegen kommen häufiger verdeckte sowie verbale Formen vor. Beispiele sind Lügen und die Verbreitung von Gerüchten, etwa um einer Person zu schaden oder sie auszuschliessen.
Aggressives Verhalten bei Kindern und Jugendlichen
Unter oppositionellem Trotzverhalten wird wiederholt trotziges, ungehorsames und verweigerndes sowie feindseliges Verhalten gegenüber Autoritätspersonen zusammengefasst.
Auch dies zählt zu aggressivem Verhalten, da oppositionelle Kinder schnell wütend reagieren und ausrasten und sich Regeln widersetzen. In Abgrenzung dazu tendieren Kinder mit einer Störung des Sozialverhaltens zu Einschüchterungen, Körperverletzung, Waffengebrauch und Tierquälerei.
beobachten, in der Adoleszenz die gravierendste Ausprägung.
Eine Diagnose im Sinne einer Verhaltensstörung wird deshalb erst in Betracht gezogen, wenn Aggression häufiger sowie mit schwerwiegenderen Folgen auftritt als bei anderen Kindern und es für die Entwicklungsstufe des Kindes angemessen wäre. Das Verhalten muss über einen Zeitraum von sechs Monaten auftreten und familiäre, soziale oder schulische Bereiche drastisch beeinträchtigen.
Aggressives Verhalten von Kindern kann viele Gründe haben
Zweifel an der Zuneigung
Ein weiterer möglicher Auslöser von aggressivem Verhalten kann eine Krise im sozialen Umfeld des Kindes sein, beispielsweise Konflikte in der Paarbeziehung der Eltern oder Stress in der Familie. Dies bedeutet nicht, dass alle partnerschaftlichen Konflikte oder Stress dazu führen, dass ein Kind aggressiv wird. Es wurde aber festgestellt, dass Kinder in Familienkrisen eher zu aggressivem Verhalten neigen.
Familien in Belastungssituationen sind besonders gefährdet, da schwere Belastungen das Erziehungsverhalten und die Kapazität der Eltern beeinflussen. Zeigen die Eltern selbst manchmal aggressives Verhalten, wird dies zu einer hohen Wahrscheinlichkeit vom Kind übernommen, auch wenn die Situationen verschieden sind oder sich die Aggression nicht gegen das Kind, sondern gegen Erwachsene richtet. Weitere Ursachen sind Vernachlässigung und Misshandlung, manchmal jedoch auch eine Veränderung der Lebenssituation wie zum Beispiel ein Umzug in eine neue Stadt und ein Schulwechsel.
ist ein typisches Merkmal
der frühen Kindheit und
der Adoleszenz.
Darüber hinaus scheinen impulsive Jugendliche weniger schnell aus ihren Erfahrungen zu lernen und Konsequenzen schlechter abschätzen zu können. Das Kind wird schnell zum Störelement seines sozialen Umfeldes, es wird als aggressiv und unkontrollierbar erlebt. Nicht selten ist das Kind deshalb weniger beliebt und wird selbst Opfer aggressiver Handlungen. Es kann ein Teufelskreis der Aggression und Unbeliebtheit entstehen.
Was können Eltern von aggressiven Kindern konkret machen?
Ein weiterer Teufelskreis: Intensive Kinder mit beanspruchendem Verhalten sorgen für gestresste und/oder überanstrengte Eltern. Ist dieser Punkt erreicht, wird es schwierig, sensibel auf das Kind einzugehen, immer angemessen zu reagieren und emotional verfügbar zu bleiben. Kinder spüren solche Veränderungen. Oft versuchen sie, emotionale Aufmerksamkeit durch Provokation zu erlangen.
Langfristig bewirkt aggressives Verhalten bei Kindern eine Einschränkung ihres Verhaltens und verhindert dadurch die Ausbildung der Fähigkeit, ein Problem konfliktfrei zu lösen. Es wird empfohlen, extremes Verhalten so früh wie möglich mit einer Fachperson zu besprechen. Aggressive Kinder haben ein hohes Risiko, von Gleichaltrigen abgelehnt zu werden, sowie für schulischen Misserfolg.
Nicht vergessen: Sprechen Sie mit Ihrem Kind
Es ist wichtig, dass Eltern mit dem Kind üben, wie es Konflikte anders lösen kann. Hierbei ist konsequentes Reagieren und Intervenieren bedeutsam. Die Hilfestellung für alternative Umgangsweisen und Lob dafür sowie die eigene Vorbildhaltung sind erfolgversprechend, denn auch die Kinder sind oft mit ihrer eigenen Reaktion nicht wirklich glücklich. Das Kind zu fragen, was es braucht und zugrunde liegende Probleme zu ermitteln, gibt Aufschluss über mögliche Lösungen. Deshalb muss das Kind unbedingt miteinbezogen werden.