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Wenn Kinder ihre Eltern bedrohen und schlagen

Bild: Meyer / Tendance Floue

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Laut US-Studien sind gut 14 Prozent der Eltern von «Parent Battering» betroffen. Eine Untersuchung der Technischen Universität Darmstadt spricht von 16 Prozent aller 14- bis 17-Jährigen, die verbale, psychische oder physische Gewalt gegen ihre Eltern ausüben. Ab 18 Jahren sinkt dieser Anteil auf 5,2 Prozent, dafür werden die Gewalttaten schwerer.

Weshalb kommt es zur Gewalt gegen die eigenen Eltern?
Unter den Betroffenen sind Familien mit Migrationshintergrund genauso oft vertreten wie Schweizer Eltern, niedrig Qualifizierte genauso oft wie gut ausgebildete Eltern aus sozioökonomisch starken Schichten. «Was die meisten Opfer verbindet, ist ein Erziehungsstil, bei dem eine klare und liebevolle Führung fehlt und das Kind somit zu wenig Halt und Orientierung bekommt», so Britta Went. «Oft haben diese Kinder von klein auf alles bekommen, was sie sich wünschen, und die Eltern haben den Überblick verloren.»
Viele Eltern holen zu spät Hilfe!
«Vorzeichen, dass etwas ausser Kontrolle geraten könnte, zeigen sich meist schon sehr früh», sagt Haim Omer. Dem pflichtet Britta Went bei: «Schon 4-Jährige greifen ihre Eltern an oder versuchen, sie zu erpressen. Einmal rief eine alleinerziehende Mutter an, deren kleiner Sohn immer, wenn ihm etwas nicht passte, aufs Sofa stieg und Salz ausleerte – sie hatte regelrecht Panik vor dieser Situation.» Die meisten Eltern warten viel zu lange, bis sie Hilfe holen. Zum einen, weil sie dem Nachwuchs bis zu einem gewissen Alter noch körperlich überlegen sind, zum anderen aus purer Scham.
Britta Wents Appell an Eltern, die fürchten, die Kontrolle über ihr Kind zu verlieren: «Je früher man sich Hilfe holt, desto eher kann eine problematische Entwicklung gestoppt werden.» Viele Eltern erhoffen sich vom Elternnotruf ein Patentrezept, das sofort funktioniert. Sie muss Brent enttäuschen: «So geht das leider nicht. Aber es ist auf jeden Fall bedeutend einfacher, wenn sich nicht bereits eine Spirale aus seelischer und/oder körperlicher Gewalt entwickelt hat, aus der alle nicht mehr so leicht herauskommen.»
Wie sieht die Reaktion der betroffenen Eltern aus?
Belohnen und Strafen steht der Psychologieprofessor kritisch gegenüber – «sie beschleunigen solche Gewaltspiralen in den meisten Fällen.» Sie seien allerdings in keiner Gesellschaft ganz auszuschliessen. «Die Erziehung darf aber nicht ausschliesslich darauf basieren, sonst wird es kontraproduktiv», so der Autor.
Strafen und Loben sind kontraproduktiv
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