Gamen: «Sobald mein Sohn ein Gerät erwischt, gehts los» - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Gamen: «Sobald mein Sohn ein Gerät erwischt, gehts los»

Lesedauer: 2 Minuten

Yanik, 8, hat sich bei Andrin, 14, abgeschaut, wie man Fortnite spielt, und gamt schon wie ein Grosser. Das führt zuweilen zu Stress zwischen den Eltern Saskia und Michael.

Aufgezeichnet von Mirjam Oertli
Bild: Herbert Zimmermann / 13Photo

Andrin: «Im Moment spiele ich Fifa. Meist eineinhalb Stunden nach der Schule, dann mache ich Pause, dann game ich nochmals. Es gibt aber auch Tage, an denen ich nicht game.»

Michael: «Wirklich? Ich sehe ja die Bildschirmzeit und merke, jetzt war er schon wieder vier Stunden dran.»

Saskia: «Wenn er dann ausschalten muss, ist er schnell auf 180. Auch wenn er verliert.»

Michael: «Ich dachte auch schon mal, eine Elefantenherde renne herum, so ausgerastet ist er. Einmal hat er die Playstation kaputt gemacht.»

Andrin: «Das war nur ein Kratzer. Aber wenn in der 88. Minute eines Spiels das WLAN abbricht, macht das halt hässig. Und ja, man will nicht aufhören, sondern weitermachen, Belohnungen bekommen, gewinnen …»

Yanik: «Früher, als Andrin Fortnite gespielt hat, habe ich manchmal mitgespielt.»

Saskia: «Fortnite ist nichts für Yaniks Alter. Aber er sieht halt alles bei Andrin und sobald er ein Gerät erwischt, gehts los und er spielt wie ein Grosser.»

Manchmal ist es auch praktisch, ihn kurz gamen zu lassen. Gerade wenn ich im Homeoffice bin.

Saskia

Yanik: «Ich mag Spiele, bei denen man schnell sein muss. Oder Gruselsachen. Oder Fortnite.»

Michael: «Man merkt es immer, wenn es plötzlich ruhig ist. Dann geht man in die Stube und sieht ihn völlig konzentriert an der Playstation sitzen.»

Saskia: «Manchmal ist es auch praktisch, ihn kurz gamen zu lassen. Gerade wenn ich im Homeoffice bin. Zuzugeben, dass man sich so etwas Ruhe verschafft, ist ein Tabu. Dabei merke ich oft, dass es bei anderen ähnlich läuft. Natürlich ist es nicht gut.»

Michael: «Mich macht es hässig, wenn ich heimkomme und den Kleinen bei schönstem Wetter an der Playstation vorfinde. Oder wenn Andrin am Wochenende nur im Zimmer gamt, womöglich mit geschlossenen Storen. Oft geraten auch Saskia und ich dann aneinander, weil sie findet: ‹Musst du immer motzen?›»

Ich bin nicht der Einzige, der gamt. Alle Buben in meinem Alter sind so.

Andrin

Saskia: «Du kommst aber auch heim und fragst als Erstes: Sind sie wieder am Gamen? Dabei spielen sie vielleicht seit zehn Minuten. Aber ja, manchmal bin ich zu lieb, weil ich nicht schon wieder Diskussionen will.»

Michael: «Ja, die Diskussionen nehmen viel Raum ein. Noch dazu gibt Andrin manchmal den ganzen Jugendlohn aus, letzten Monat 100 Franken, um bei Fifa Spieler einzukaufen. Und Yanik scheint manchmal so nervös, wenn er in diesem Game-Modus ist.»

Yanik: «Aber bei Fortnite bin ich richtig gut im Waffensuchen, manchmal besser als Andrin.»

Gamen verbessert die Reaktion

Michael: «Ja, ich staune über seine Fingerfertigkeit und wie schnell er reagiert.»

Andrin: «Die Reaktion wird durchs Gamen definitiv besser. Wenn beim Velofahren eine Fliege in mein Gesichtsfeld kommt, schliessen sich meine Augen viel schneller als früher. Aber Yanik soll draussen spielen. Ich habe das früher zu wenig geschätzt. In meinem Alter kannst du fast nicht mehr ohne Gerät raus. Und immer ist einer dabei, der nur am Handy hockt.»

Saskia: «Bei Andrin macht es langsam klick. Zudem ist er nicht nur am Gamen, sondern geht dreimal pro Woche ins Fussballtraining und hat an Wochenenden oft Matches.»

Andrin: «Und ich bin nicht der Einzige, der gamt. Alle Buben in meinem Alter sind so.»

Mirjam Oertli
ist freie Journalistin und Buchautorin («Wer auf dem Handy kein gratis Internet hat, ist tot!», «Jetzt stellen Sie doch das Kind mal ruhig!»). Sie ist Mutter von zwei Teenagern und einem Primarschulkind und lebt mit ihrer Familie in Luzern.

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