Wie kann ich mein Kind für Datenschutz sensibilisieren? - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Wie kann ich mein Kind für Datenschutz sensibilisieren?

Lesedauer: 3 Minuten

Auf diese und acht weitere Fragen gibt das Kapitel «Sicherheit und Medien» des Dossiers «100 Fragen – 100 Antworten zum Thema Medien» Antwort.

Fragen und Umsetzung: Thomas Feibel
Bilder: Joël Hunn

Soll ich die Internetnutzung zu Hause inhaltlich und zeitlich einschränken?

Unbedingt. Ich finde es aber sehr wichtig, dass Eltern zu Beginn auch gut begründen, warum sie das tun. Nur darf diese technische Lösung nicht über einen längeren Zeitraum geschehen. Stattdessen sollten Eltern ihren Kindern immer mehr vertrauen, sie zu grösserer Eigenständigkeit erziehen und ihnen mehr Verantwortung übertragen. Es ist prinzipiell die Aufgabe von Müttern und Vätern, ihre Kinder zu autonomen Wesen zu erziehen. 
Stefan Aufenanger

Wie kann ich mein Kind vor ­ver­störenden ­Bildern im Internet schützen?  

Es wird uns nicht gelingen, das Internet abzuschalten. Ob wir das wollen, sei auch mal dahingestellt. Ich habe aber das Gefühl, dass gerade an Schulen viel Prävention und Diskussion über Rechte, Schutz und Mobbing stattfindet. Aber wir dürfen in der Aufklärung nicht nachlassen.
Ulla Autenrieth

Für Jugendliche ist es relativ leicht, an Spiele heranzukommen, für die sie noch zu jung sind.

Daniel Betschart

Warum sollte mein Kind die Kamera seines Computers abkleben?

Wir wissen nie, wer einen durch die Kamera beobachten kann. Es gibt inzwischen auch kleine Schieberegler, die die Kamera verdecken.
Thomas Feibel

Wie ist der aktuelle Stand in Sachen Kinder- und Jugendmedienschutz?

Wir sind dran. Es wird ein neues Gesetz im Bereich Videospiele und Filme geben, das zurzeit noch erarbeitet wird. Aktuell gibt es aber freiwillige Abmachungen unter den Händlern. Zum Beispiel, dass man sich bei Games an die Alterskennzeichen der Pan-European Game Information PEGI hält und keine Spiele mit PEGI 18 an unter 18-Jährige verkauft werden.

Das funktioniert über die Ladentheke recht gut. Aber wir sind mit der Herausforderung konfrontiert, dass die meisten Games online gespielt werden können. Für Jugendliche ist es relativ leicht, auch an Spiele heranzukommen, für die sie noch zu jung sind.
Daniel Betschart

Was sollte ich meinem Kind zum Thema Datenschutz erklären?

Eltern sollten ihren Kindern vermitteln, welche Datenspuren sie im Netz hinterlassen. Kinder sollten ein Pseudonym oder einen Übernamen verwenden, um sich zu schützen. Daten haben eine noch viel grössere Bedeutung.

Wenn man «Minecraft» spielt, fallen über das Spielen viele Daten an, zum Beispiel wann und wie genau gespielt wurde. Daraus lässt sich die Frage ableiten, was andere Menschen mit diesen Daten anstellen. Dieses Problem kann Kindern überall begegnen, zum Beispiel im Klassenchat. «Wenn der Marvin dies und das über dich weiss, was macht er damit, wenn er mal einen schlechten Tag hat oder ihr Streit habt?»

Wir sollten Kindern und Jugendlichen zeigen, welche Informationen es gibt, und sie dafür sensibilisieren. Der Umgang mit Daten ist dann nicht mehr ein rechtliches Thema, sondern eine Frage der Empathie.
Martin Steiger

Wie kann ich mein Kind für das Thema Datenschutz sensibilisieren? 

Wird über Datenschutz in den Medien berichtet, geht es häufig um schlechte Erfahrungen wie nervige Cookie-Banner oder Datenlecks. Das Thema ist anstrengend und da­rum Kindern schlecht vermittelbar. Wenn mit Ängsten argumentiert wird, bleibt der Erfolg meist aus. Die Bedenken stehen im Widerspruch zur positiven Alltagserfahrung gerade von Kindern und Jugendlichen.
Martin Steiger

Geht es um ein Treffen mit einer Person, die das Kind online kennengelernt hat, ist grösste Vorsicht geboten.

Daniel Betschart

Mein Sohn belastet etwas. Er möchte sich mir aber nicht anvertrauen. An wen kann er sich wenden?

Wir bieten unter der kostenlosen Notrufnummer 147 eine 24-Stunden-Hotline an. Man kann auch chatten, SMS oder Mails schreiben. Die Anrufer haben viele Themen: von Streit mit Geschwistern oder Eltern bis zum geplatzten Kondom. Es geht auch um Cybermobbing, Suizidgedanken oder psychische Probleme. Es antworten professionelle Beraterinnen und Berater, die sich um diese Fragen kümmern und den Kindern weiterhelfen. 
Daniel Betschart

Mein Kind möchte fremde Personen aus dem Netz treffen. Was raten Sie? 

Geht es um ein Treffen mit einer Person, die das Kind online kennengelernt hat, ist grösste Vorsicht geboten. Ich würde das Treffen zwar nicht verbieten, aber entsprechende Vorsichtsmassnahmen treffen und das Kind nur in Begleitung der Eltern, eines älteren Geschwisters oder eines guten Freundes gehen lassen. Ein solches Treffen sollte stets an einem öffentlichen Ort stattfinden, wo viele andere Leute sind. 
Daniel Betschart

Welche Materialien empfehlen Sie für einen sorgsamen Umgang mit Daten?

Als Team von medienpädagogischen Fachpersonen der Pädagogischen Hochschule Zürich entwickeln wir zusammen mit der kantonalen Datenschutzbeauftragten eine kostenlose Online-Lehrmittelreihe, die einen klaren medienpädagogischen Ansatz hat und auf das Kennenlernen der Bedeutung und des Rechts auf Privatsphäre abzielt. Es ist eine Einführung in ein komplexes Thema mit dem Ziel, dass Heranwachsende vom Kindergartenalter an lernen, selbstbestimmt digital unterwegs zu sein. Mehr Infos unter: www.datenschutzlernen.ch.
Friederike Tilemann

100 Fragen und 100 Antworten: Hier erfahren Sie mehr über die Expertinnen und Experten aus unserem grossen Mediendossier.

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