Gamen: Unser Thema im Juli und August
Der Nachwuchs an der Konsole löst bei Eltern oft Ärger und Sorge aus. Wir zeigen, mit welchen Spielregeln sich das Reizthema entschärfen lässt. Chefredaktor Nik Niethammer stellt Ihnen das Dossier Gamen und weitere Themen der Juli/August-Ausgabe vor, die am Mittwoch, 3. Juli 2024, erscheint. Sie können das Heft auch online bestellen.
Unser Sohn ist 14, und ja: Er gamt. Nicht wie besessen, nicht Tag und Nacht. Aber doch mit Hingabe und Leidenschaft. Keine Ballerspiele. Aber Minecraft. Das ist eine Art digitales Lego, bei dem es darum geht, sich eigene Welten zu erschaffen, Häuser zu bauen und sich gegen Gegner zu verteidigen.
Ich selbst bin kein Gamer. Ich habe nie eine Playstation besessen; abgesehen von einer kurzen Tetris-Phase ist die Gaming-Welt für mich ein schwarzes Loch. Der oft gehörte Rat von Expertinnen und Experten – «Zeigen Sie Interesse. Lassen Sie sich erklären, was Ihr Kind spielt» – kostet mich einige Überwindung.
Was macht digitale Spiele für Kinder und Jugendliche so attraktiv? Unser Sohn formuliert es so: «Wenn ich Minecraft spiele, verbinde ich mich mit einer Welt, in der fast alles möglich ist. Ich kann meine Fantasie ausleben, kann selbst entscheiden, was ich als Nächstes baue, ohne Vorgaben und Einschränkungen. Das ist schon ziemlich cool.»
Sollen wir Eltern uns entspannt zurücklehnen, wenn der Sohn sich digital austoben will? Machen wir uns zu viele Sorgen, wenn die Tochter lieber virtuelle Hühner betreut als draussen spielt? Schliesslich stärken auch Computerspiele den sozialen Austausch, fördern visuelle Kompetenzen und verbessern die Koordination.
Diesen Fragen ist meine Kollegin Mirjam Oertli in ihrem lesenswerten Dossier «Gamen» nachgegangen. Sie hat mit Fachleuten gesprochen, Studien ausgewertet, viele wertvolle Tipps für Eltern zusammengetragen. Und sie hat drei Familien besucht, in denen regelmässig gezockt wird. Wie sehr Eltern beim Thema Gamen hadern, verdeutlicht die Aussage von Saskia, Mutter von zwei Buben, 8 und 14 Jahre alt: «Manchmal ist es praktisch, sie gamen zu lassen. Gerade, wenn ich im Homeoffice bin. Zuzugeben, dass man sich so etwas Ruhe verschafft, ist ein Tabu. Dabei merke ich oft, dass es bei anderen ähnlich läuft. Natürlich ist das nicht gut.»
Ich wünsche Ihnen Nerven wie dreifach gedrechselte Drahtseile, wenn Sie mit Ihrem Kind das nächste Mal in den «gaming-infight» gehen.
Herzlichst,
Ihr Nik Niethammer
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