Wie man mit Kindern übt, Frust zu ertragen
Für viele Eltern und Lehrpersonen eine bekannte Frage. Und eine grosse Herausforderung. Klar ist, dass nicht Sie als Eltern das in den Griff bekommen sollen, sondern Ihr Sohn oder Ihre Tochter selber. Aber natürlich müssen Sie, liebe Eltern, und wir Lehrpersonen dem Kind dabei helfen. Dazu braucht es erstens eine Grundhaltung, dass Konflikte gewaltfrei zu lösen sind, und zweitens ein nicht wertendes Verständnis dafür, wie die Wut zustande kommt. Alle Gefühle, auch negative wie Ärger und Wut, sind berechtigt. Aber die Form, wie sie ausgedrückt werden, soll zivilisiert und fair sein. Das muss und kann man lernen.
Ab wann sollten Kinder Frust aushalten können?
Was ist Frustrationstoleranz? Es ist die Fähigkeit, mit Enttäuschungen umzugehen. Sie gehört neben anderen Kompetenzen wie zum Beispiel Beziehungs- und Konfliktfähigkeit oder auch Einfühlungsvermögen zum Bereich der emotionalen Intelligenz. Emotionale Intelligenz bedeutet, dass man seine Gefühle wahrnehmen kann, ohne von ihnen überwältigt zu werden. Und dass man auch die Gefühle anderer erkennen und respektieren kann.
Wie aüssert sich eine zu niedrige Frustrationstoleranz?
Das Kind lernt so, dass es mit seiner bockigen Haltung Erfolg hat. Wie soll es wissen, dass ein ähnliches Verhalten später in der Schule weniger Erfolg verspricht und es bei den Mitschülerinnen und Mitschülern und bei den Lehrpersonen nicht mit derselben elterlichen Nachsicht rechnen darf?
Mangelnde Frustrationstoleranz äussert sich häufig auch beim Kontakt mit anderen Kindern. Die Betroffenen spielen zwar gerne mit Nachbarskindern und Freunden, aber nur solange alles nach ihren Wünschen läuft. Ist dies nicht der Fall, reagieren sie schnell aggressiv und verärgert. Sie empfinden das Nichterfüllen ihrer Wünsche als so starke Zumutung, dass sie sich gar nicht anders verhalten können.
In der Schule reden diese Kinder ständig dazwischen, weil sie in jungen Jahren nicht gelernt haben, dass sie jemanden nicht einfach unterbrechen dürfen, sondern warten müssen, bis sie an der Reihe sind. Und weil ihnen dieses unsoziale Verhalten bei Lehrpersonen und Mitschülerinnen und Mitschülern nur Misskredit beschert, spielen viele der betroffenen Kinder den Klassenclown. Die Folge: Die Situation spitzt sich weiter zu.
Eltern können Kindern den positiven Umgang mit Fehlern und Niederlagen vor allem dadurch vermitteln, indem sie ihnen ein gutes Vorbild sind. Denn Kinder wollen gross werden, und sie wollen gross sein wie die Eltern. Sie beobachten genau, wie die Eltern sich verhalten. So ist Erziehung vor allem Selbsterziehung.