«Die Pubertät macht manches auch einfacher»
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«Die Pubertät macht manches auch einfacher»

Lesedauer: 2 Minuten

Manuela und ihre Töchter Sophie und Aline bilden mit Christof und seinen Kindern Nora und Jarno eine Patchworkfamilie, die auch heftige Diskussionen nicht scheut.

Aufgezeichnet von Virginia Nolan
Bild: Marvin Zilm / 13 Photo

Jarno (13): «Seitdem ich in der Pubertät bin, lasse ich mich schneller provozieren. Die Eltern nerven aber auch mehr. Hier mit Papi gibts öfter Streit wegen der Schule und bei Mami wegen den Ämtli.»

Christof (52): «Jarno und ich haben vereinbart, dass wir angesichts seiner Noten einmal die Woche den Schulstoff durchgehen. Er umgeht das clever.»

Nora (19): «Und nimmt die Sachen gar nicht erst mit.»

Christof: «Während bei Nora ein Schupf reichte, damit sie irgendwann lernte, braucht es bei Jarno den Tritt in den Hintern – sprichwörtlich, natürlich.»

Nora: «Unsere Beziehungen haben sich durch die Pubertät aber nicht verschlechtert. Ich habe zu Papi und Manuela und zu Mami und ihrem Freund ein sehr gutes Verhältnis.»

Christof: «Das stimmt. Aber in der Pubertät seid ihr etwas zu Murmeltieren mutiert – die mit Vorliebe in ihren Höhlen hocken.»

Es ist peinlich, wenn ihr öffentlich rumknutscht!

Aline, 13

Nora: «Wir essen ja meist gemeinsam und bleiben danach oft am Tisch sitzen und schwatzen. Das Gute, wenn wir hier sind: Für Gesellschaft gehst du einfach zum anderen Murmeltier in die Höhle.»

Manuela (43): «Nora und Sophie chillen im Bett mit Netflix, während Aline bei Jarno einzieht. Apropos Pubertät: Dann werden Eltern peinlich – oder?»

Aline (13): «Ja! Vor allem, wenn ihr öffentlich rumknutscht. Oder ich vom Sofa aus zuschauen muss.»

Sophie (15): «Was Aline als Rumknutschen bezeichnet, ist ein Kuss.»

Aline: «Dich nerven Mami und Christof auch oft, etwa wegen Genderthemen oder den Non-Binären, die es neu auch gibt.»

Sophie: «Ich bin sehr offen und habe ein Problem mit rassistischen, sexistischen und homophoben Aussagen. Neulich sagte unser Sportlehrer, wir sollten den Tennisschläger nicht so halten wie Frauen die Bratpfanne. Wenn Mami und Christof da noch lachen, gibt es halt Diskussionen. Und Aline, Non-Binäre gab es schon immer. Es ist doch wurscht, mit welchem Geschlecht man sich identifiziert oder ob man sich überhaupt einer Kategorie zugehörig fühlt.»

Ihr seid nicht unoffen, auch wenn ich das öfter behaupte.

Sophie, 15

Manuela: «Ich würde sagen, wir sind auch offen. Aber geprägt von der Zeit, in der wir aufwuchsen. So haben wir vielleicht länger, gewisse Entwicklungen nachzuvollziehen, weil sie für uns neu sind.»

Sophie: «Ja, ihr seid nicht unoffen, auch wenn ich es öfter behaupte. Christof provoziert aber extra.»

Christof: «Ich will eben wissen: Ist das, wenn du so kompromisslos den Moralfinger hebst, eine Offenheit, die es zu verteidigen gilt, weil ein Thema gerade so angesagt ist? Es gibt nicht nur Gut oder Böse. Unsere Auseinandersetzungen sind spannend!»

Manuela: «Auch die Allianzen, die sich dann bilden. Das macht die Pubertät interessant.»

Sophie: «Manches macht die Pubertät einfacher: Mein Perfektionismus wurde besser. Ich muss nicht immer nachbessern, was andere machten.»

Aline: «Ich habe weniger Wutausbrüche. Ich werde schliesslich erwachsen – in einer Beziehung kann ich dann auch nicht bei jedem Nein ausrasten.»

Jarno: «Die einen sind in der Pubertät nur noch am Gamen. Das war bei mir auch eine Zeit lang so, dann gabs zwei Monate Gameverbot. Ich habe gemerkt: Draussen ist es eigentlich cooler.»

Virginia Nolan
ist Redaktorin, Bücherwurm und Wasserratte. Sie liebt gute Gesellschaft, feines Essen, Tiere und das Mittelmeer. Die Mutter einer Tochter im Primarschulalter lebt mit ihrer Familie im Zürcher Oberland.

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