Dass die eben noch süss nach Hefe duftenden Babys plötzlich fettige Haare und Pickel bekommen, ist unvermeidlich. Und wenn man kein Wort mehr von dem versteht, was die beiden Teenies beim Mittagstisch miteinander verhandeln, und bei ihren Witzen, wie einst die eigene Mutter, die Pointe erklärt bekommen muss, dann ist es so weit: Die Pubertät ist da. Und damit auch die grösste aller Sorgen: Was macht sie mit meinem Kind? Und was macht mein Kind damit?
Ich habe Grund zur Sorge. Die Erinnerung an meine eigenen Teenagerjahre ist düster, ich war ein einziger Krisenherd. Ich hasste die Schule, die Lehrer, fühlte mich unverstanden und ungeliebt und dachte viel an den Tod. Glücklicherweise scheint meine Sechzehnjährige mit dieser turbulenten Zeit besser zurechtzukommen als ich damals. Zwar findet auch sie die Schule das Allerletzte, aber sie meistert die Sache bravourös. Und schafft sogar, was ich nie für möglich gehalten hätte: dass ich sie um diese Phase ein bisschen beneide.
«Kennt ihr das», fragte sie neulich beim Nachtessen, «wenn ein Lied dich plötzlich in die Vergangenheit zurückversetzt und man so ein Ziehen in der Brust kriegt, weil diese Phase unwiederbringlich vorbei ist?» Ja!, wollte ich sagen, kenne ich, funktioniert auch mit Düften und Büchern! Aber bevor ich mich fragen konnte, wann mir das zum letzten Mal passiert ist, fuhr die Tochter fort: «Und dann stellst du fest, dass diese unwiederbringliche Vergangenheit erst zwei Monate her ist.»