Berufswahl: Was macht mich aus?
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Berufswahl: Was macht mich aus?

Lesedauer: 2 Minuten

Je besser man sich kennt, desto eher findet man einen passenden Beruf. Sich selbst realistisch einzuschätzen, ist für junge Menschen allerdings nicht immer einfach.

Text: Stefan Michel
Bild: Gabi Vogt /13 Photo

Der Anfang der Suche nach der passenden Ausbildung liegt ganz nah: bei der eigenen Person. Wo liegen meine Inter­essen? Wann fühle ich mich wohl? Was macht mich aus? Für Jugendliche, die keine Kinder mehr sind, aber auch noch ­keine Erwachsenen, sind ­diese Fragen besonders schwer zu beantworten.

Sie schlagen sich gerade mit diversen weiteren Entwicklungsaufgaben herum: Sie suchen ihren Platz in der Gesellschaft, überlegen, welche Werte ihnen wichtig sind, welche Art von Beziehung sie haben möchten und wie sie wahrgenommen werden wollen. Zudem tanzen die Hormone. Viele, aber nicht alle diese Fragen beeinflussen die Berufswahl. Dennoch steht diese nicht für alle Jugendlichen im Zentrum ihres Interesses.

Damit beschäftigen müssen sie sich dennoch. Und wenn sie es richtig anstellen, erfahren sie dabei auch noch einiges über sich selber.

Alltagsfragen sind ein guter Einstieg:
  • Zu welchen Themen habe ich zuletzt nach Informationen ge­sucht?
  • Worüber weiss ich so viel, dass ich anderen Auskunft gebe?
  • Bei welcher Beschäftigung vergesse ich die Zeit?
  • Wozu muss ich mich überwinden und bin froh, wenn ich es hinter mir habe?
  • Löse ich Aufgaben lieber allein oder mit anderen?
  • Nutze ich meine Fremdsprachenkenntnisse?
  • Arbeite ich gerne mit den Händen?
  • An welchem Ort fühle ich mich am wohlsten?

Solche Fragen, die sich aus der Erinnerung an die letzten Tage oder Wochen beantworten lassen, erleichtern die Selbsteinschätzung. Es geht dabei noch nicht um spezifische Berufe, sondern um persönliche Neigungen. Ziel ist, herauszufinden, was das für ein Mensch ist, zu dem der Beruf oder die Ausbildung passen soll.

Ein guter Ausgangspunkt ist die Frage nach dem persönlichen Traumjob: Astronautin? Mode­designer? Extrem-Alpinistin? In solchen Wunschträumen steckt ein Interesse an einer bestimmten Aktivität, einem Umfeld, in dem man arbeiten möchte, in manchen auch das Ansehen, das ein Beruf mit sich bringt. Dieses Interesse kann der erste Schritt in jene Richtung sein, in der das nächste Ausbildungsziel liegt.

Was einen jungen Menschen interessiert und was er gerne tut, hängt oft damit zusammen, worin er gut ist.

Die an der Raumfahrt Interessierte kann sich vielleicht auch für andere naturwissenschaftliche und technische Themen begeistern. Derjenige, der auf eine ­Karriere in der Modebranche hofft, kann sich überlegen, was er sonst noch gerne gestaltet. Dann ist es gut möglich, dass beide dabei auf neue Themen stossen, die sie noch brennender interessieren. Denn dass sich Interessen ändern, ist normal, gerade bei Jugendlichen.

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Was einen jungen Menschen interessiert und was er gerne tut, hängt oft – aber nicht immer – damit zusammen, worin er gut ist. Wer sich gut auf die direkt vor ihm liegende Sache konzentrieren kann, wird sich eher dafür interessieren, komplexe technische Aufgaben zu lösen. Wer am liebsten den ganzen Tag mit Menschen in Kontakt ist, gerne Dinge erklärt oder eine Pfadfinderschar führt, dürfte seine Stärken eher in der Kommunikation und im Einfühlungsvermögen haben.

Realitäten anerkennen

Auch wenn Schulleistungen nur einen Teil einer Persönlichkeit und der Fähigkeiten abbilden, kommen viele in der Berufswahl nicht darum herum, gewisse Realitäten anzuerkennen. Wer in Mathematik Mühe hat, zu folgen, muss entweder an diesen Defiziten arbeiten oder sich eine Beschäftigung suchen, in der ab­straktes Denken und Zahlen eine untergeordnete Rolle spielen.

Wählen Bewegungsmuffel für die Schnupperlehre einen körperlich anstrengenden Beruf, finden sie heraus, wie sie ausserhalb ihrer Komfortzone funktionieren. Vielleicht gefällt ihnen die Bewegung im Alltag ja sogar. Dann können sie die Lehre auch als körperliche Herausforderung annehmen. Ist der physisch harte Job nichts für sie, haben sie wieder etwas über sich gelernt.

Das PDF mit den Fragen an Berufswählende können Sie hier herunterladen.

Stefan Michel
ist freier Journalist und Texter und lebt mit seiner Partnerin und zwei Kindern in Zürich.

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