Meine These ist, dass wir nie zuvor so lange so eng zusammen gewesen sind – und nie wieder sein werden. Das Zusammensein ermöglicht vieles, aber es akzentuiert auch die Schwachstellen einer Familie.
Eine unserer Schwachstellen: Das Essen. «Das Schlimmste am Lockdown? Dass ich jeden Tag mit euch essen muss», jammerte unser Sohn schon in der ersten Woche. Es ging nicht nur um die Frage, was es gibt, sondern vor allem wann.
Meine Familie ist zweigeteilt. Meine Frau und mein Sohn sind das, was man in der Ernährungswissenschaft «Snacker» nennt – sie füllen ihren Kalorienbedarf mit Kleinigkeiten zwischendurch und essen höchstens einmal, meistens abends, richtig. Meine Tochter und ich sind «Stuffer», wir brauchen drei richtige Mahlzeiten pro Tag. Eigentlich vier. Stuffer und Snacker, das sind zwei kreuzverschiedene Wesen, wie Hund und Katz, irgendwie schon miteinander verwandt, aber ausgestattet mit Bedürfnissen von unterschiedlichen Planeten. Ein Wunder eigentlich, dass wir es miteinander aushalten.
So sieht der komplexe Ernährungsplan für eine Snacker/Stuffer-Familie aus:
Morgens koche ich mir und meiner Tochter Porridge mit Früchten, Zimt, viel Butter und einer Banane (eine Reminiszenz an meine skandinavischen Wurzeln; wer morgens seinen Kindern keinen Gröt, also Brei, kocht, den holt die Kesb). Neuerdings schlage ich auch noch ein oder zwei Eier rein, damit wir nicht eine Stunde später schon wieder Hunger haben. Mein Sohn und meine Frau schauen uns fassungslos zu und rühren anämisch in ihren Kaffeetassen.
Ungefähr um 10 Uhr 30 treffen sich meine Tochter und ich wie von Geisterhand geführt wieder in der Küche für ein zNüni, das andere als Lunch bezeichnen würden: Joghurt mit Müesli und ein Brot mit Käse.