Fasten und Wachsen – geht das?
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Fasten und Wachsen – geht das?

Lesedauer: 2 Minuten

Das Essen zeitlich einzuschränken, ist als Trend aus der heutigen Gesellschaft kaum mehr wegzudenken. Doch wie sinnvoll ist Fasten und welche Auswirkungen hat es auf Kinder und Jugendliche?

Text: Wina Fontana
Bild: Jose Azel / Getty Images

In Zusammenarbeit mit Betty Bossi

Fasten ist kein neues Konzept. Religiöse Fastentraditionen wie der muslimische Ramadan bestehen seit über 1000 Jahren. Auch in der Medizin wird das zeitlich begrenzte Essen seit Längerem gezielt eingesetzt.

Heute wird das Fasten hingegen oft als Trend oder Lebensstil betrachtet. Dadurch erhoffen sich die Anwenderinnen und Anwender, die Gesundheit des Stoffwechsels zu verbessern, das Körpergewicht zu regulieren oder sogar die Lebenserwartung zu verlängern. Die häufigsten angewendeten Formen des Fastens sind das intermittierende Fasten sowie das Fasten über einen längeren Zeitraum.

Beim intermittierenden Fasten, auch Intervallfasten genannt, wechseln sich Ess- und Fastenperioden ab. Beliebte Varianten sind die 16/8-Methode (16 Stunden lang fasten und innerhalb eines 8-Stunden-Fensters Mahlzeiten zu sich nehmen) und das Alternate-Day-Fasten (abwechselnd an einem Tag fasten oder maximal 500 Kalorien verzehren und am nächsten Tag nach Belieben essen). Beim ausgedehnten Fasten wird von 24 Stunden bis hin zu mehreren Tagen auf Nahrung verzichtet.

Fragwürdige Entschlackung

Die aktuelle Studienlage zeigt nun Folgendes: Während die Effekte des intermittierenden Fastens auf die Gesundheit, insbesondere den Herzkreislauf, sowie das Gewichtsmanagement positiv sind, sollte man vom unbegleiteten Fasten über einen längeren Zeitraum die Finger lassen.

Einige der angepriesenen Effekte lassen sich nicht nachweisen und die wenigen positiven Auswirkungen können die Nebeneffekte nicht kompensieren. Denn ein gesunder Körper entgiftet sich selbst. Bei dem oft verwendeten Argument der Entschlackung handelt es sich um einen Marketingtrick. Bis heute fehlen Beweise über die Schlacken, die es auszuscheiden gilt. Der Gewichtsverlust ist zu Beginn zwar gross, dabei handelt es sich jedoch in erster Linie um Wasserverlust – der beim Wiederaufnehmen der bisherigen Essgewohnheiten in der Regel wieder ausgeglichen wird.

Paradoxerweise kann lang anhaltendes Fasten die Gewichtsabnahme sogar langfristig hemmen. Aufgrund der niedrigen Nahrungsaufnahme und der gehemmten Proteinsynthese wird der Stoffwechsel heruntergefahren, wodurch das Risiko einer schnelleren Gewichtszunahme steigt.

Kinder und Jugendliche sollten den Trend zum Fasten nicht mitmachen.

Der längere Verzicht auf Nahrung bedeutet viel Stress für den Körper und geht mit der Bildung gesundheitsschädigender Stoffe wie zum Beispiel Ketone einher.

Allerdings kann sich das Fasten als Initialzündung zum Start eines gesünderen Lebensstils und einer ausgewogeneren Ernährung anbieten. Fasten aufgrund einer medizinischen Indikation beziehungsweise zum Heilen einer Erkrankung sollte nur unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden.

Fasten bei Kindern

Trotz der möglichen positiven Auswirkungen auf die Gesundheit sollten Kinder und Jugendliche den Trend zum Fasten nicht mitmachen. Junge Menschen benötigen wichtige Nährstoffe für ihr Wachstum und ihre Entwicklung. Fasten kann ihre Fähigkeit, diesen Bedarf zu decken, beeinträchtigen, was sich auf ihre allgemeine Gesundheit auswirken kann.

In entscheidenden Wachstumsphasen kann Fasten sogar das Wachstum behindern und zu Entwicklungsproblemen führen. Für Kinder und Jugendliche ist Fasten als Lebensstil also nicht geeignet. Viel eher sollte der Fokus auf gesunden Ernährungsgewohnheiten, einer ausgewogenen Ernährung und regelmässiger körperlicher Betätigung liegen – egal in welchem Alter.

6 Tipps für den Alltag
  1. Kinder haben für ihr Wachstum und ihre Entwicklung einen besonderen Nährstoffbedarf. Das Fasten kann ihre Fähigkeit, diesen Bedarf zu decken, möglicherweise beeinträchtigen. Achten Sie auf regelmässige, ausgewogene Mahlzeiten und Zwischenmahlzeiten, um sicherzustellen, dass die Kinder die Nährstoffe erhalten, die für ihr Wachstum notwendig sind.
  2. Während der Nacht erleben wir natürlicherweise eine Fastenphase, in der regenerative Vorgänge ablaufen. Achten Sie darum darauf, dass Ihr Kind ausreichend Schlaf erhält.
  3. Fördern Sie gesunde Essgewohnheiten von klein auf, um eine positive Beziehung zum Essen zu fördern. Gehen Sie dabei mit gutem Beispiel voran.
  4. Konsultieren Sie Ihre Kinderärztin oder Ihren Kinderarzt, falls Sie unsicher sind, welche Ernährungsweise für Ihr Kind am besten geeignet ist.
  5. Anerkennen Sie, dass Teenager oft mehr Autonomie bei ihren Entscheidungen zur Ernährung haben. Sprechen Sie mit ihnen über das Fasten und betonen Sie dabei die Bedeutung der richtigen Ernährung. Klären Sie die Jugendlichen über die möglichen Vorteile und Risiken des Fastens auf.
  6. Ermutigen Sie Teenager, informierte Entscheidungen über ihre Gesundheit zu treffen. Stöbern Sie gemeinsam in der Literatur oder zum Beispiel auf der Website der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung nach Informationen zum Thema Fasten.

Wina Fontana
ist Ernährungsexpertin SVDE, hat einen Bachelor in Ernährung und Diätetik und arbeitet bei Betty Bossi.

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