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Laktoseintoleranz bei Kindern

Lesedauer: 2 Minuten

Kinder lieben Joghurt, Käse und Glace. Doch was ist, wenn Ihr Kind nach dem Verzehr von Milchprodukten über Bauchschmerzen klagt? Der Grund könnte eine Laktoseintoleranz sein.

Text: Wina Fontana
Bild: Stocksy

In Zusammenarbeit mit Betty Bossi

Bei der Laktoseintoleranz spricht man von einer Verdauungsstörung, bei der der Körper Schwierigkeiten beim Abbau von Milchzucker (Laktose) hat. Die Ursache ist eine unzureichende Produktion des Enzyms Laktase, das normalerweise für die Spaltung des Milchzuckers in die leicht verdaulichen Zucker Glukose und Galaktose verantwortlich ist.

In der Regel macht sich die Laktoseintoleranz durch Symptome wie Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall und manchmal Übelkeit bemerkbar und tritt meist innerhalb weniger Stunden nach dem Verzehr von Milchprodukten auf. Da Kinder die Beschwerden oft nicht genau beschreiben oder lokalisieren können, ist die Situation für Eltern wie auch für Fachpersonen nicht leicht einzuschätzen.

Mittels Test zur Diagnose

Eine häufig angewandte Methode, um eine Laktoseintoleranz festzustellen, ist der Wasserstoff-Atemtest. Hierbei erhält das Kind eine laktosehaltige Lösung und der Wasserstoffgehalt in der Atemluft wird gemessen. Bei einer Laktoseintoleranz steigen die Wasserstoffwerte an und es treten Symptome auf. Da der Test mehrere Stunden in Anspruch nimmt und nüchtern durchgeführt werden muss, eignet er sich hauptsächlich für ältere Kinder und Erwachsene. Bei Babys und Kleinkindern raten Kinderärzte deshalb oft, versuchsweise für zwei bis vier Wochen auf laktosefreie Nahrungsmittel umzustellen. Anschliessend wird eine grössere Menge Laktose verabreicht, um zu prüfen, ob dadurch typische Symptome ausgelöst werden. Eine Laktoseintoleranz bei Babys ist allerdings relativ selten und die Symptome sind eher auf andere Ursachen zurückzuführen.

Richtige Behandlung finden

In der ersten Phase nach der Diagnose wird in der Regel empfohlen, laktosehaltige Lebensmittel komplett zu vermeiden. Danach kann getestet werden, wie viel Milch, Joghurt und Ähnliches der Körper des Kindes verarbeiten kann, ohne dass Symptome auftreten. Denn in vielen Fällen kann der Körper laktosehaltige Lebensmittel in kleinen Mengen tolerieren. Es kann einige Zeit dauern, bis diese Toleranzgrenze ermittelt wurde, aber es ist ein guter Weg, um nicht vollständig auf herkömmliche Milchprodukte verzichten zu müssen.

Im Allgemeinen bleibt die Laktoseintoleranz ein Leben lang bestehen. Die Ausnahme bildet die sogenannte sekundäre Laktoseintoleranz. Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts mit Beeinträchtigung des Dünndarms können kurzfristig zu einem Laktasemangel und somit zu einer temporären Laktoseintoleranz führen. In solchen Fällen kann sich die Laktoseintoleranz mit der Zeit verbessern, sobald sich das Darmmikrobiom wieder erholt.

Denken Sie daran, dass nicht jedes Kind mit Verdauungsbeschwerden automatisch an Laktoseintoleranz leidet. Andere Ursachen wie Nahrungsmittelallergien oder Magen-Darm-Erkrankungen sollten ebenfalls in Betracht gezogen werden. Eine genaue Diagnose durch eine medizinische Fachperson ist daher wichtig, um die richtige Behandlung für Ihr Kind zu finden.

Ernährungstipps für den Alltag

  1. Lassen Sie sich von einer Ernährungsfachperson beraten.
  2. Achten Sie bei den Lebensmittel-Inhaltsangaben auf Zutaten wie Milchpulver, Molke, Molkepulver, Molkenerzeugnisse, Vollmilchpulver oder Magermilchpulver.
  3. Greifen Sie auf laktosefreie Milchprodukte zurück, die speziell für Menschen mit Laktoseintoleranz entwickelt wurden.
  4. Einige Käsesorten enthalten nur wenig bis praktisch keine Laktose. Beim Reifeprozess wird die Laktose nach und nach abgebaut. Gereifte Hartkäse wie Sbrinz, Gruyère und Parmesan werden darum gut vertragen.
  5. Nebst laktosefreien Produkten gibt es auch immer mehr vegane Alternativen zu Milch, Joghurt und Co. Ob aus Hafer, Reis, Soja oder Mandeln.
  6. Als wichtige Kalziumquelle sind Milchprodukte entscheidend für das Wachstum und die Entwicklung Ihres Kindes. Es ist daher unerlässlich, Alternativen wie kalziumreiches Mineralwasser, Mandeln und angereicherte Pflanzendrinks in die Ernährung einzubauen.
  7. Bringen Sie Ihrem betroffenen Kind bereits in jungen Jahren bei, welche Lebensmittel Milchzucker enthalten, und wie viel Milchzucker der Körper vertragen kann.

Wina Fontana
ist Ernährungsexpertin SVDE, hat einen Bachelor in Ernährung und Diätetik und arbeitet bei Betty Bossi.

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