Zucker, wo hast du dich versteckt? - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Zucker, wo hast du dich versteckt?

Lesedauer: 3 Minuten

Als gesund angepriesene Fertigprodukte sind einfach zuzubereiten und oft schmackhaft. Beim Blick auf die Zutatenliste wird aber schnell klar, dass sich diese Lebensmittel in vielen Fällen als Zuckerfallen entpuppen. 

Text: Vera Kessens
Bild: iStock

In Zusammenarbeit mit Betty Bossi

Fabio hat sich zum Ziel gesetzt, täglich nur noch ein Dessert zu essen und gänzlich auf Süssgetränke zu verzichten. Überzeugt und bewusst greift er nach einem Fertigsalat, einem Stück Pizza und einem griechischen Joghurt nature fürs Mittagessen. Doch auch wenn diese Produkte nicht in erster Linie süss schmecken und das Mittagessen vermeintlich zuckerfrei ist, konsumiert Fabio ohne sein Wissen trotzdem Zucker. Sowohl die Salatsauce und die Pizza als auch das Joghurt werden mit Zucker ergänzt. 

Zuckergehalt erscheint in Fertigprodukten irrtümlicherweise oft moderat

Es lohnt sich also, bei jeglichen Produkten die Zutatenliste anzuschauen. Leider gestaltet sich die Auswertung nicht immer ganz einfach, da Zucker viele Namen hat. Zucker kann unter anderem auch als Dextrin, Dextrose, Dicksaft, Fruchtsüsse, Glukosesirup, Gerstenmalz oder Malzextrakt aufgeführt sein. Verwirrend sind auch die Portionenangaben auf verschiedenen Verpackungen. Diese sind meist sehr knapp berechnet, dadurch scheint der Zuckergehalt moderat. In der Realität wird meist mehr als die angegebene Portionengrösse gegessen, was wiederum dazu führt, dass zu viel Zucker konsumiert wird. Fruchtzucker ist nicht gesünder. Zu viel Zucker ist schlecht für die Zähne und fürs Gewicht, das ist kein Geheimnis. 

Fruchtzucker ist nicht gesünder als weisser Zucker

Unser Körper, insbesondere unser Gehirn ist auf Energie in Form von Zucker angewiesen. Leider werden wir nicht schlauer, je mehr Zucker wir essen. Durch Süssigkeiten erhält das Gehirn sehr schnell sein Lieblingsfutter, kriegt es dieses oft, will es immer mehr. Heute nimmt die Wissenschaft an, dass ein Gehirn regelrecht süchtig nach Süssem werden kann. Es plagt uns dann mit Süssgelüsten und Heisshungerattacken. Unser Haushaltszucker besteht je zur Hälfte aus Traubenzucker (Glukose) und Fruchtzucker (Fruktose). 

Glukose beziehungsweise Traubenzucker gelangt bei der Verdauung ins Blut und lässt den Blutzuckerspiegel schnell ansteigen. Diese rasche Energieverfügbarkeit ist insbesondere bei sportlichen Aktivitäten sehr gefragt. Fruchtzucker lässt Zucker in ein besseres Licht rücken, weil das Wort «Frucht» verwendet wird. Dennoch ist Fruchtzucker nicht gesünder als weisser Zucker. Im Gegenteil: Fruchtzucker wird über die Leber verstoffwechselt. Kommt dort mehr Fruchtzucker an, als verwertet werden kann, wird das Zuviel in Fett umgewandelt. Fruktose hat im Gegensatz zu Glukose kaum einen sättigenden Effekt. 

Industriell hergestellte Fruktose ist problematisch

Gewisse Studien liefern Hinweise darauf, dass Fruktose sogar den Appetit stimuliert. Natürlich vorkommender Fruchtzucker aus Obst und Gemüse ist in moderater Menge unproblematisch. Problematisch sind industriell hergestellte Fruktose und Fruktosesirup, wie sie zunehmend in Süssgetränken, Süssigkeiten und Fertigprodukten eingesetzt werden.

Süss ist beliebt und verkauft sich besser

Es fällt auf, dass vorwiegend Fertigprodukte zu den versteckten Zuckerfallen gehören. Zucker dient in erster Linie als Süssmacher. Und süss ist beliebt und verkauft sich besser. Zudem dient Zucker auch als Geschmacksträger und als Konservierungsstoff. Fertigprodukte müssen lange haltbar sein und trotz dieser langen Haltbarkeit noch nach etwas schmecken, daher wird Zucker eingesetzt. Darüber hinaus ist Zucker sehr günstig und gibt den Produkten das nötige Volumen. 

Convenience-Produkte sind nicht per se schlecht oder zuckerreich, ein Blick auf die Zutatenliste lohnt sich aber allemal und ist spannend zugleich. Selber kochen und backen braucht Zeit und Kreativität. Der Griff nach Fertigprodukten ist leicht und das Angebot riesig. Auch in meiner Küche finden sich hin und wieder Convenience-Produkte und gerade nach einem strengen Arbeitstag schätze ich die grosse Auswahl an schmackhaften Nahrungsmitteln sehr. Dennoch bevorzuge ich das Kochen mit frischen Zutaten und entscheide gerne selbst darüber, ob und wenn ja wie viel Zucker ich brauchen möchte. 

Als Unterstützung fürs Kochen ohne grossen Zeitaufwand lohnt es sich, grössere Portionen zu kochen und diese einzufrieren, sodass man immer ein «Notfallmenü» griffbereit hat, wenn es zeitlich mal eng wird oder die Lust zum Kochen fehlt. Den Zucker zu verteufeln und ganz aus der Küche zu verbannen, ist eine extreme Lösung und auch nicht ganz leicht umsetzbar. Vielmehr ist es wichtig, mit dem Zucker bewusst zu haushalten und hin und wieder den Zuckerkonsum zu überdenken.

Achtung, Zuckerfallen!

  • Knuspermüesli: Die Bezeichnung «Knusper» ist ein Hinweis darauf, dass Zucker eingesetzt wurde, um die Flocken darin zu rösten und knusprig zu machen.
  • Fertigpizza: Für eine längere Haltbarkeit kann Zucker eingesetzt werden. Zudem dient er hier auch dazu, dass die Pizza viel Geschmack aufweist.
  • Fertigsalatsauce, Saucen, Fertigsuppen: Diese Produkte werden sehr oft mit Zucker oder zuckerhaltigen Zutaten angereichert, um das Geschmackserlebnis zu verstärken.
  • Ravioli aus der Dose: Die Tomatensauce wird oft mit Zucker angereichert, um noch mehr Geschmack zu erhalten und die Säure zu überdecken.
  • Wurstwaren: Zucker wird für einige Produktionsvorgänge eingesetzt und dient auch zur Farberhaltung der Wurst. Es sind nur sehr kleine Mengen Zucker, die verwendet werden, trotzdem ist es spannend, zu sehen, wo überall Zucker drinsteckt. Die Zutatenliste kann von Produkt zu Produkt und je nach Anbieter sehr unterschiedlich sein.

Vera Kessens
ist BSc Ernährungsberaterin SVDE und arbeitet als freischaffende Ernährungsberaterin bei Betty Bossi.

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