Stress bei Kindern schnell und einfach mit Klopfen auflösen
Angst vor der nächsten Prüfung oder Bauchschmerzen wegen eines Konflikts mit Freunden? Stress hat viele Gesichter. Mit der EFT-Klopftechnik können Kinder sich erstaunlich schnell wieder beruhigen.
Anja kann nicht einschlafen. Im Kopf der Achtjährigen drehen sich viele Gedanken. Besonders stark beschäftigt die Primarschülerin, dass sie am Morgen von ein paar Mädchen ihrer Klasse bewusst ausgeschlossen wurde. Eine klassische Szene, die sich in jedem Familienalltag abspielen könnte. Nicht einschlafen können, Angst vor der nächsten Prüfung oder Bauchschmerzen haben wegen eines Konflikts mit Freunden – es gibt unzählige Beispiele für Stresssituationen im Leben eines Kindes.
Yvette Frick, Heilpraktikerin mit eigener Praxis in Horgen, wendet seit Jahren eine Methode an, mit der sie erstaunliche Resultate erzielt. Es handelt sich um EFT, Emotional Freedom Techniques, einem therapeutischen Konzept aus den USA zur Linderung und Behandlung von Stress und psychischen Störungen durch Stimulation von Akupressurpunkten.
Unser Gehirn ist sehr anpassungsfähig und kann alte Muster löschen und neue schaffen. Genau das bewirkt die EFT-Klopftechnik.
Yvette Frick, Heilpraktikerin
Wie wirkt die EFT-Methode?
«Die Kombination ist genial: Chinesische Akupressur wird mit moderner Psychologie verbunden», erklärt Frick. Spezifische Punkte auf den Meridianen werden dabei in einer klar festgehaltenen Reihenfolge abgeklopft und mit bestimmten Sätzen kombiniert. Meridiane sind in der traditionellen chinesischen Medizin (TMC) jene Kanäle, in denen die Lebensenergie (Qi) fliesst.
- Handaussenkante
- Schädelmitte
- Über den Augenbrauen
- Seitlich der Augen (vor den Schläfen)
- Unterhalb der Augen (auf Höhe Wangenknochen)
- Unter der Nase
- Am Kinn
- Bei der Mulde unterhalb der Schlüsselbeine
- Seitlich an den Rippen, eine Handlänge unterhalb der Achseln (wie beim Ententanz…)
«Unser Gehirn ist sehr anpassungsfähig. So wird es möglich, dass man Muster, also neuronale Verbindungen, löschen, aber auch neue schaffen kann. Und genau das bewirkt die EFT-Klopfakupressur, die auch als Tapping oder auf Deutsch als Klopfen oder Klopftechnik bezeichnet wird», erklärt die Therapeutin. Im Gespräch wird zunächst die aktuelle Situation angeschaut, danach werden alte Glaubenssätze oder verinnerlichte Überzeugungen ausgesprochen. Durch das Klopfen auf bestimmte Punkte werden schliesslich neue Verbindungen im Gehirn angeregt.
Die EFT-Klopfakupressur kann auf diese Weise von altem Schmerz und entsprechenden negativen Emotionen befreien. «Die Erinnerungen bleiben, aber sie werden entkoppelt. Dadurch verlieren sie ihre schmerzhafte, emotionale Ladung, was oft sehr rasch geschieht. Der Körper wird quasi von der negativen Emotion befreit. Deshalb der Name Emotional Freedom Techniques», sagt Frick.
Die Amygdala oder wie wir den Säbelzahntiger in uns beruhigen
Eine zentrale Rolle spielt dabei die Amygdala, auch Mandelkern genannt. Sie ist Teil des limbischen Systems im Gehirn, das für die Verarbeitung von Emotionen, für Lernen und Erinnerung eine grosse Rolle spielt, und beeinflusst unsere Emotionen und Erinnerungen in vielfältiger Weise – vor allem, wenn es um Angst oder Wut geht. Evolutionsgeschichtlich betrachtet will die Amygdala uns vor lebensbedrohlichen Situationen beschützen: «Achtung, Säbelzahntiger in der Nähe, also ab in die Höhle!» Die Amygdala hat solche Erfahrungen vor Urzeiten abgespeichert und sendet bei Gefahr Befehle aus wie «Kämpfe!» (Angriff), «Fliehe!» (Flucht) oder «Beweg dich nicht!» (Totstellen).
Dass der Mensch sich in Gefahr befindet, wird der Amygdala unter anderem durch eine erhöhte Ausschüttung des Stresshormons Cortisol signalisiert. Leider kann die Amygdala die Ursache für die höhere Cortisolzufuhr nicht zuordnen. Ob Streit mit dem Chef, Nachrichten über Krieg und Krisen oder permanente Klicks auf Social Media – was immer uns stresst, wird von der Amygdala in «Achtung, Säbelzahntiger – es geht um Leben und Tod!» übersetzt.
An diesem Punkt setzt EFT an. «Mit dem Klopfen signalisieren wir der Amygdala, dass wir in Sicherheit sind, und beruhigen uns wieder», sagt Yvette Frick.
Durch das Klopfen auf Meridiane wird die Cortisolausschüttung um 46% reduziert und die Immunität um 40% gesteigert. Dies geschieht bereits nach wenigen Minuten. Wir werden also gesünder durch das Klopfen. Es werden mehr als 7 verschiedene Hormone und Neurotransmitter reguliert.
Ablauf einer EFT-Sitzung
Als erstes wird das Problem oder Thema benannt. Nehmen wir zum Beispiel Prüfungsangst. Danach werden folgende Fragen zum inneren Zustand gestellt:
- Welche körperlichen Empfindungen sind vorhanden?
- Welche Gefühle sind da? Einstufung auf einer Skala von 0 bis 10 (0 = neutral, 10 = sehr stark)
- Gibt es Gedanken, Bilder, Erinnerungen, Bewertungen, Glaubenssätze?
Für unser Thema Prüfungsangst könnten diese Antworten passen: Bauchschmerzen, grosse Nervosität (Stärke 8) und Erinnerungen an Prüfungen, die nicht gut liefen.
In einem dritten Schritt erfolgt das Abklopfen der Meridianpunkte. Es wird immer an der Handaussenkante gestartet mit folgendem Satzbau: «Obwohl ich Prüfungsangst habe (es wird das jeweilige Problem genannt), akzeptiere ich mich voll und ganz.» Diese Aussage wird dreimal wiederholt, während kontinuierlich auf die Handaussenkante geklopft wird.
Kindern kann man nichts vormachen. Sie haben ein ausgesprochen feines Gespür für die Gemütslage ihrer Eltern.
Yvette Frick, Heilpraktikerin
Danach klopft man etwa sieben Mal der Reihe nach auf jeden Energiepunkt und wiederholt einen kurzen Satz oder ein Wort, welches an das Problem erinnert und löst es auf. Beim Thema Prüfungsangst könnte das so lauten: «Ich spüre, dass ich mega nervös bin und das ist voll okay. Ich darf mich jetzt entspannen. Ich bin gut so, wie ich bin.»
Nach zwei oder drei Klopfrunden wird der Belastungsrad noch einmal auf einer Skala von null bis zehn bestimmt. Ist dieser deutlich gesunken, kann man die Sitzung beenden. Wenn nicht, klopft man noch weitere Runden, bis man sich ruhiger fühlt.
Als letztes formuliert man einen lösenden Satz und klopft diesen nochmals ein bis zwei Runden.
Obwohl ich Magenschmerzen habe, wenn ich an meine Prüfung denke, achte ich mich und nehme mich so an, wie ich bin und ich entscheide mich jetzt, ganz entspannt zu bleiben und darauf zu vertrauen, dass mir all mein Wissen während der Prüfung zur Verfügung steht.
Ich kann mein Wissen jederzeit gelassen abrufen. Und so ist es, und so ist es, und so ist es, danke, danke, danke.
Die Eltern miteinbeziehen
Im Familienalltag sind Eltern oft mit ihren eigenen Problemen und Stresssituationen beschäftigt. «Kindern kann man nichts vormachen. Sie haben ein ausgesprochen feines Gespür für die Gemütslage ihrer Eltern. Umso wertvoller ist es, wenn Eltern sich Zeit für ihr Kind nehmen», sagt Yvette Frick.
Die EFT-Klopftechnik bringt dabei gleich drei Vorteile mit sich. Erstens, bewusst gestaltete Zeit mit dem Kind, zweitens, Spass am gemeinsamen Klopfen und drittens, beruhigt sich dabei nicht nur das Kind, sondern auch gleich die Mutter oder der Vater. «Kinder lieben Rollenspiele. Zuerst kann beispielsweise das Kind die entsprechenden Sätze aufsagen und abklopfen und die Mutter oder der Vater macht alles nach und danach werden die Rollen getauscht.»
Klopfen stärkt das Selbstvertrauen von Eltern in ihre intuitiven Fähigkeiten.
Yvette Frick, Heilpraktikerin
Der eigenen Intuition vertrauen
«Das regelmässige Klopfen stärkt auch das Selbstvertrauen von Eltern in ihre intuitiven Fähigkeiten. Das ist eines meiner zentralen Anliegen: Wir sollten uns wieder viel mehr auf unser Bauchgefühl verlassen. Das geschieht allerdings nicht von heute auf morgen, sondern müssen wir üben», sagt die Therapeutin. Bei ernsthaften Erkrankungen sei es selbstverständlich wichtig, sich rechtzeitig Hilfe von einer Fachperson zu holen. «EFT ersetzt in diesem Fall keine Therapie», sagt Frick.
Wem die Abfolge der Sätze zu Beginn Mühe bereitet, dem empfiehlt die Therapeutin sich zuerst auf das Klopfen der verschiedenen Meridianpunkte zu konzentrieren. «Das Klopfen allein wirkt bereits beruhigend.» Man könne generell nichts falsch machen, betont sie. «Die einzelnen Meridianpunkte sind grosszügig definiert. Man kann sie nicht verfehlen.» Auch sonst solle man ganz der Intuition des Kindes und seiner eigenen vertrauen. «Kinder finden oft erstaunlich klare Sätze für ihre Gefühle. Sie lieben es auch, den Gefühlen eine Farbe zuzuordnen. Am besten, Sie probieren es einfach aus.»