Kommunikation: 4 Tipps für einen konfliktfreien Umgang
Merken
Drucken

4 Tipps für eine konfliktfreie Kommunikation mit Kindern

Lesedauer: 2 Minuten

Im Familienleben existieren einige Reibungspunkte, die schnell zu Konflikten führen können. Wir zeigen Ihnen verschiedene Strategien für eine konstruktive Kommunikation mit Ihrem Kind.

Text: Susanna Valentin
Bild: Sophie Stieger / 13 Photo

1. Ich-Botschaften

Ich-Botschaften wirken deeskalierend und können den Weg zu einer Lösung ebnen. 

Mit einer Du-Botschaft («Du bist zu spät!») fühlt sich das Gegenüber kritisiert und in die Ecke gedrängt. Der übliche Reflex darauf ist Verteidigung, Anschuldigung und Blockade. Im Gegensatz dazu werden in Ich-Botschaften die eigenen Gefühle geäussert und Wünsche formuliert, anstatt das Verhalten des Kindes zu kritisieren oder zu bewerten.

Achtung: Ein Satz, der mit «Ich» beginnt, ist nicht automatisch eine Ich-Botschaft! «Ich möchte, dass du pünktlich bist» zum Beispiel funktioniert nicht. Der Fokus des Gesagten muss auf den eigenen Empfindungen liegen.

«Ich habe hier eine halbe Stunde auf dich gewartet und mir ­wahnsinnige Sorgen gemacht, weil ich nicht wusste, wo du bist.» So wechselt die Gesprächsebene von der Kritik zum Dialog. Das sorgt für Verständnis und Offenheit, eine Lösung zu finden.

Die Vorteile von Ich-Botschaften
  • Nähe schaffen: Das Gegenüber weiss etwas über die Gefühle des Sprechenden, was Verständnis und Empathie auslöst.
  • Deeskalieren: Das Gegenüber muss sich nicht angegriffen fühlen und dementsprechend auch keine ­Verteidigungshaltung einnehmen.
  • Konstruktives Gespräch: Da über die Situation und nicht über eine Schuldige oder einen ­Schuldigen gesprochen wird, ist die Bereitschaft grösser, eine Lösung zu suchen.

2. Aufmerksam zuhören

Aktives und einfühlsames Zuhören ist gar nicht so einfach, wie es klingt. Denn: Ein offenes Ohr allein reicht oft nicht, im lebendigen Familienalltag wirklich zu hören und zu verstehen, was das Gegenüber ausdrücken möchte.

Dos

  • Ablenkungen vermeiden
  • Bereitschaft zum Zuhören signalisieren
  • Zeit nehmen
  • Ausreden lassen
  • Kurze Bestätigung, dass das Gegenüber gehört wird, wie Nicken, «und dann?»
  • Nachfragen, wenn ­Unsicherheiten bestehen, ­Verstehen absichern
  • Präsent sein
  • Nicht werten
  • Offenheit für andere Ansichten zeigen
  • Grundbedürfnisse wie Hunger oder Toilettenbesuch zuerst stillen

Don’ts

  • Vorschnell Ratschläge erteilen
  • Ins Wort fallen
  • Lücken oder Schweigen mit Sprechen überbrücken wollen
  • Direkt auf eigene Erfahrungen zu sprechen kommen
  • Lärmquellen eingestellt lassen (TV, Radio)

3. Positive Sprache

Druck und Vorwürfe lösen oft aus, dass Kinder blockieren oder rebellieren. Damit wird die Kommunikation unterbrochen. Im Gegensatz dazu öffnen positive Formulierungen den Raum für Gespräche. Positive Sprache wirkt sich zudem auf die Gefühle aus, was wiederum die Beziehung zueinander beeinflusst.

Ermuntern statt Druck aufbauen

Nicht: «Du bist erst bei der zweiten Rechnung?»
Sondern: «Wie viel hast du schon geschafft?»

Den Raum für Lösungen öffnen, anstatt die Kommunikation zu ­unterbrechen

Nicht: «Du bist schon wieder zu spät!» 
Sondern: «Schön, dass du hier bist! Was war denn los?»

Eine Bitte formulieren, anstatt einen Befehl auszusprechen

Nicht: «So redest du nicht mit mir!»
Sondern: «Sprich bitte freundlicher mit mir.»

Das Wort ‹aber› wirkt immer negativ, selbst wenn ihm etwas Positives vorausgeht.

Perspektivisch denken

Nicht: «Du hast es nicht geschafft!»
Sondern: «Wir üben zusammen weiter.» 

Das Ziel formulieren

Nicht: «Lass deine Jacke nicht am Boden liegen!»
Sondern: «Häng deine Jacke bitte in die Garderobe.»

Optionen ermöglichen

Nicht: «Im Wohnzimmer wird nicht Fussball gespielt!»
Sondern: «Du darfst den Ball mitnehmen und draussen spielen!»

4. Wörter, die wir aus unserem Wortschatz ­streichen können

«Immer», «nie», «ständig», «…, aber …»
  • «Immer», «nie», «ständig» … Verallgemeinerungen kommen als Vorwurf an. Abgesehen davon ist etwas sehr selten «immer», «nie» oder «ständig». «Alles andere ist dir immer wichtiger, als Hausaufgaben zu machen.»«Du vergisst immer alles!» Solche Generalisierungen lösen den Verteidigungsmodus aus.
  • «…, aber …» Das schönste Kompliment verliert seinen Glanz, wenn ein «aber» nach­geschoben wird. «Toll, wie du dein Zimmer selbständig aufgeräumt hast, aber deine Tasche liegt immer noch beim Eingang auf dem Boden.» Das Wort «aber» wirkt immer negativ, selbst wenn ihm etwas Positives vorausgeht.

Susanna Valentin
schätzt das durchlässige Schweizer Bildungssystem und hat es gleich selbst genutzt. Vor vier Jahren liess sich die diplomierte Heil- und Sozialpädagogin zur Fachjournalistin ausbilden.

Alle Artikel von Susanna Valentin

Mehr zum Thema Kommunikation

Haustier zu Weihnachten: Mädchen sitzt mit Hund vor Christbaum
Advertorial
Ein Haustier als tierisches Weihnachtsgeschenk?
Ein Haustier als Xmas-Geschenk? Für Eltern ist es verlockend, diesem Wunsch nachzugeben. Doch ist das eine gute Idee?
Respekt: Eine Mutter spricht mit ihrer Teenagertochter auf Augenhöhe
Entwicklung
Wie redest du eigentlich mit mir?
Kindern Respekt beizubringen, ist eine Herausforderung. Mit diesen vier Grundlagen sind Eltern gut unterwegs.
Selbstrespekt: Zwei junge Männer geben sich einen Fistbump
Entwicklung
Was ist Respekt und wie leben wir ihn aus?
Im Umgang miteinander ist Respekt unverzichtbar, er schafft Vertrauen und Sicherheit. Und doch tun wir uns immer wieder schwer damit.
Loslassen: Ein Vater bringt Tochter Velofahren bei und ist dabei loszulassen, damit sie allein fährt.
Erziehung
«Beim Loslassen geht es um das richtige Gespür»
Sich als Eltern zurückzunehmen und die Kinder machen zu lassen, ist oft nicht leicht: drei Situationen und wie Expertinnen damit umgehen würden.
Elternabend. Junger Lehrer steht vor der Tafel und hört den Eltern zu.
Lernen
Elternabend: mehr als nur ein Pflichttermin
Lehrpersonen tauschen heute Informationen digital aus. Trotzdem bleibt der Elternabend wichtig – vorausgesetzt er wird richtig genutzt.
Psychologin Filomena Sabatella über Mental Load
Gesellschaft
«Wer Mental Load reduzieren will, sollte ganze Bereiche abgeben»
Psychologin Filomena Sabatella forscht zu Mental Load und berät Paare, wie sie die unsichtbare Arbeit fair unter sich aufteilen können.
Illustration von Lukas Linder, er ist Vater eines Sohnes und schreibt eine Kolumne für Fritz+Fränzi.
Elternblog
Unsere Worte als Eltern hinterlassen Spuren
Die meisten Ratschläge seiner Mutter hat Lukas Linder sofort vergessen. Bis auf einen. Dieser prägt unseren Kolumnisten bis heute.
Elternmitarbeit Lehrerin spricht mit Vater und Sohn
Elternbildung
Wie Elternmitarbeit in der Schule gelingt
Eltern und Schule profitieren von Vertrauen und Zusammenarbeit. Erfahren Sie, wie Elternmitarbeit die Schulerfahrung Ihres Kindes verbessern kann.
«Unser Glaube hilft uns»
Familienleben
«Unser Glaube hilft uns, Zuversicht zu finden»
Esther und Matthias Zaugg-Maag haben drei Kinder. Das Paar erzählt, wie sie den Alltag regeln und welche Rolle ihr Glaube dabei spielt.
Tochter sitzt auf dem Schoss der Mutter. Verstehen Kinder Ironie?
Erziehung
«Kinder erkennen den Witz auch an der Satzmelodie»
Die Psychologin Pauline Larrouy-Maestri forscht zum Thema Ironie und weiss, wie deren Bedeutung entschlüsselt wird.
Die neue Autorität.
Elternbildung
Respekt verschaffen, ohne autoritär zu sein
Wenn man als Lehrperson eine gewisse Achtung etablieren will, kommt das Konzept der neuen Autorität ins Spiel.
Schulangst: Kind bleibt zu Hause und schaut aus dem Fenster
Psychologie
Schulangst: «Mir war schon morgens zu Hause ganz schlecht»
Was tun, wenn das Kind vor lauter Angst nicht mehr in die Schule will? Ein Mädchen und sein Vater erzählen, wie es dazu kam.
Ernsthafte Probleme oder eine Entwicklungsphase? Mädchen steht einsam am Zaun
Entwicklung
Hat mein Kind ernste Probleme oder ist es nur eine Phase?
Was tun, wenn das Kind sich plötzlich anders benimmt? Handelt es sich um ernsthafte Probleme oder nur um eine Phase? Ein Ratgeber.
Ironie: Mutter betrachtet Teeny-Tochter kritisch
Elternbildung
Ab welchem Alter verstehen Kinder Ironie?
Eltern verwenden oft ironische Äusserungen, um kritische Bemerkungen zu umgehen. An sich keine schlechte Idee, Ironie kann aber auch schaden.
Höflichkeitsform: Wie heisst das Zauberwort?
Erziehung
«Wie heisst das Zauberwort?»
Auf Kommando Bitte und Danke sagen müssten Kinder nicht, findet unsere Autorin und setzt auf die eigene Vorbildfunktion.
Übergänge gut begleiten
Familienleben
9 Tipps, wie Eltern Übergänge gut begleiten
Eine neue Klasse oder ein Umzug – Übergänge können Kinder stark verunsichern und werden oft unterschätzt. Diese Tipps helfen weiter.
Übergänge erkennen und gut begleiten
Familienleben
Übergänge erkennen und gut begleiten
Schulstart, eine neue Klasse oder ein Umzug – es gibt viele Zäsuren im Leben eines Kindes. So helfen Eltern ihrem Kind bei Übergängen.
Thomas Feibel Medienexperte
Familienleben
«Hallo? So was kannst du echt nicht sagen!»
Wenn Kinder in die Rolle der Sprachpolizei schlüpfen und ihre Eltern für deren Wortwahl kritisieren, ist der Ärger vorprogrammiert.
Entwicklung
Wie können Kinder mit einer Sprachstörung ihre Gefühle ausdrücken?
Kinder mit Sprachstörungen brauchen Unterstützung, um ihre Emotionen zu bewältigen. Was Eltern und Lehrpersonen tun können.
Alltag
Erziehung
«Der straffe Tagesablauf macht es schwierig»
Obwohl sie eigentlich viel Zeit miteinander verbrächten, sei es nicht immer einfach, im Alltag gut und ausreichend zu kommunizieren, sagt Yvonne Fürst.
Erziehung
«Kein Mensch kann von morgens bis abends empathisch sein»
Ein Anliegen von Psychologin Claudia Brantschen ist es, Eltern im Alltag zu unterstützen. Sie erklärt, wie beziehungsstärkende Kommunikation gelingt.
Malen zeichnen Umgang mit Kinderbildern
Elternbildung
Was malst du da?
Sich beim Malen frei auszudrücken fördert die Kreativität, wirkt entspannend und kann sogar helfen, belastende Erfahrungen zu verarbeiten. 
Kommunikation in der Familie: Mehr Zeit für Gespräche
Erziehung
«Ich geniesse es, jetzt mehr Zeit für Gespräche zu haben»
Arbeiten in Zürich, wohnen im Engadin. So bewusst wie dieser Entscheid, so aktiv sei auch die familiäre Kommunikation, sagt Mutter Mona.
Erziehung
«Anstand ist das A und O»
Leila und Volkan Dogu sind ein höflicher Umgangston und Respekt gegenüber anderen Personen wichtig. Das erwarten sie auch von ihren Söhnen.
Erziehung
Wie gelingt eine gute Kommunikation in der Familie?
Im hektischen Familienalltag fällt schnell ein falscher Satz. Wie Eltern lernen, sich auf ihre Kinder einzulassen und die richtigen Worte zu finden.