Schulangst: «Mir war schon morgens zu Hause ganz schlecht»
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Schulangst: «Mir war schon morgens zu Hause ganz schlecht»

Lesedauer: 2 Minuten

Ein neunjähriges Mädchen muss wegen einer Krankheit länger zu Hause bleiben. Als sie wieder in die Schule kann, hat sich vieles für sie verändert. Plötzlich traut sie sich nicht mehr dorthin.

Aufgezeichnet von Sandra Markert
Bild: Ladina Bischof / 13 Photo

Mia* wohnt im Kanton Bern und ist 9 Jahre alt. Sie hat keine Geschwister. Ihre Eltern sind beide berufstätig. Vater Andreas* arbeitet im Homeoffice und konnte Mia betreuen, als sie wegen einer Krankheit länger zu Hause bleiben musste. Als sie nach ihrer Genesung nicht mehr in die Schule gehen wollte, habe diese gut reagiert, sagt er.

* Namen von der Redaktion geändert

Mia: «Ich konnte letzten Winter längere Zeit nicht in die Schule gehen, weil ich krank war. Danach war alles komisch. Meine beste Freundin spielte plötzlich lieber mit anderen Kindern als mit mir und hatte sich auch an einen anderen Platz gesetzt. Und im Unterricht kam ich nicht mehr so gut mit, weil ich Sachen verpasst hatte. Plötzlich hatte ich immer Angst, wenn ich die Lehrerin sah, dass sie mich drannehmen könnte und ich die Antwort nicht weiss. 

Wenn ich zur Schule ging, war mein Kopf ganz leer und ich wünschte mir, unsichtbar zu sein.

Mir war schon morgens zu Hause ganz schlecht, ich konnte gar nicht richtig frühstücken. Meine Eltern haben mir dann erlaubt, daheim zu bleiben. Zu Hause konnte ich meine Aufgaben gut machen. Aber wenn ich zur Schule ging, war mein Kopf irgendwie ganz leer und ich wünschte mir, unsichtbar zu sein, damit die Lehrerin mich bloss nicht sieht und mir Fragen stellt. 

Irgendwann hatten meine Eltern dann aber ein Gespräch mit meiner ­Lehrerin. Jetzt gehe ich zu einer Schulpsychologin. Sie zeigt mir, was ich tun kann, wenn ich mich morgens nicht in die Schule traue. Wir haben für mich schwierige Situationen in Rollenspielen geübt. Sie hat mir ­Atemübungen beigebracht und mir gesagt, dass es hilft, wenn ich offen über meine Ängste rede. Es gibt auch ein Mädchen aus meiner Klasse, das mich jetzt immer zu Hause abholt.»

Angst, in der Schule nicht mehr mithalten zu können

Andreas: «Mia war von Anfang an eine sehr gute ­Schülerin, sie ist sehr ehrgeizig. Auch als sie nach ihrer langen Krankheit wieder zur Schule gegangen ist, hat sie noch gute Noten geschrieben, obwohl sie viel verpasst hatte. Deshalb war es schwer für uns, zu ­verstehen, woher plötzlich ihre Angst kam, in der Klasse nicht mehr gut mithalten zu können.

Wir ­vermuten, es kamen auch soziale Ängste dazu, die Klassengemeinschaft hatte sich ohne sie weiter­entwickelt, sie musste darin wieder neu ihren Platz finden. An all diese Dinge haben wir nicht gedacht, als sie wieder mit der Schule angefangen hat. Wir sind froh, dass die Schule uns gut unterstützt, und wünschen uns alle, dass Mia bald wieder mit mehr Freude und weniger Angst zur Schule gehen kann.»

Sandra Markert
ist freie Journalistin und Mutter von drei Kindern im Kindergarten- und Primarschulalter. Sie lebt mit ihrer Familie am Bodensee.

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