«Klare Absprachen fördern das Sicherheitsgefühl» -
Merken
Drucken

«Klare Absprachen fördern das Sicherheitsgefühl»

Lesedauer: 1 Minuten

Larissa und Jan Weile haben zwei klassische Schockmomente mit ihren Kindern erlebt und schliesslich eine Strategie entwickelt, ihren Kindern mehr Freiraum zu gewähren.

Wir sind keine ängstlichen Eltern. Trotzdem haben wir schon zwei Situationen erlebt, die uns richtig Angst gemacht haben. Einmal ist unsere jüngere Tochter im Einkaufszentrum verschwunden. Da haben wir natürlich Panik bekommen. Plötzlich läuft so ein Film vor einem ab. Was, wenn ihr etwas passiert ist? Wenn sie jemand mitgenommen hat? Gott sei Dank ist sie schnell wieder aufgetaucht.

Ein anderes Mal ist unsere Erstgeborene weggelaufen, weil sie uns gesucht hat. Sie ist einfach zur Haustür raus und losmarschiert. Wir wohnen in einer kleinen Stadt und unsere Tochter ist Richtung Zentrum gelaufen. Irgendwann haben zwei Passantinnen sie angesprochen und nach Hause gebracht.

Wir glauben, dass Kinder, die sich selbstwirksam fühlen, die Fähigkeit entwickeln, mutiger zu werden.

Nach diesen beiden Erlebnissen wussten wir, dass es klare Regeln braucht und wir uns besser absprechen müssen. Denn wir wollen unsere Kinder ja nicht einsperren oder ständig kontrollieren. Wenn wir jetzt ins Einkaufszentrum gehen, dürfen sie ab einem bestimmten Punkt alleine vorgehen. Wir verabreden uns immer bei den Spielzeugen. Mittlerweile kennen sie sich dort gut aus und wir vertrauen ihnen. Zudem haben wir auch sehr an der Kommunikation gearbeitet. Sie wissen jetzt, wo sie hingehen müssen, wenn etwas passiert und sie beispielsweise noch einmal verloren gehen würden.

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass klare Absprachen das Sicherheitsgefühl und die Orientierung der Kinder fördern. Sie wissen jetzt, wie sie handeln müssen, falls etwas nicht klappt. So können wir ihnen mehr Freiräume geben und das wiederum fördert ihre Autonomieentwicklung. Joya, unsere Ältere, geht schon seit dem Kindergartenstart alleine zu Freunden. Sie hat es selbst so eingefordert und wir waren von Anfang an einverstanden. Auf Fiona können wir uns auch verlassen, obwohl sie erst drei Jahre alt ist.

Wir glauben, dass Kinder, die sich selbstwirksam fühlen, die Fähigkeit entwickeln, mutiger zu werden. Die Herausforderung ist, als Eltern die richtige Balance zwischen Sicherheit und Freiraum zu finden, um die Selbstwirksamkeit zu fördern. Das ist nicht immer leicht. Aber wir sind wohl auf einem guten Weg.

Von anderen Eltern bekommen wir oft die Rückmeldung, dass unsere Kinder sehr selbständig sind und sich zu helfen wissen, sich mehr zutrauen als andere und mutig sind. Wahrscheinlich, weil sie immer wieder die Erfahrung machen, dass es funktioniert.

Familie Weile

Larissa, 37, und Jan Weile, 46, leben mit ihren Töchtern Fiona, 3, und Joya, 6, in Uster ZH. Sie ist psychologische Beraterin mit eigener Praxis, er IT-Projektleiter.

Katharina Hoch
ist freischaffende Journalistin und lebt mit ihrer Familie in München.

Alle Artikel von Katharina Hoch

Mehr zum Thema Mut:

Mut braucht vor allem Selbstvertrauen
Erziehung
«Mut braucht vor allem Selbstvertrauen»
Mut hat viele Facetten. Ingenieurin Anne Richter erzählt, wer von ihren Jungs eher zu physischem und wer zu sozialem Mut neigt.
«Wenn Ängste Kinder einschränken,sollten Eltern handeln»
Erziehung
«Wenn Ängste Kinder einschränken, sollten Eltern handeln»
Kinder- und Jugendpsychiaterin Susanne Meier erklärt, was «normale» Angst von einer Angststörung unterscheidet und was Eltern tun können, wenn ihr Kind ängstlich ist. 
ESL Sprachcamps Frankreich England HG
Advertorial
Sprachcamps mit ESL – der beste Weg eine Sprache zu lernen
Jugendliche und Kinder haben die Chance, eine unvergessliche Erfahrung in den ESL Sommer-Sprachcamps im Ausland zu machen.
Familie Grundlehner zum Thema Ängste und Mut
Gesundheit
«Amyras Ängste schränkten unser Leben zunehmend ein»
Familie Grundlehner lebt am Bodensee. Als die achtjährige Tochter Amyra immer ängstlicher wurde, holte sich das Paar professionelle Hilfe.
Wie Kinder mutig werden: 5 Beispiele aus dem Alltag
Erziehung
Wie Kinder mutig werden: 5 Beispiele aus dem Alltag
Was sollen Eltern tun, um den Mut ihrer Kinder zu fördern? Und wo sind die Grenzen? 5 Beispiele aus dem Alltag.
Mut entwickeln und Ängste überwinden
Erziehung
Wie wird mein Kind mutig?
Eltern wünschen sich mutige Kinder. Mut zeigt sich auf verschiedene Weise. Was hilft einem Kind, mutig zu werden? Und wie können Eltern es unterstützen?
Fritz+Fränzi
Mutige Kinder: Unser Thema im Juni
Wie Kinder an der Überwindung ihrer Ängste wachsen – und was Eltern dazu beitragen können.
Entwicklung
7 Tipps für ängstliche Eltern und Kinder
Welcher Risikotyp ist Ihr Kind? Und was tun, wenn Sie selbst zu Sorge und Angst neigen? Mit diesen Tipps stärken Sie sich selbst und Ihr Kind.
Entwicklung
Mut tut gut: So wird Ihr Kind risikofreudig
Viele Eltern wollen ihre Kinder vor allen Gefahren beschützen. Eine gute Risikokompetenz kann aber nur entwickeln, wer sich auch mal blutende Knie holt.
Intuition als Erziehungsratgeber.
Elternbildung
Intuition als Ratgeber in Erziehungsfragen
Bruna verlässt sich in Erziehungsfragen oft auf ihre Intuition und merkt, dass unter Zeitdruck alte Muster hochkommen, die sie ablehnt.
Psychologie
Was Kinder im Alltag stark macht
Wie werden Kinder stark? Wie stärkt man ihr Selbstbewusstein, ihr Selbstwertgefühl? Eine Anleitung von Fabian Grolimund.
Blog
Mehr Leichtigkeit für unsere Kinder
Lehren wir unseren Kindern genug Leichtigkeit im Leben? Kolumnistin Michèle Binswanger denkt darüber nach, was ihr Flügel verleiht.
Gesundheit
Wie schüchterne Kinder Freunde finden
Schüchterne und introvertierte Kinder haben Mühe mit der Kontaktaufnahme. So können Eltern sie dabei unterstützen, Freunde zu finden.