«Unser Glaube hilft uns, Zuversicht zu finden»
Esther und Matthias Zaugg-Maag haben drei Kinder. Darunter eines mit Downsyndrom. Das Paar erzählt, wie sie den Alltag regeln und Inseln der Entspannung einrichten.
Esther und Matthias Zaugg-Maag, beide 39, haben drei Kinder: Noah, 5, Malia, 3, und Tim, 1. Esther arbeitet 40 Prozent als Pflegefachfrau und Matthias hat eine 80-Prozent-Stelle als Elektroingenieur. Die Betreuung ihrer Kinder erfordert viel Organisation, auch weil Noah Trisomie 21 hat. Die Familie lebt in Thun BE.
Esther: «Wenn man mich letztes Jahr gefragt hätte, ob wir als Eltern unsere eigenen Bedürfnisse im Blick haben, dann hätte ich geantwortet, dass das kaum möglich ist. Vor einem Jahr wurde Tim, unser drittes Kind, geboren. Gleichzeitig mussten sich auch die beiden älteren an die neue Familiensituation gewöhnen. Noah hat aufgrund seines Downsyndroms ohnehin einen erhöhten Betreuungsbedarf. Er hatte in den letzten Jahren mehrere Operationen mit einigen Tagen Spitalaufenthalt. Pro Woche hat er diverse Therapien. Wir betreuen unsere Kinder zu Hause, ausserdem arbeiten wir beide, ich bin im Schichtdienst. Wenn ich zum Beispiel die Kinder bis 14 Uhr habe, übernimmt danach Matthias und ich arbeite bis Mitternacht im Krankenhaus.
Dank einem Kurs, den wir gemeinsam besucht haben, kennen und spüren wir unsere Grenzen stärker und kommunizieren offen darüber.
Esther Zaugg-Maag
Das alles ist organisatorisch und emotional herausfordernd. Wir konnten im letzten Winter einen Onlinekurs belegen, in dem es um Beziehungsthemen, Kommunikation, individuelle Bedürfnisse und Vergebung ging. Dafür haben wir uns einige Abende freigenommen. Den riesigen Wäscheberg und die To-do-Liste haben wir liegen gelassen, das Aufräumen aufgeschoben. Das hat uns als Paar sehr bestärkt und wir haben ausserdem ein Bewusstsein dafür entwickelt, was wir brauchen – zum Beispiel kurze Auszeiten. Für mich sind soziale Kontakte wichtig und ich bin jetzt bei einem Chorprojekt dabei. Matthias arbeitet gerne allein in unserem Garten. Wir kennen und spüren unsere Grenzen stärker und kommunizieren offen darüber.»
Matthias: «Wir bitten unter anderem unsere Eltern um Hilfe. Die beiden Grosselternpaare unterstützen uns stark und betreuen die Kinder regelmässig. Sie entlasten uns nicht nur im Arbeitsalltag, sondern ermuntern uns auch immer wieder, etwas zu zweit zu unternehmen. Dank ihrer Hilfe waren wir in den letzten Monaten einen Tag Ski fahren, haben im Sommer eine Kanutour gemacht und sind abends mal essen gegangen. Das sind Inseln der Entspannung, die uns guttun. Und wenn wir als Familie einen Ausflug in die Natur planen, überfrachten wir diesen nicht mit unrealistischen Erwartungen, sondern geniessen Kleinigkeiten.
Gott liebt uns in unserer Unperfektheit. Die biblischen Geschichten sind voller Beispiele, in denen nicht alles glatt läuft.
Matthias Zaugg-Maag
Inzwischen unterstützt uns ausserdem noch eine Heilpädagogik-Studentin, die vier Stunden pro Woche zu uns kommt. Wir konnten uns als Familie an der Universität bewerben, und diese junge Frau hat uns ausgewählt. Das ist eine Riesenentlastung. Was uns auch hilft, ist unser Glaube und die Verbindung zu unserer Kirchgemeinde. Gott liebt uns in unserer Unperfektheit. Die biblischen Geschichten sind voller Beispiele, in denen nicht alles glatt läuft. Unser Glaube hilft uns, Ruhe und Zuversicht zu finden.»