«Der hektische Alltag macht es schwierig»
Merken
Drucken

«Der straffe Tagesablauf macht es schwierig»

Lesedauer: 1 Minuten

Obwohl sie eigentlich viel Zeit miteinander verbrächten, sei es nicht immer einfach, im Alltag gut und ausreichend zu kommunizieren, sagt Yvonne Fürst, die mit ihrem Mann einen Landwirtschaftsbetrieb führt. Die beiden haben zwei Töchter.

Aufgezeichnet von Susanna Valentin
Bild: Sophie Stieger / 13 Photo

Auf einem Bauernhofbetrieb ist der Alltag turbulent, viele unterschiedliche Menschen gehen bei uns ein und aus. Dadurch, dass der Tagesablauf straff geplant ist, ist es immer wieder schwierig, Inseln für das Familienleben und für Gespräche unter uns zu finden. Das Wochenende ist nicht frei, die Arbeit geht weiter. Zwar gibt es jeden Tag drei gemeinsame Mahlzeiten, aber ein Lehrling sitzt immer mit uns am Tisch. Das heisst, es ist der falsche Platz, private Angelegenheiten zu besprechen. Das ist die eine Seite.

Andererseits verbringen wir auf diese Weise ganz viel Zeit miteinander. Da immer jemand zu Hause ist, haben unsere zwei Mädchen Erin und Irma stets eine vertraute Ansprechperson, wenn sie ein Anliegen haben. Ich bin selbst so aufgewachsen und schätzte diese Sicherheit sehr. Wenn wir mal etwas weniger Arbeit haben, entstehen plötzlich auch Gelegenheiten, wirklich Zeit miteinander zu verbringen. An solchen Familienwochenenden lassen wir es am liebsten ruhig angehen und schauen, welche Themen aufkommen.

Jeweils sonntags treffen wir uns alle am Esstisch und besprechen die folgende Woche.

Mir und meinem Partner ist es sehr wichtig, zu wissen, was unsere Kinder beschäftigt. Wir arbeiten deshalb auch immer wieder daran, Zeit für den Austausch miteinander einzubauen. Sehr gut klappt das bei der sogenannten Familiensitzung, die wir jeweils am Sonntag durchführen. Wir treffen uns dann alle am Esstisch und besprechen die folgende Woche.

Ich glaube, es tut den Kindern gut, dort unsere volle Aufmerksamkeit zu haben und ihre Anliegen zu besprechen. Oft sind dies Dinge, die mit der Planung zu tun haben. Allerdings ist es so auch möglich, zu zeigen, dass wir am Leben unserer Kinder wirklich interessiert sind. Das geht sonst unter, weil wir uns zwar physisch oft sehen, aber doch häufig unter Zeit- und Termindruck stehen oder eben noch weitere Personen anwesend sind.

Wenn wir an diesen Sitzungen Abmachungen getroffen haben, können wir uns als Eltern später darauf berufen. Das gibt uns Klarheit in der Kommunikation gegenüber den Kindern. Abends pflegen wir ein kleines Ritual: Wir Eltern wechseln uns darin ab, den Mädchen ein Büechli zu erzählen. Meistens sprechen wir dann auch über anderes, was sie an diesem Tag beschäftigt hat. Diese halbe Stunde ist wahnsinnig wertvoll, daran halten wir fest.

Familie Fürst Freudiger

Yvonne Fürst ist Produktdesignerin und ihr Partner Christoph Freudiger Landwirt. Gemeinsam führen die 39- und der 41-Jährige einen Bauernbetrieb im Kanton Solothurn. Mit dabei: die Töchter Erin, 9, und Irma, 5.

Susanna Valentin
schätzt das durchlässige Schweizer Bildungssystem und hat es gleich selbst genutzt. Vor vier Jahren liess sich die diplomierte Heil- und Sozialpädagogin zur Fachjournalistin ausbilden.

Alle Artikel von Susanna Valentin

Mehr zum Thema Kommunikation

Die neue Autorität.
Elternbildung
Respekt verschaffen, ohne autoritär zu sein
Wenn man als Lehrperson eine gewisse Achtung etablieren will, kommt das Konzept der neuen Autorität ins Spiel.
Kinder im Wachstum brauchen ausreichend Vitamine und Vitamin B Strath
Advertorial
Was Kinder zum gross werden brauchen
Für ein gesundes Wachstum benötigen Kinder Vitamine, Mineralstoffe, lebenswichtige Fette – und vieles mehr.
Schulangst: Kind bleibt zu Hause und schaut aus dem Fenster
Psychologie
Schulangst: «Mir war schon morgens zu Hause ganz schlecht»
Was tun, wenn das Kind vor lauter Angst nicht mehr in die Schule will? Ein Mädchen und sein Vater erzählen, wie es dazu kam.
Ernsthafte Probleme oder eine Entwicklungsphase? Mädchen steht einsam am Zaun
Entwicklung
Hat mein Kind ernste Probleme oder ist es nur eine Phase?
Was tun, wenn das Kind sich plötzlich anders benimmt? Handelt es sich um ernsthafte Probleme oder nur um eine Phase? Ein Ratgeber.
Tochter sitzt auf dem Schoss der Mutter. Verstehen Kinder Ironie?
Erziehung
«Kinder erkennen den Witz auch an der Satzmelodie»
Die Psychologin Pauline Larrouy-Maestri forscht zum Thema Ironie und weiss, wie deren Bedeutung entschlüsselt wird.
Ironie: Mutter betrachtet Teeny-Tochter kritisch
Elternbildung
Ab welchem Alter verstehen Kinder Ironie?
Eltern verwenden oft ironische Äusserungen, um kritische Bemerkungen zu umgehen. An sich keine schlechte Idee, Ironie kann aber auch schaden.
Höflichkeitsform: Wie heisst das Zauberwort?
Erziehung
«Wie heisst das Zauberwort?»
Auf Kommando Bitte und Danke sagen müssten Kinder nicht, findet unsere Autorin und setzt auf die eigene Vorbildfunktion.
Übergänge gut begleiten
Familienleben
9 Tipps, wie Eltern Übergänge gut begleiten
Eine neue Klasse oder ein Umzug – Übergänge können Kinder stark verunsichern und werden oft unterschätzt. Diese Tipps helfen weiter.
Übergänge erkennen und gut begleiten
Familienleben
Übergänge erkennen und gut begleiten
Schulstart, eine neue Klasse oder ein Umzug – es gibt viele Zäsuren im Leben eines Kindes. So helfen Eltern ihrem Kind bei Übergängen.
Thomas Feibel Medienexperte
Familienleben
«Hallo? So was kannst du echt nicht sagen!»
Wenn Kinder in die Rolle der Sprachpolizei schlüpfen und ihre Eltern für deren Wortwahl kritisieren, ist der Ärger vorprogrammiert.
Entwicklung
Wie können Kinder mit einer Sprachstörung ihre Gefühle ausdrücken?
Kinder mit Sprachstörungen brauchen Unterstützung, um ihre Emotionen zu bewältigen. Was Eltern und Lehrpersonen tun können.
Kommunikation: Mutter liest Sohn etwas vor.
Erziehung
4 Tipps für eine konfliktfreie Kommunikation mit Kindern
Ich-Botschaften und No-Go-Wörter: Wir zeigen Ihnen vier Strategien für eine konstruktive Kommunikation mit Ihrem Kind.
Erziehung
«Kein Mensch kann von morgens bis abends empathisch sein»
Ein Anliegen von Psychologin Claudia Brantschen ist es, Eltern im Alltag zu unterstützen. Sie erklärt, wie beziehungsstärkende Kommunikation gelingt.
Malen zeichnen Umgang mit Kinderbildern
Elternbildung
Was malst du da?
Sich beim Malen frei auszudrücken fördert die Kreativität, wirkt entspannend und kann sogar helfen, belastende Erfahrungen zu verarbeiten. 
Kommunikation in der Familie: Mehr Zeit für Gespräche
Erziehung
«Ich geniesse es, jetzt mehr Zeit für Gespräche zu haben»
Arbeiten in Zürich, wohnen im Engadin. So bewusst wie dieser Entscheid, so aktiv sei auch die familiäre Kommunikation, sagt Mutter Mona.
Erziehung
«Anstand ist das A und O»
Leila und Volkan Dogu sind ein höflicher Umgangston und Respekt gegenüber anderen Personen wichtig. Das erwarten sie auch von ihren Söhnen.
Erziehung
Wie gelingt eine gute Kommunikation in der Familie?
Im hektischen Familienalltag fällt schnell ein falscher Satz. Wie Eltern lernen, sich auf ihre Kinder einzulassen und die richtigen Worte zu finden.
Kommunikation
Fritz+Fränzi
Kommunikation: Unser Thema im Dezember und Januar
Eine gute Kommunikation in der Familie schafft Nähe und Verständnis füreinander: Wie der Austausch zwischen Eltern und Kind gelingt.
Michele-Binswanger-Kolumne-Mutter-Kinder-Teenager
Elternblog
Von Plappermäulern, bockigen Teenies und Traumprinzen
Michèle Binswanger ist entzückt: Als Tante entdeckt unsere Kolumnistin in der Kommunikation mit Kindern ganz neue Reize.
Lernen
Wo Kinder Erfinder sein dürfen
Wo Kinder Erfinder sein dürfen Was macht Kinder kreativ? Und warum ist das wichtig? Eine Innovationswerkstatt in Basel lässt Schülerinnen und Schüler eigene Lösungen finden.
Elternbildung
Wie wild dürfen Übernachtungspartys sein?
Eine Mutter macht sich Sorgen, weil ihre achtjährige Tochter bei einer Übernachtungsparty zu viel TV schaute und zu wenig Schlaf fand. Das sagt unser Expertenteam.
Grosi nervt
Elternbildung
Was tun, wenn Grosi nervt?
Eine Grossmutter betreut ihre Enkelinnen regelmässig und redet mit ihnen ständig über ihre Gewichtsprobleme. Der Vater hat damit grosse Mühe. Das sagt unser Expertenteam.
Alle meine Freunde dürfen auch!
Erziehung
Alle anderen dürfen auch!
Wenn es nach den Kindern geht, dürfen die Freunde immer mehr. Ist das nur ein raffiniertes Argument vom Nachwuchs? Oder ein guter Anlass, um über Regeln und Verbote zu sprechen?
Wie rede ich mit meinem Kind über den Krieg
Elternbildung
Wie spricht man mit Kindern über den Krieg?
Yvonne Müller vom Elternnotruf unterstützt Eltern, Kindern eine sichere Basis zu vermitteln und liefert konkrete Diskussionsideen, wie man mit Kindern und Jugendlichen über den Krieg spricht.
Kommunikation in der Familie im Selbsttest
Familienleben
Selbsttest: Bedürfnis­orientiertes Zuhören und Reden
Schluss mit elterlichen Verhören, stattdessen offene Gespräche und ungeteilte Aufmerksamkeit! Ein Selbstversuch in Kommunikation in der Familie.