28. Februar 2023
Wie wild dürfen Übernachtungspartys sein?

Lesedauer: 2 Minuten
Eine Mutter macht sich Sorgen, weil ihre achtjährige Tochter bei einer Übernachtungsparty zu viel TV schaute und zu wenig Schlaf fand. Das sagt unser Expertenteam.
Eine Frage – drei Meinungen
Meine Tochter, 8, hat kürzlich bei einer Freundin übernachtet. Am nächsten Tag war sie todmüde. Wie sich herausstellte, haben die Mädchen fünf Stunden TV gesehen und sind erst um 1 Uhr eingeschlafen. Mir ist klar, dass es bei Übernachtungspartys mal später werden kann und man sich gerne einen Film anschaut. Aber das ist uns zu viel. Welche Regeln soll ich im Gespräch mit der Mutter einfordern? Marianne, 39, Winterthur
Das sagt unser Expertenteam dazu:

Nicole Althaus
Wenn die Pyjamaparty am Wochenende stattgefunden hat, ist alles halb so wild. Selbst wenn der Fernseher nicht gelaufen wäre, hätten die Mädchen nicht geschlafen. Alles viel zu aufregend. Auch bei meinen Töchtern hat das Kichern im Kinderzimmer jeweils erst nach Mitternacht und der dritten Mahnung aufgehört. Kommt ja schliesslich nicht jede Woche vor. Unter der Woche hingegen gab es kein Übernachtungsfest. Auch nicht ohne Film. Schliesslich ist am nächsten Tag Schule. Punkt. Schluss.
Wenn die Pyjamaparty am Wochenende stattgefunden hat, ist alles halb so wild. Selbst wenn der Fernseher nicht gelaufen wäre, hätten die Mädchen nicht geschlafen. Alles viel zu aufregend. Auch bei meinen Töchtern hat das Kichern im Kinderzimmer jeweils erst nach Mitternacht und der dritten Mahnung aufgehört. Kommt ja schliesslich nicht jede Woche vor. Unter der Woche hingegen gab es kein Übernachtungsfest. Auch nicht ohne Film. Schliesslich ist am nächsten Tag Schule. Punkt. Schluss.

Annette Cina
Ausnahmen machen das Leben schön. Ihnen geht diese Ausnahme jedoch zu weit. Wenn Ihnen gar nicht wohl dabei ist, müssen Sie Ihre Wünsche anbringen. Überlegen Sie sich daher gut, wie weit es für Sie gehen darf. Ist ein Film in Ordnung, oder sind es eventuell auch zwei? Welche Schlafenszeit wäre denn tolerierbar? Bei der nächsten Einladung nehmen Sie mit den Eltern Kontakt auf und fragen Sie nach, was geplant ist. Bringen Sie Ihre Wünsche ein und klären Sie, ob dies eingehalten werden kann. Entscheiden Sie dann, ob Ihre Tochter zur Übernachtung zu ihrer Freundin gehen darf. Alternative: Sie machen eine Ausnahme und passen Ihren Tagesablauf am nächsten Tag an.
Ausnahmen machen das Leben schön. Ihnen geht diese Ausnahme jedoch zu weit. Wenn Ihnen gar nicht wohl dabei ist, müssen Sie Ihre Wünsche anbringen. Überlegen Sie sich daher gut, wie weit es für Sie gehen darf. Ist ein Film in Ordnung, oder sind es eventuell auch zwei? Welche Schlafenszeit wäre denn tolerierbar? Bei der nächsten Einladung nehmen Sie mit den Eltern Kontakt auf und fragen Sie nach, was geplant ist. Bringen Sie Ihre Wünsche ein und klären Sie, ob dies eingehalten werden kann. Entscheiden Sie dann, ob Ihre Tochter zur Übernachtung zu ihrer Freundin gehen darf. Alternative: Sie machen eine Ausnahme und passen Ihren Tagesablauf am nächsten Tag an.

Peter Schneider
Pischi-Partys mit stundenlangem Filmschauen und spätem Einschlafen sind die Exzesse der Achtjährigen. Ich nehme nicht an, dass sie danach in die Schule musste. Sie hätte sich also auch am Mittag noch mal aufs Ohr legen können. Mit anderen Worten: Eigentlich müssten Sie gar keine Regeln einfordern. Partynächte sind – insbesondere für Achtjährige – eine Ausnahme, sie bestätigen nur schon deshalb die Regel, von der sie eben die Ausnahme sind. Verderben Sie Ihrer Tochter nicht nachträglich die Freude.
Pischi-Partys mit stundenlangem Filmschauen und spätem Einschlafen sind die Exzesse der Achtjährigen. Ich nehme nicht an, dass sie danach in die Schule musste. Sie hätte sich also auch am Mittag noch mal aufs Ohr legen können. Mit anderen Worten: Eigentlich müssten Sie gar keine Regeln einfordern. Partynächte sind – insbesondere für Achtjährige – eine Ausnahme, sie bestätigen nur schon deshalb die Regel, von der sie eben die Ausnahme sind. Verderben Sie Ihrer Tochter nicht nachträglich die Freude.
Das Expertenteam:
- Annette Cina, 52, arbeitet am Institut für Familienforschung und -beratung der Universität Freiburg. In ihrer eigenen Praxis berät die Psychologin, Psychotherapeutin und dreifache Mutter Jugendliche und Erwachsene. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören die Prävention von kindlichen Verhaltensstörungen, Paarkonflikte, Kindererziehung und Stress.
- Peter Schneider, 65, ist Kolumnist, Satiriker, Psychoanalytiker, Privatdozent für klinische Psychologie an der Uni Zürich und Gastprofessor für Geschichte und Wissenschaftstheorie der Psychoanalyse in Berlin.
- Nicole Althaus, 54, ist Chefredaktorin Magazine und Mitglied der Chefredaktion der «NZZ am Sonntag», Kolumnistin und Autorin. Sie hat den Mamablog auf tagesanzeiger.ch initiiert und geleitet und war Chefredaktorin von «wir eltern». Nicole Althaus ist Mutter von zwei Kindern im Alter von 20 und 16 Jahren.
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In dieser Rubrik beantworten Expertinnen und Experten IHRE Fragen zu Erziehung und Alltag mit Kindern.
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