01. Mai 2024
Was tun, wenn das neunjährige Kind eine Apple Watch will?

Lesedauer: 2 Minuten
Ein neunjähriges Mädchen wünscht sich eine Apple Watch – weil viele in der Klasse schon eine haben. Die Mutter hat Mühe damit und fragt unser Expertenteam um Rat.
Eine Frage – drei Meinungen
In der 4. Klasse hat eine Mehrheit der Kinder eine Apple Watch. Nun möchte unsere Tochter, 9, auch eine solche Uhr. Ich finde das unmöglich. Ich will mein Kind nicht überwachen. Und ich bin auch nicht bereit, so viel Geld für eine Uhr auszugeben. Was würden Sie tun?
Patrizia, 31, Schaffhausen
Das sagt unser Expertenteam dazu:

Nicole Althaus
Exakt das, was Sie instinktiv auch tun: Wäre es meine Tochter, bekäme sie als Viertklässlerin keine Apple Watch. Weil sie eine solche genauso wenig braucht wie Balenciaga-Turnschuhe. Dass eine Mehrheit der ungefähr Zehnjährigen bereits die neusten Gadgets am Handgelenk trägt, erstaunt mich zwar, macht aber den Nachahmungsdruck, den die Tochter spürt, verständlich. Wenn der Leidensdruck bis Weihnachten nicht abgeklungen ist, kann die Tochter ja die immerhin fast 300 Franken teure Watch auf ihre Wunschliste setzen. Dann lernt sie zumindest, dass im Leben nicht alles sofort in Erfüllung geht.
Exakt das, was Sie instinktiv auch tun: Wäre es meine Tochter, bekäme sie als Viertklässlerin keine Apple Watch. Weil sie eine solche genauso wenig braucht wie Balenciaga-Turnschuhe. Dass eine Mehrheit der ungefähr Zehnjährigen bereits die neusten Gadgets am Handgelenk trägt, erstaunt mich zwar, macht aber den Nachahmungsdruck, den die Tochter spürt, verständlich. Wenn der Leidensdruck bis Weihnachten nicht abgeklungen ist, kann die Tochter ja die immerhin fast 300 Franken teure Watch auf ihre Wunschliste setzen. Dann lernt sie zumindest, dass im Leben nicht alles sofort in Erfüllung geht.

Peter Schneider
Überwachen ist auch bei einer Apple Watch freiwillig. Sie müssen also keineswegs. Geld ausgeben hingegen müssten Sie schon, wenn Sie Ihrer Tochter eine Apple Watch kaufen würden. Dass alle (also fast alle beziehungsweise immerhin 51 Prozent, jedenfalls wenn man alle Nichtcoolen nicht mitrechnet) ein solches Ding haben, ist natürlich ein Scheissargument, insbesondere weil es einen wahren Kern hat. Erinnern Sie sich vielleicht noch daran, wie das Glück in dem Alter von solchen Dingen abhing (statt von edlen immateriellen Freuden)? Ein aktuelles Modell der (günstigsten) Apple Watch SE kostet zurzeit auf Ricardo übrigens etwas unter 200 Franken.
Überwachen ist auch bei einer Apple Watch freiwillig. Sie müssen also keineswegs. Geld ausgeben hingegen müssten Sie schon, wenn Sie Ihrer Tochter eine Apple Watch kaufen würden. Dass alle (also fast alle beziehungsweise immerhin 51 Prozent, jedenfalls wenn man alle Nichtcoolen nicht mitrechnet) ein solches Ding haben, ist natürlich ein Scheissargument, insbesondere weil es einen wahren Kern hat. Erinnern Sie sich vielleicht noch daran, wie das Glück in dem Alter von solchen Dingen abhing (statt von edlen immateriellen Freuden)? Ein aktuelles Modell der (günstigsten) Apple Watch SE kostet zurzeit auf Ricardo übrigens etwas unter 200 Franken.

Annette Cina
Sie haben eine klare Haltung, dementsprechend können Sie handeln. Auch der Wunsch Ihrer Tochter ist nachvollziehbar. Dazuzugehören hängt oft damit zusammen, ob ähnliche Dinge besessen werden. Kinder reden miteinander über das, was im Moment cool ist. Nicht mitreden zu können, heisst danebenzustehen. Sprechen Sie mit Ihrer Tochter: Warum möchte sie diese Uhr? Geht es um das Dazugehören oder um den Nutzen der Uhr? Manchmal hilft ein Aushandeln, was gekauft werden kann, auf was dafür verzichtet wird. Manchmal ein Warten, bis der Hype vorüber ist. So zeigen Sie, dass Sie Ihre Tochter ernst nehmen, aber eine eigene Einstellung dazu haben.
Sie haben eine klare Haltung, dementsprechend können Sie handeln. Auch der Wunsch Ihrer Tochter ist nachvollziehbar. Dazuzugehören hängt oft damit zusammen, ob ähnliche Dinge besessen werden. Kinder reden miteinander über das, was im Moment cool ist. Nicht mitreden zu können, heisst danebenzustehen. Sprechen Sie mit Ihrer Tochter: Warum möchte sie diese Uhr? Geht es um das Dazugehören oder um den Nutzen der Uhr? Manchmal hilft ein Aushandeln, was gekauft werden kann, auf was dafür verzichtet wird. Manchmal ein Warten, bis der Hype vorüber ist. So zeigen Sie, dass Sie Ihre Tochter ernst nehmen, aber eine eigene Einstellung dazu haben.
Das Expertenteam:
- Annette Cina, 51, arbeitet am Institut für Familienforschung und -beratung der Universität Freiburg. In ihrer eigenen Praxis berät die Psychologin, Psychotherapeutin und dreifache Mutter Jugendliche und Erwachsene. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören die Prävention von kindlichen Verhaltensstörungen, Paarkonflikte, Kindererziehung und Stress.
- Peter Schneider, 66, ist Psychoanalytiker, Kolumnist und Satiriker. War mal Professor für Pädagogische und Entwicklungs-Psychologie an der Uni Bremen, ist immer noch Privatdozent für Klinische Psychologie an der Uni Zürich. Vater und Ehemann eines erwachsenen Sohnes und einer erwachsenen Frau aus und in erster Ehe.
- Nicole Althaus, 54, ist Chefredaktorin Magazine und Mitglied der Chefredaktion der «NZZ am Sonntag», Kolumnistin und Autorin. Sie hat den Mamablog auf tagesanzeiger.ch initiiert und war Chefredaktorin von «Wir Eltern». Nicole Althaus ist Mutter von zwei erwachsenen Kindern.
Haben auch Sie eine Frage?
In dieser Rubrik beantworten Expertinnen und Experten Ihre Fragen zu Erziehung und Alltag mit Kindern.
Schreiben Sie eine E-Mail an: redaktion@fritzundfraenzi.ch