Digitaler Wandel bedeutet eine Transformation der Schule

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Einfach digitale Geräte im Unterricht einzusetzen, reicht nicht aus. Es braucht ein Umdenken in der Art, wie gelernt und gelehrt wird, aber auch in der Organisation der Schule und ihrer Kooperation und Kommunikation mit den Eltern.

Der auf den ersten Blick einfachere (und meist gewählte) Weg ist die Integration: Der Unterricht läuft ähnlich weiter wie bis anhin. Die digitalen Geräte ersetzen im Klassenunterricht herkömmliche Werkzeuge. Rechenaufgaben werden auf dem Tablet gelöst; die Kinder erhalten nun unmittelbares Feedback. Die Englischwörter werden digital geübt; neu ist, dass die Kinder die Wörter beim selbständigen Üben anhören können und sich somit die Aussprache richtig einprägen können. Zudem bestimmt ein cleverer Algorithmus, welches Wort wann wiederholt werden muss. Vielleicht steht die Klasse sogar im Austausch mit einer englischsprachigen Klasse und kommuniziert mit dieser per Mail.
Der scheinbar einfache Prozess der Integration digitaler Geräte stellt die Schulen bereits vor grosse Herausforderungen.
Dieser scheinbar einfache Prozess der Integration stellt die Schulen bereits vor grosse Herausforderungen: Die Geräte und die gesamte Infrastruktur müssen funktionieren, ein effektiver Support (technisch und pädagogisch) muss vorhanden sein. Die Lehrpersonen müssen sich einigermassen sicher in der digitalen Welt bewegen.
Schulen müssen sich wichtige Fragen stellen
Diese Fragen lassen sich nicht auf die Schnelle beantworten oder von oben verordnen. Sie benötigen eine intensive Auseinandersetzung der Lehrpersonen und anderer Beteiligter mit ihrem Berufsverständnis und die Bereitschaft, sich ernsthaft und selbstkritisch mit den eigenen Werten und Haltungen auseinanderzusetzen. Die Kultur im Team wird zentral: Wie entsteht an einer Schule ein gemeinsames Mindset, das derart tragfähig ist, dass auch Unsicherheiten und Rollenwechsel ausgehalten werden?
Viele Eltern halten an ihrem eigenen Bild von Schule fest
Genauso wichtig wie die Entwicklung des Unterrichts ist es, die ganze Organisation einer Schule zu betrachten. Zentrale Themen dabei sind die Kommunikation und die Kooperation. Viele Schulen, die sich auf den Weg des digitalen Wandels machen, vernachlässigen die Kommunikation mit den Eltern und der Öffentlichkeit. Das ist leider oft verheerend: Alle Menschen in der Schweiz haben eine eigene Schulkarriere hinter sich und halten oft an ihrem Bild der Schule fest, auch wenn sie selbst schlechte Erfahrungen damit machten.
Die Bevölkerung muss abgeholt und mitgenommen werden, damit ein Wandel stattfinden und gelingen kann. Die Zusammenarbeit erachte ich als immer wichtiger werdenden Aspekt: Mitarbeitende in der Schule, seien es Lehrpersonen, Schulleitungen oder Therapiepersonal, müssen lernen, stärker und intensiver miteinander zu arbeiten – innerhalb der eigenen Schule wie auch in einem weiteren Umfeld von Beteiligten.
Ist es nicht eine grundlegende Kompetenz, dass die Kinder selbst entscheiden, wann sie mit einem digitalen Gerät arbeiten und wann nicht?
Ein Wandel, der auf allen Ebenen der Schulentwicklung stattfindet, ist zwar anstrengend und braucht Zeit. Aber: Er lohnt sich.
Der Blog, eine Initiative der Jacobs Foundation, hat sich zum Ziel gesetzt, einer weltweiten und breiten Leserschaft näherzubringen, wie Kinder und Jugendliche lernen. Spitzenforscher wie auch Nachwuchswissenschaftler teilen ihr Expertenwissen und diskutieren mit einer wissbegierigen Leserschaft, wie sich Kinder und Jugendliche im 21. Jahrhundert entwickeln und entfalten, womit sie zu kämpfen haben, wie sie spielen und wie sie Technologien nutzen.
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