Berufswahl: Wer bin ich eigentlich? - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
Merken
Drucken

Berufswahl: Wer bin ich eigentlich?

Lesedauer: 3 Minuten

Schritt 1: Interessen und Stärken

Spätestens in der Berufswahl ist es Zeit, eigene Vorlieben und ­Abneigungen genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn: Je besser man sich selbst kennt, desto eher gelingt es, die passende Ausbildung zu finden.

Text: Stefan Michel
Bild: Gabi Vogt

Der Anfang der Suche nach der passenden Ausbildung liegt ganz nah: bei der eigenen Person. Wo liegen meine Inter­essen? Wann fühle ich mich wohl? Was macht mich aus?

Für Jugendliche, die keine Kinder mehr, aber auch noch ­keine Erwachsenen sind, sind ­diese Fragen besonders schwer zu beantworten. Sie schlagen sich gerade mit diversen weiteren Entwicklungsaufgaben herum: Sie suchen ihren Platz in der Gesellschaft, überlegen, welche Werte ihnen wichtig sind, welche Art von Beziehung sie haben möchten und wie sie wahrgenommen werden wollen. Zudem tanzen die Hormone. Viele, aber nicht alle dieser Fragen beeinflussen die Berufswahl. Dennoch steht diese nicht für alle Jugendlichen im Zentrum ihres Interesses.

Damit beschäftigen müssen sie sich dennoch. Und wenn sie es richtig anstellen, erfahren sie dabei einiges über sich selber.

Alltagsfragen sind ein guter Einstieg:
  • Zu welchen Themen habe ich zuletzt nach Informationen ge­sucht?
  • Worüber weiss ich so viel, dass ich anderen Auskunft gebe?
  • Bei welcher Beschäftigung vergesse ich die Zeit?
  • Wozu muss ich mich überwinden und bin froh, wenn ich es hinter mir habe?
  • Löse ich Aufgaben lieber allein oder mit anderen?
  • Nutze ich meine Fremdsprachenkenntnisse?
  • Arbeite ich gerne mit den Händen?
  • An welchem Ort fühle ich mich am wohlsten?

Solche Fragen, die sich aus der Erinnerung an die letzten Tage oder Wochen beantworten lassen, erleichtern die Selbsteinschätzung. Es geht dabei noch nicht um spezifische Berufe, sondern um persönliche Neigungen. Ziel ist, herauszufinden, was das für ein Mensch ist, zu dem der Beruf oder die Ausbildung passen soll. 

Oliver Ambauen, 18, lernt Haustechnikpraktiker Sanitär. Schon beim Schnuppern wurde ihm klar, dass ihm dieses Arbeitsgebiet entspricht. Lesen Sie seine Erzählung «Ich will Brunnenmeister werden».

Die Interessen entsprechen oft den Stärken

Ein guter Ausgangspunkt ist die Frage nach dem persönlichen Traumjob: Astronautin? Mode­designer? Extrem-Alpinistin? In solchen Wunschträumen steckt ein Interesse an einer bestimmten Aktivität, einem Umfeld, in dem man arbeiten möchte, in manchen auch das Ansehen, das ein Beruf mit sich bringt. Dieses Interesse kann der erste Schritt in jene Richtung sein, in der das nächste Ausbildungsziel liegt. 

In sieben Schritten den eigenen Weg finden

Die Wahl der passenden Ausbildung nach der Sekundarschule lässt sich in sieben aufeinanderfolgende Aufgaben einteilen:

Die an der Raumfahrt Interessierte kann sich vielleicht auch für andere naturwissenschaftliche und technische Themen begeistern. Derjenige, der auf eine ­Karriere in der Modebranche hofft, kann sich überlegen, was er sonst noch gerne gestaltet. Gut möglich, dass beide dabei auf neue Themen stossen, die sie noch brennender interessieren. Denn dass sich Interessen ändern, ist normal, gerade bei Jugendlichen.

Was ist mein Traumjob? Die Antwort gibt Aufschluss über ein Interesse, von dem das nächste Ausbildungsziel abgeleitet werden kann.

Was einen jungen Menschen interessiert und was er gerne tut, hängt oft – aber nicht immer – damit zusammen, worin er gut ist. Wer sich gut auf die direkt vor ihm liegende Sache konzentrieren kann, wird sich eher dafür interessieren, komplexe technische Aufgaben zu lösen. Wer am liebsten den ganzen Tag mit Menschen in Kontakt ist, gerne Dinge erklärt oder eine Pfadfinderschar führt, dürfte seine Stärken eher in der Kommunikation und im Einfühlungsvermögen haben. 

Das PDF mit den Fragen an Berufswählende können Sie hier herunterladen.

Auch wenn Schulleistungen nur einen Teil einer Persönlichkeit und der Fähigkeiten abbilden, kommen viele in der Berufswahl nicht darum herum, gewisse ­Realitäten anzuerkennen. Wer in Mathematik Mühe hat, zu folgen, muss entweder an diesen Fähigkeiten arbeiten oder sich eine Beschäftigung suchen, in der ab­straktes Denken und Zahlen eine untergeordnete Rolle spielen. Wählen Bewegungsmuffel für die Schnupperlehre einen körperlich anstrengenden Beruf, finden sie heraus, wie sie ausserhalb ihrer Komfortzone funktionieren. Vielleicht gefällt ihnen die Bewegung im Alltag ja sogar. Dann können sie die Lehre auch als körperliche Herausforderung annehmen. Ist der physisch harte Job nichts für sie, haben sie wieder etwas über sich gelernt.

Hier können Sie das Berufswahl-Spezial als Einzelausgabe bestellen für 4.10 Fr. plus Porto.

Stefan Michel
ist freier Journalist und Texter und lebt mit seiner Partnerin und zwei Kindern in Zürich.

Alle Artikel von Stefan Michel

Lesen Sie mehr zum Thema Berufswahl:

Berufswahl
«Nicht jeder Weg verläuft gerade»
Job Caddie ist ein kostenloses Mentoring für Jugendliche und junge Erwachsene mit Schwierigkeiten in der Lehre und beim Berufseinstieg.
Advertorial
Damit das Lachen ein Leben lang leichtfällt
Fachzahnärztinnen und Fachzahnärzte für Kieferorthopädie (CH) kümmern sich um ein schönes Lächeln und eine gesunde Zahnstellung, die Ihr Kind ein Leben lang begleiten.
Elternblog
«Was willst du werden, wenn du gross bist?»
Unser Kolumnist Mikael Krogerus schreibt, warum wir aufhören sollten, unseren Kindern diese Frage zu stellen und welche Frage die richtige wäre.
Berufswahl
Lauras Kampf um den Titel der Schreiner-Schweizermeisterin
Laura Leimgruber hat an den SwissSkills in Bern um den Titel der Schweizermeisterin der Schreinerinnen und Schreiner gekämpft. Ihre sportliche Vergangenheit und eineinhalb Jahre Vorbereitung auf den Wettkampf haben ihr geholfen, vier Tage lang Tempo und Präzision unter einen Hut zu kriegen.
Berufswahl
«Der Lehrbetrieb muss so gut passen wie der Beruf»
Damit die Lehre gelingt, sollte neben der Arbeit auch das Umfeld stimmen. Manche entscheiden sich gar wegen eines Betriebs für einen Beruf.
Berufswahl
«Wo Berufsvirtuosen um Medaillen kämpfen»
Wer ist die beste Bootsbauerin der Schweiz, die beste Hufschmiedin, der beste Koch? An den Schweizer Berufsmeisterschaften in Bern kämpfen über 1000 junge Berufsleute um Titel und Medaillen. Die Swiss Skills finden zum dritten Mal statt.
Berufswahl
«Die Lehrperson führt durch den Prozess, die Berufsberatung ergänzt»
Laufbahn-Experte Daniel Reumiller über Aufgaben und Grenzen der Berufsberatung und was hilft, wenn Eltern ihr Kind bei der Berufswahl anders beurteilen als die Schule.
Berufswahl
Das Vorstellungsgespräch – so machen Sie eine gute Figur
Es ist die letzte Etappe auf dem Weg zur Lehrstelle – und die vielleicht schwierigste: das Bewerbungsgespräch. Die besten Tipps im Überblick.
Berufswahl
Dieses Sprungbrett hilft jungen Flüchtlingen eine Lehrstelle zu finden
Die Integrationsvorlehre bereitet spät in die Schweiz Migrierte auf eine Berufslehre vor. So finden sie Anschluss an die Berufsbildung und an unsere Gesellschaft.
Berufswahl
«Die Verantwortung liegt bei den Eltern, nicht bei der Schule»
Berufswahl-Expertin Ruth Sprecher über die optimale Rollenverteilung zwischen Eltern, Schule und Berufsberatung bei der Lehrstellensuche.
Berufswahl
«Junge Geflüchtete können mit ihrer Motivation punkten»
Wie finden junge Geflüchtete eine Lehrstelle? Caritas-Mentorin Laura Baumann redet über Stolpersteine und Chancen für betroffene Jugendliche.
Berufswahl
Berufsbildung geht auch mit Handicap
Für eine Berufslehre brauchen Menschen mit einer Behinderung oft entsprechende Unterstützung und aufgeschlossene Lehrbetriebe.
Berufswahl
Berufswahl: Infos, Links und Termine
In unserem Service-Teil finden Sie alle wichtigen Infos, Links und Termine für Jugendliche, die auf der Suche nach einer passenden Ausbildung sind.
Berufswahl
Brückenangebote sind keine Notlösung
Das zehnte Schuljahr gilt als Notlösung für die, die keine Lehrstelle gefunden haben. In Wahrheit ist es ein sinnvolles Bildungsangebot.
Berufswahl
«Als Au-pair habe ich ­gelernt, Verantwortung zu übernehmen»
Arthur Pasquier, 16, aus Bern, wollte sich schulisch und als Person weiterentwickeln. Darum machte er ein zehntes Schuljahr als Au-pair im Tessin.
Berufswahl
«Menschen zu helfen ist ein einzigartiges Gefühl»
Lukas Günther, 21, aus Lohn-Ammansegg SO, hat die Lehre zum Fachangestellten Gesundheit EFZ abgeschlossen und absolviert nun die Höhere Fachschule, um Pflegefachmann zu werden. Danach will er sich zum Rettungssanitäter ausbilden lassen.
Berufswahl
Eine gute Bewerbung ist noch keine erfolgreiche
Oft gleichen sich schriftliche Bewerbungsunterlagen wie ein Ei dem anderen. Personalverantwortliche sind trotzdem in der Lage, ­Unterschiede herauszufiltern.
Berufswahl
«Jugendliche wollen mit ihren Anliegen ernst genommen werden»
Berufsberaterin Chantal Kronenberg begleitet Jugendliche Schritt für Schritt zur Berufs-und Ausbildungswahl. Dabei setzt sie auf Offenheit und Wertschätzung.
Berufswahl
«Ich mag es, auf den Zehntelmillimeter genau zu arbeiten»
Laura Leimgruber, 19, aus Fahrwangen AG, lernt Schreinerin EFZ mit Berufsmatur. An den Swiss Skills kämpft sie um den Schweizer Meister-Titel.
Berufswahl
«Ich gab Vollgas, wollte zeigen, wie motiviert ich bin»
Noël Stoffel, 17, aus Unterterzen SG, fand in seiner Schnupperlehre als Velomechaniker nicht nur seinen Wunschberuf, sondern gleich auch seinen Lehrbetrieb.
Berufswahl
Schnupperlehre: eine Nase voll Arbeitsluft
Eine Schnupperlehre ist eine wunderbare Gelegenheit, einen Beruf zu erleben, auszuprobieren und die Stimmung im Betrieb zu spüren. Sie ist der ultimative Realitätscheck für junge Lehrstellensuchende.
Berufswahl
«Ich liebe es, bei Kunden Unterhaltungsgeräte zu installieren»
Frances Vu-To, 17, aus Ruswil LU, hat im zehnten Schuljahr ihren Wunschberuf entdeckt. Als Multimediaelektronikerin installiert sie Fernseher, Home Cinemas, Smartphones und mehr.
Berufswahl
Das grosse Vermessen
Jede Lehre und jede Schule hat spezifische Anforderungen. Berufssuchende sollten entweder an ihren Fähigkeiten arbeiten oder eine weniger anforderungsreiche Lehre suchen.
Berufswahl
Diese Berufsleute sind gefragt
Corona und der Krieg in der Ukraine bringen für ­Unternehmen neue Herausforderungen mit sich. Zugleich fehlen Lernende und Fachkräfte in verschiedenen ­Berufsfeldern. Einige bieten gute Aufstiegschancen.