Berufswahl: Wer bin ich eigentlich?

Schritt 1: Interessen und Stärken
Spätestens in der Berufswahl ist es Zeit, eigene Vorlieben und Abneigungen genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn: Je besser man sich selbst kennt, desto eher gelingt es, die passende Ausbildung zu finden.
Der Anfang der Suche nach der passenden Ausbildung liegt ganz nah: bei der eigenen Person. Wo liegen meine Interessen? Wann fühle ich mich wohl? Was macht mich aus?
Für Jugendliche, die keine Kinder mehr, aber auch noch keine Erwachsenen sind, sind diese Fragen besonders schwer zu beantworten. Sie schlagen sich gerade mit diversen weiteren Entwicklungsaufgaben herum: Sie suchen ihren Platz in der Gesellschaft, überlegen, welche Werte ihnen wichtig sind, welche Art von Beziehung sie haben möchten und wie sie wahrgenommen werden wollen. Zudem tanzen die Hormone. Viele, aber nicht alle dieser Fragen beeinflussen die Berufswahl. Dennoch steht diese nicht für alle Jugendlichen im Zentrum ihres Interesses.
Damit beschäftigen müssen sie sich dennoch. Und wenn sie es richtig anstellen, erfahren sie dabei einiges über sich selber.
- Zu welchen Themen habe ich zuletzt nach Informationen gesucht?
- Worüber weiss ich so viel, dass ich anderen Auskunft gebe?
- Bei welcher Beschäftigung vergesse ich die Zeit?
- Wozu muss ich mich überwinden und bin froh, wenn ich es hinter mir habe?
- Löse ich Aufgaben lieber allein oder mit anderen?
- Nutze ich meine Fremdsprachenkenntnisse?
- Arbeite ich gerne mit den Händen?
- An welchem Ort fühle ich mich am wohlsten?
Solche Fragen, die sich aus der Erinnerung an die letzten Tage oder Wochen beantworten lassen, erleichtern die Selbsteinschätzung. Es geht dabei noch nicht um spezifische Berufe, sondern um persönliche Neigungen. Ziel ist, herauszufinden, was das für ein Mensch ist, zu dem der Beruf oder die Ausbildung passen soll.

Die Interessen entsprechen oft den Stärken
Ein guter Ausgangspunkt ist die Frage nach dem persönlichen Traumjob: Astronautin? Modedesigner? Extrem-Alpinistin? In solchen Wunschträumen steckt ein Interesse an einer bestimmten Aktivität, einem Umfeld, in dem man arbeiten möchte, in manchen auch das Ansehen, das ein Beruf mit sich bringt. Dieses Interesse kann der erste Schritt in jene Richtung sein, in der das nächste Ausbildungsziel liegt.
Die Wahl der passenden Ausbildung nach der Sekundarschule lässt sich in sieben aufeinanderfolgende Aufgaben einteilen:
- Schritt 1: Eigene Interessen und Stärken kennenlernen
Wie Alltagsgewohnheiten und Wunschträume Jugendlichen als Wegweiser zur Selbsteinschätzung dienen können. Dazu ein Fragebogen für Berufswählende. - Schritt 2: Berufe und Ausbildungen kennenlernen
Die wichtigsten Bildungsangebote im Überblick, Berufe der Zukunft, wo der Mangel an Lernenden und Fachkräften am grössten ist und welche Berufswege über eine Hochschule führen. - Schritt 3: Eigene Stärken mit den Anforderungen von Berufen und Ausbildungen vergleichen
Der Abgleich der eigenen Fähigkeiten mit den Anforderungen von Berufen, wie auch Menschen mit Behinderung den Einstieg in das gewünschte Arbeitsumfeld finden und welche Rolle Leistungstests spielen. - Schritt 4: Interessante Berufen in einer Schnupperlehre kennenlernen
Das Berufswahlpraktikum ist der Realitätscheck: Welche Formen von Schnupperlehren es gibt und was Jugendliche über das Schnuppern wissen müssen. - Schritt 5: Mögliche Berufe und Ausbildungen überprüfen und eine Entscheidung fällen
Inwiefern der Berufseinstieg ein wesentlicher Schritt in der Persönlichkeitsentwicklung ist, warum der Lehrbetrieb so gut passen muss wie der Beruf – und wie junge Berufsleute um Titel wetteifern. - Schritt 6: Eine Lehrstelle suchen oder sich bei einer Schule anmelden
Worauf es bei der Lehrstellensuche ankommt, wie man einen guten Eindruck im Vorstellungsgespräch macht und zehn Tipps für eine überzeugende Bewerbungsmappe. - Schritt 7: Sich auf die Lehre oder Schule vorbereiten oder Brückenangebote abklären
Wenn der weitere Weg nach der obligatorischen Schule feststeht, gilt es sich zu informieren und darauf vorzubereiten – ansonsten gibt es eine Reihe sinnvoller Brückenangebote.
Die an der Raumfahrt Interessierte kann sich vielleicht auch für andere naturwissenschaftliche und technische Themen begeistern. Derjenige, der auf eine Karriere in der Modebranche hofft, kann sich überlegen, was er sonst noch gerne gestaltet. Gut möglich, dass beide dabei auf neue Themen stossen, die sie noch brennender interessieren. Denn dass sich Interessen ändern, ist normal, gerade bei Jugendlichen.
Was ist mein Traumjob? Die Antwort gibt Aufschluss über ein Interesse, von dem das nächste Ausbildungsziel abgeleitet werden kann.
Was einen jungen Menschen interessiert und was er gerne tut, hängt oft – aber nicht immer – damit zusammen, worin er gut ist. Wer sich gut auf die direkt vor ihm liegende Sache konzentrieren kann, wird sich eher dafür interessieren, komplexe technische Aufgaben zu lösen. Wer am liebsten den ganzen Tag mit Menschen in Kontakt ist, gerne Dinge erklärt oder eine Pfadfinderschar führt, dürfte seine Stärken eher in der Kommunikation und im Einfühlungsvermögen haben.

Auch wenn Schulleistungen nur einen Teil einer Persönlichkeit und der Fähigkeiten abbilden, kommen viele in der Berufswahl nicht darum herum, gewisse Realitäten anzuerkennen. Wer in Mathematik Mühe hat, zu folgen, muss entweder an diesen Fähigkeiten arbeiten oder sich eine Beschäftigung suchen, in der abstraktes Denken und Zahlen eine untergeordnete Rolle spielen. Wählen Bewegungsmuffel für die Schnupperlehre einen körperlich anstrengenden Beruf, finden sie heraus, wie sie ausserhalb ihrer Komfortzone funktionieren. Vielleicht gefällt ihnen die Bewegung im Alltag ja sogar. Dann können sie die Lehre auch als körperliche Herausforderung annehmen. Ist der physisch harte Job nichts für sie, haben sie wieder etwas über sich gelernt.
