Berufswahl: Wo passe ich hin?
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Wo passe ich hin?

Lesedauer: 2 Minuten

Nicht immer stimmen die Möglichkeiten eines jungen Menschen mit den Anforderungen der gewünschten Ausbildung überein. In diesem Fall bieten sich zwei Strategien an.

Text: Stefan Michel & Susanna Valentin
Bild: Gabi Vogt / 13 Photo

Die Berufswahl ist ein Realitätscheck. Jugendliche werden damit konfrontiert, was ihre Fähigkeiten und ihr in der Schule gesammelter Wissensschatz wert sind. Für viele, vielleicht sogar die Mehrheit, ist das kein Problem, da ihre Schulnoten und ihre Bewerbung einen guten Eindruck machen und sie die gewünschte Lehrstelle ohne grosse Umwege finden.

Andere aber müssen erkennen, dass es mit ihrem Leistungsausweis schwierig wird, zu einem Bewerbungsgespräch und zu einer Schnupperlehre in ihrem anvisierten Beruf eingeladen zu werden. 

Es gibt viele, die trotz schlechter Chancen an ihrem Wunschberuf festhalten und dann Absage um Absage sammeln.

Manche Jugendliche beginnen in diesem Moment, sich richtig reinzuknien. «Gewisse Jugendliche, die die Schule einfach nicht ernst genug genommen haben, merken, dass sie die Anforderungen erfüllen können, wenn sie sich Mühe geben», sagt Berufs­beraterin Sigrid Weber. Umso grösser ist das Erfolgserlebnis, wenn das Engagement tatsächlich mit einem Lehrvertrag oder mit der Aufnahme in die gewünschte Schule belohnt wird.

Die Diagnose ADHS hält Lea Koechlin nicht davon ab, zielstrebig ihre Ausbildung voranzutreiben.

Alternativen zum Berufswunsch

Daneben gibt es aber auch ­viele, die trotz schlechter Chancen an ihrem Wunschberuf festhalten und Absage um Absage sammeln. Manche brauchen einfach mehr Zeit, zum Beispiel ein zehntes Schuljahr. In dieser Zeit können sie gezielt an den Fähigkeiten arbeiten, die den Anforderungen noch nicht genügen. Auch gibt es die Möglichkeit, die dritte Sekundarschulklasse in einem höheren Niveau zu wiederholen und die Lehrstellensuche mit einem besseren schulischen Leistungsausweis fortzusetzen.

Statt sich den Anforderungen der Wunschausbildung anzunähern, gibt es in der Berufswahl auch eine andere Strategie: den Beruf dem eigenen Leistungsvermögen anzupassen. Berufsberaterin Weber erklärt, wie das geht: «Automatiker ist eine sehr an­spruchsvolle, vierjährige Lehre. Wer keine guten Noten in Mathematik und weiteren Fächern mitbringt, hat kaum eine Chance auf eine Lehrstelle. Die Lehre zum Automatikmonteur hat etwas weniger hohe Anforderungen, ist aber im gleichen Berufsfeld angesiedelt. Sie ist eine gute Alterna­tive für nicht ganz so starke Schüler.»

In vielen Berufen gibt es Grundbildungen auf verschiedenen Niveaus, sodass sowohl die schulisch Starken wie die eher praktisch Begabten den passenden Einstieg finden. Nach einer Lehre als Heizungsmonteur kann man die Ausbildung zum Heizungs­installateur als verkürzte Zweitlehre absolvieren und kommt mit etwas zeitlicher Verzögerung im Wunschberuf an.

Leistungstests werden immer wichtiger

Schulzeugnisse haben weiterhin einen hohen Stellenwert. Besonders in gefragten Lehrberufen können die Schulzeugnisse ein erstes Selektionskriterium sein. Ebenso wichtig sind Tests (zum Beispiel Stellwerktest, Multicheck oder Kompass), mit denen die Fähigkeiten und Neigungen der Jugendlichen auf andere Weise ermittelt werden.

Zudem haben viele Branchenverbände spezielle Eignungsprüfungen entwickelt, welche die Lehrbetriebe mit den Kandidatinnen und Kandidaten durchführen. Grosse Unternehmen haben oft ihre eigenen, mehrstufigen Auswahlverfahren.

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Stefan Michel
ist freier Journalist und Texter und lebt mit seiner Partnerin und zwei Kindern in Zürich.

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Susanna Valentin
schätzt das durchlässige Schweizer Bildungssystem und hat es gleich selbst genutzt. Vor vier Jahren liess sich die diplomierte Heil- und Sozialpädagogin zur Fachjournalistin ausbilden.

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