«Mit Ritalin war ich plötzlich sehr gut in der Schule»
Lea Koechlin absolviert nach der Matur eine KV-Lehre auf der Bank. ADHS hindert die 23-Jährige nicht daran,voranzukommen. Jetzt will sie an die Uni St. Gallen.
Aufgezeichnet von Stefan Michel
Bild: Gabi Vogt / 13 Photo
Ein Jahr vor der Matur erhielt ich die Diagnose ADHS – das war keine grosse Überraschung, da mehrere in meiner Familie ebenfalls betroffen sind. Mit Ritalin war ich plötzlich und ohne grossen Aufwand sehr gut in der Schule. Wegen der Nebenwirkungen setzte ich das Mittel wieder ab.
Mein Vater brachte mich auf die Idee einer Banklehre. Diese machte ich bis kurz vor den Abschlussprüfungen ohne Ritalin. Ich mag die Arbeit, aber der Lärmpegel im Büro stört mich, ausserdem schweife ich in Gedanken oft ab. Bei Prüfungen habe ich einen Nachteilsausgleich. Besonders wichtig ist für mich eine gute Beziehung zu den Personen, die mich ausbilden – in der Schule wie in der Lehre.
Ich habe gelernt, offener und flexibler zu sein.
Jeder Abteilungswechsel während der Lehre war anstrengend, aber inzwischen komme ich zurecht. Ich habe gelernt, offener und flexibler zu sein. Jetzt wartet eine neue Herausforderung auf mich: Ich habe mich an der Uni St. Gallen angemeldet. Wenn ich das Assessment-Jahr schaffe, möchte ich Politikwissenschaft studieren. Ich kann mir auch vorstellen, weiterhin auf der Bank zu arbeiten, sollte es mit dem Studium nicht klappen.