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Brückenangebote sind keine Notlösung

Lesedauer: 3 Minuten

Schritt 7: Vorbereitung oder Zwischenlösung

Das zehnte Schuljahr gilt als Behelf für jene, die keine Lehrstelle ­gefunden haben. In Wahrheit ist es ein sinnvolles Bildungsangebot. Weitere Brückenangebote helfen, wertvolle Erfahrungen zu sammeln.

Text: Stefan Michel
Bild: Gabi Vogt

Die Schulpflicht und damit das Recht auf kostenlose Ausbildung endet nach dem neunten Schuljahr. Viele daran anschlies­sende Ausbildungen werden von Privaten angeboten – manchmal in Zusammenarbeit mit der öffentlichen Hand – und sind kostenpflichtig. Wichtig ist, sich rechtzeitig zu informieren, denn viele Angebote haben Anmeldefristen. Und selbst wenn das Brückenangebot nicht die Lösung ist, die man angestrebt hat, fühlt es sich gut an, zu wissen, wie es nach den Sommerferien weitergeht. 

Das zehnte Schuljahr

Verschiedene schulische Brückenangebote ermöglichen Jugendlichen, eine Lehrstelle zu finden, die Aufnahme an eine Mittelschule zu schaffen, schulische Defizite aufzuarbeiten oder einfach an Reife zu ge­­winnen. So sind sie ein Jahr nach Ende der obligatorischen Schulzeit bereit für den nächsten Schritt. Berufswahljahr, Berufsvor­be­reitungsjahr (ausgerichtet auf verschiedene Berufsfelder), Mittelschulvorbereitungsjahr, Moti­vationssemester – die Namen der verschiedenen Angebote zeigen: Es gibt für jede und jeden geeignete Lerninhalte.

Brückenangebote geben einem das gute Gefühl, zu wissen, wie es nach dem neunten Schuljahr weitergeht.

Hauswirtschaftsjahr

In diesem Jahr lernen Jugend­liche, in einem bäuerlichen oder privaten Haushalt zuverlässig praktische Aufgaben zu erledigen. Zudem besuchen sie einen Tag pro Woche die Schule. Auch wenn es danach beruflich in eine an­dere Richtung geht, hilft diese einjährige Aus­bildung, persönlich weiterzukommen.

Sprachaufenthalt

Ein Sprachaufenthalt, ob als Au-pair (Haushaltshilfe) oder in einer Schule und bei einer Gast­familie, verbessert die Fremdsprachenkenntnis enorm und macht junge Menschen selbstsicherer. Beides sind grosse Pluspunkte auf dem weiteren Bildungsweg. Die Sprachschule Didac bietet ein Berufsvorbereitungsjahr mit Au-pair-Einsatz in einem anderen Sprachgebiet und mit 20, 25 oder 30 Lektionen Schule pro Woche.

In sieben Schritten den eigenen Weg finden

Die Wahl der passenden Ausbildung nach der Sekundarschule lässt sich in sieben aufeinanderfolgende Aufgaben einteilen:

Gestalterischer Vorkurs

Gestalterische Vorkurse (auch Propädeutika genannt) helfen kreativ Begabten, ihr Talent zu entwickeln, Erfahrungen mit weiteren Techniken zu machen und sich auf eine Ausbildung im gestalterischen Bereich vorzubereiten. In der Bewerbung für eine Grafiker-, Polydesigner- oder Fotografen-Lehrstelle definitiv ein Plus.

Sozialjahr

Das Sozialjahr bereitet auf eine Berufslehre im sozialen Bereich vor, einige bieten auch konkrete Bewerbungshilfe. An vier Tagen pro Woche arbeiten die Absolvierenden in einer Pflege-, Betreuungs- oder einer anderen Institution mit, einen Tag besuchen sie die Schule. 

Arthur Pasquier absolvierte ein zehntes Schuljahr als Au-pair bei einer Familie im Tessin – und war danach reif für seine Wunsch-Lehrstelle. Lesen Sie seine Erzählung «Als Au-pair habe ich ­gelernt, Verantwortung zu übernehmen».

Praktikum

Berufspraktika geben einen realistischen Einblick in den Alltag der betreffenden Bereiche. Ein gutes Praktikum zeichnet sich dadurch aus, dass die Praktikantinnen und Praktikanten die Gelegenheit haben, dazuzulernen, und nicht bloss billige Hilfskräfte sind. Wichtig – aber bei Weitem nicht überall gegeben – ist ein Tag ­Schule pro Woche, um das Lernen nicht zu verlernen und später in der Berufsschule gut mitzukommen.

Kaufmännischer Vorkurs

Hat es mit der KV-Lehrstelle nicht geklappt? Verschiedene Schulen bieten Brückenangebote an, die helfen, schulische Lücken zu schliessen, welche die Chance auf die gewünschte Lehre schmälern. 

Vorbereitungsjahr für ­medizinische Berufe

Manche Jugendliche sind bei aller Motivation für einen Beruf im medizinischen Bereich einfach noch nicht reif dafür. Darauf ausgelegte Lehrgänge bereiten auf eine Lehre in einem Spital oder einer Arztpraxis vor.

Brückenangebote JOB PLUS

In der Stadt und im Kanton Zürich gibt es für junge Menschen, die nach der Schule keine Lehrstelle gefunden haben, Brückenangebote. Beim Kanton Zürich heissen diese SEMO (Motivationssemester).

Die Stadt bietet im Auftrag des AWA drei Programme unter dem Begriff JOB PLUS an und es gibt noch freie Plätze (mehr Infos dazu auf der Website).

Hier können Sie das Berufswahl-Spezial als Einzelausgabe bestellen für 4.10 Fr. plus Porto.

Stefan Michel
ist freier Journalist und Texter und lebt mit seiner Partnerin und zwei Kindern in Zürich.

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