9 Dinge, die ich mit 18 gern gewusst hätte -
Merken
Drucken

9 Dinge, die ich mit 18 gern gewusst hätte

Lesedauer: 4 Minuten

Der älteste Sohn von Fritz+Fränzi-Redaktorin Maria Ryser wird volljährig. Ein guter Moment, um sich zu fragen, was sie in seinem Alter gern gewusst hätte.

Text: Maria Ryser
Bilder: Pexels, Rawpixel

Es ist so weit. Auch mein zweites Kind gilt auf dem Papier offiziell als erwachsen. Da wird einem als Mutter gleichzeitig warm und kalt ums Herz. Warm, weil ich voller Liebe darauf zurückblicke, wie aus dem hilflosen Säugling ein grossartiger junger Mann geworden ist. Ja, es erfüllt mich mit Freude und auch ein bisschen mit Stolz, eine weitere Runde geschafft zu haben.

Kalt, weil es plötzlich so verdammt schnell gegangen ist und klar wird: Es bedeutet auch Abschied nehmen von einer gemeinsamen Zeit, die in dieser Form nie mehr wiederkehrt.

Also fragte ich mich: Was hätte ich in seinem Alter gerne gewusst, das mir erst viel später klar wurde und so richtig hilfreich gewesen wäre? Hier meine Antworten.

1. Das Leben ist ein Ponyhof

«Jetzt fängt der Ernst des Lebens an. Knie dich richtig rein. Gib Vollgas. Mach ein Diplom. Und dann noch eines. Das Leben ist schliesslich kein Ponyhof.» So lauten die Maximen unserer Leistungsgesellschaft. Falsch. Das Leben ist sehr wohl ein Ponyhof.

Du entscheidest, ob dein Pony ein Rappe, Schimmel, Esel oder ein Einhorn ist.

Du allein entscheidest, ob du mit deinem Pony im Schritt, Trab oder Galopp durchs Leben reitest. Ob du es zur Tränke führst, weiden lässt, dich neben ihm in saftige Wiesen legst oder auf ausgedörrtem Boden verharrst. Ob dein Pony ein Rappe, Schimmel, Esel oder ein Einhorn ist. Vertraue deinem Pony und folge ihm.

2. Sex ist kein Trieb, sondern Kommunikation

Ich beneide die heutigen Jungen nicht. Mit 18 Jahren haben sie fast alles gesehen, was es an Sex-Akrobatik gibt. Auch wir waren unsicher, so wie jede Generation an der Schwelle dieses grossartigen Abenteuers. Mir scheint, dass der Leistungsdruck sich noch verstärkt hat.

Miteinander reden: Welche Berührung mag ich? Welche nicht?

Darum in Klartext: Nein, die Mehrheit der Pornos hat nichts mit gelebter Sexualität und schon gar nichts mit Intimität zu tun. Und Sex ist nicht einfach ein animalischer Trieb, mit dem man ausgestattet wird und das wärs dann.

Sex kann man nicht einfach so. Wir lernen es. Schritt für Schritt. Mit uns selbst und unserem Gegenüber. Es ist eine wunderbare Forschungsreise, die sich in jeder Lebensphase neu erschliesst. Sex ist kein Trieb, sondern Kommunikation.

3. Ich muss nicht alles alleine stemmen

Die Frage an sich wäre so simpel: «Du, ich schaff das nicht allein. Kannst du mir helfen?» Warum fällt uns das so schwer? Warum gehen so viele Frauen und auch Männer davon aus, dass sie alles selbst auf die Reihe kriegen sollten? Absoluter Nonsens und auch kein Zeichen von Stärke. Im Gegenteil: Wer seine Bedürfnisse, Fragen und Forderungen klar formuliert, hat es so viel leichter im Leben.

4. Frauen sind zyklische Wesen (Männer auch)

Zwischen der Menarche und den Wechseljahren durchlebt eine Frau ungefähr 390 Menstruationszyklen. Am Stück gerechnet blutet sie fast fünfeinhalb Jahre lang. Das sind rund 2000 Tage. Also viel zu bedeutend, um es zu ignorieren.

Frauen sind zyklische Wesen. Was heisst das? Sie gehen jeden Monat durch vier verschiedene Phasen, die sogenannten inneren vier Jahreszeiten mit ihren je eigenen, lehrreichen und äusserst spannenden Qualitäten.

Der weibliche Zyklus kann dabei wie ein innerer Kompass genutzt werden, dank dem sich das Leben millionenfach leichter, entspannter und lustvoller gestalten lässt. Neugierig geworden? Dann erfahre bei Zyklus-Mentorin Josianne Hosner hier mehr dazu.

Ein Artikel zur ersten Menstruation:

Die erste Regelblutung ist ein wichtiges Ereignis im Leben eines Mädchens. Eltern können dabei viel zu einem entspannten Umgang mit der Menstruation beitragen. Wir haben für Sie Ideen und Denkanstösse gesammelt, wie Sie Ihre Tochter liebevoll auf dem Weg zur jungen Frau begleiten. Mehr dazu erfahren Sie hier.

Zykluswissen sorgt für viel mehr Verständnis zwischen den Geschlechtern und so manches Aha-Erlebnis. Auch wenn Männer nicht über diesen Bonus verfügen, so können auch sie in Einklang mit Naturzyklen wie den Jahreszeiten oder Mondphasen leben. Ei, was hätte ich für dieses Wissen mit 18 Jahren nur gegeben!

5. Wie man eine Steuererklärung ausfüllt

Ich kann es auch heute noch nicht ohne Hilfe und taste mich, nachdem ich es fast 20 Jahre an meinen Ex-Mann delegiert habe, nur widerwillig an das Thema heran. Ewig schieb ichs auf, habe gefühlt hundert schlaflose Nächte deswegen, nur um jedesmal erstaunt festzustellen, dass – hat man alle Unterlagen beisammen – das Ganze in ein bis zwei Stunden erledigt wäre.

Wir lernen nie mehr als aus Fehlern.

Zwischen Wahrscheinlichkeitsrechnungen, Goethes Faust, Petit Prince und Dantes Divina Commedia hätte ich im Gymnasium also lieber ein paar Lektionen in Sachen Steuererklärung gehabt. Auch wenn ich es zum damaligen Zeitpunkt wohl vehement abgelehnt hätte.

6. Liebeskummer geht vorbei

Himmelhochjauchzend und im nächsten Augenblick zu Tode betrübt. Ach, die vielen Missverständnisse, das Drama, die grosse Gewissheit, dass die Sonne am nächsten Tag ganz sicher nicht aufgehen wird und ewige Nacht unser Herz umhüllen wird. Spätestens mit 25 Jahren ist das neuronale Tohuwabohu vorbei. Es kommen neue Ladungen, doch nicht mehr ganz so fatalistische. Versprochen.

7. Fehler sind Freunde

Hängt es mit unseren Präzisionsuhren zusammen? Mit unserer helvetischen Pünktlichkeit oder warum um Himmels Willen finden wir in in der Schweiz Fehler machen so schlimm? Was im amerikanischen Way of Life gefeiert wird, erfüllt hier Jung und Alt mit grösstem Unbehagen, ja, sogar mit Panik. Gschämig sei das. Das macht mer nöd. Ha, so ein Seich! Umfallen, aufstehen, Krone richten, weitergehen. Wir lernen nie mehr als aus Fehlern.

8. Später wird es besser

Spoiler: Wird es nicht. Das Leben ist wie ein Fluss. Du badest nie zweimal im selben Wasser. Auf eine Herausforderung folgt die nächste. Später werden dich andere Dinge beschäftigen als heute. Doch das Leben ist immer so gut, wie du es dir einrichtest.

Vergleiche mit anderen Biografien sind wie faule Eier: Sie stinken zum Himmel und sind völlig ungeniessbar.

Vergiss dieses «Wenn-dann-Denken»: Wenn ich das geschafft habe, wird alles besser, schöner, einfacher. Wenn das nicht gewesen wäre, dann… Rückblickend wird die Zeit zwischen 18 und 25 Jahren vielleicht deine beste gewesen sein. Lass die Zukunft Zukunft sein und verankere dich im Jetzt. Dort holst du dir die Kraft für Veränderung und für dein Leben.

9. Vergleiche sind wie faule Eier

Du schielst nach links, du schielst nach rechts. Social Media schwindelt dir vor, dass alle anderen das viel erfolgreichere und attraktivere Leben führen. Totaler Blödsinn! Kopf hoch, Rücken gerade und los gehts: Es ist dein einzigartiges Leben. Du gehst deinen Weg in deinem Tempo und lernst auf deinem Weg das, was du lernen sollst (oder auch nicht). Vergleiche mit anderen Biografien sind wie faule Eier: Sie stinken zum Himmel und sind völlig ungeniessbar. Weg damit!

Maria Ryser

Maria Ryser
liebt grosse und kleine Kinder, zyklisch leben, Rilke, reinen Kakao, Klangreisen und Kreta. Die gebürtige Bündnerin arbeitet als stv. Leiterin auf der Onlineredaktion und ist Mutter zweier erwachsener Kinder und eines Teenagers.

Alle Artikel von Maria Ryser

Mehr zum Thema Pubertät

Ski-Wochenende in Sörenberg
Advertorial
Ein Ski-Wochenende in Sörenberg
Das Wintersportgebiet Sörenberg trumpft mit herzlicher Gastfreundschaft, Wahnsinnpanorama und attraktiven Preisen!
Späterer Unterrichtsbeginn? Ein Mädchen legt den Kopf auf ihren Schreibtisch
Lernen
Sollte der Unterricht für Jugendliche später beginnen?
Ein späterer Unterrichtsbeginn könnte zu mehr Schlaf und besseren Leistungen führen, wie verschiedene Studien zeigen.
Langeweile: Mädchen sitzt auf dem Sofa
Entwicklung
Langeweile: «Ich habe keine Idee, was ich machen soll»
Seit einiger Zeit wird die 12-jährige Roxana geplagt von Langeweile. Sie weiss einfach nicht mehr, was sie machen könnte.
Jugendliche, Pubertät: Junge Frau mit rotem T-Shirt
Entwicklung
10 Fragen rund um das Leben mit Teenagern
Pubertierende sind für ihre Eltern manchmal ein Buch mit sieben Siegeln – und umgekehrt genauso. Expertinnen über Stolpersteine im Alltag.
«Distanz bedeutet kein Ende»: Andrea und Renato
Entwicklung
«Distanz bedeutet kein Ende»
In der Pubertät von Renato erlitt die Beziehung zu seiner Mutter Tamara einen Bruch. Mittlerweile haben die beiden wieder zusammengefunden.
Entwicklung von Jugendlichen: Eine junge Frau frisiert ihr Haar vor einem Spiegel
Entwicklung
«Eltern sollten Entwicklung anstossen, nicht bremsen»
Soziologe Klaus Hurrelmann erklärt, weshalb die Abnabelung der Kinder von ihren Eltern heute viel länger dauert und was das für Folgen hat.
Pubertät und Probleme: Tochter mit ihren zwei Müttern auf Balkon
Entwicklung
«Ich will Probleme selbst lösen»
Tobi, 14, weiss, dass sie mit ihren Eltern Bettina und Fiona über alles reden kann – manches behält sie trotzdem lieber für sich.
Pubertät und Teenager: Eine Zeit in der Kopf und Körper umgebaut werden. Im Bild sind zwei Teenager-Freundinnen zu sehen.
Entwicklung
Pubertät: Eine Zeit des Wandels
Wie sich Kopf und Körper in der Pubertät verändern und warum Freundschaften plötzlich im Fokus stehen. Ein kurze Übersicht.
Eine Patchworkfamilie in der Pubertät: Aline, Sophie, Manuela, Nora, Jarno und Christof
Entwicklung
«Die Pubertät macht manches auch einfacher»
Mitten in der Pubertät: Manuela und ihre Töchter Sophie und Aline bilden mit Christof und seinen Kindern Nora und Jarno eine Patchworkfamilie.
Pubertät: Zwei Teenager-Mädchen liegen mit ihren Smartphones auf dem Bett
Entwicklung
Wie lässt sich die Pubertät gemeinsam meistern?
Die Pubertät ist für Teenager wie Eltern eine turbulente Zeit. Auf alle Beteiligten wartet eine neue Rolle, in die es sich einzufinden gilt.
Pubertät: Eine Teenager-Tochter mit ihren Eltern
Fritz+Fränzi
Pubertät: Unser Thema im Oktober
In der Pubertät verändert sich auch die Rolle der Eltern. Wie alle gelassener durch die Zeit des Umbruchs kommen.
Thomas Feibel Medienexperte
Medien
Radikalisiert Social Media unsere Jugend?
Das Schwarz-Weiss-Denken auf Social Media schadet Kindern und Jugendlichen. Es schürt Konflikte und verstärkt Zukunftsängste.
Thema Loslassen: Vater und Tochter umarmen sich. Sie lacht.
Erziehung
Loslassen verändert sich je nach Entwicklungsphase
Eltern müssen sich mit dem Kind mitentwickeln und ihm einerseits Sicherheit, Halt und andererseits Freiheit und Vertrauen zu schenken.
Berufswahl: Manuel Wüthrich
Berufswahl
Berufswahl: Was macht mich aus?
Je besser man sich kennt, desto eher findet man einen passenden Beruf. Sich selbst realistisch einzuschätzen, ist für junge Menschen allerdings nicht immer einfach.
Cannabis
Gesellschaft
Ab wann wird Kiffen zum Problem?
Der Konsum von Cannabis ist unter Schweizer Jugendlichen weit verbreitet und wird vielleicht legalisiert. Wie gefährlich ist das?
Gamen: «Ein Verbot schlägt einen Keil in die Elter-Kind-Beziehung»
Medien
«Ein Game-Verbot schlägt einen Keil in die Beziehung»
Warum es Jugendliche manchmal schlicht nicht schaffen, selbst mit dem Gamen aufzuhören, weiss Präventionsexpertin Christina Thalmann.
Psychologin Giulietta von Salis über den Umgang mit Gefühlen.
Erziehung
«Kinder verstehen vieles gut, aber wir trauen ihnen zu wenig zu»
Psychologin Giulietta von Salis plädiert dafür, Kinder alle Emotionen erfahren zu lassen und sich als Eltern den eigenen Gefühlen zu stellen.
Vergleiche: Wer kann was am besten?
Gesellschaft
Wer kann was am besten?
Sei es in der Schule oder auf Social Media: Kinder und Jugendliche vergleichen sich ständig. Sie gewinnen damit wichtige Informationen über sich selbst.
Jungs in der Pubertät
Entwicklung
«Ich schäme mich, weil ich klein und dünn bin»
Der 13-jährige Elia wäre gern muskulöser. Doch obwohl er fleissig Sport macht, bleibt der Junge schmächtig. Das sagt unsere Expertin.
Eine Krebsdiagnose stellte Morenos Leben auf den Kopf.
Gesellschaft
«Mir ist viel Gutes widerfahren»
Moreno Isler, 22, ist in der Lehre zum Fachmann Betreuung. Mit 14 stellten erst eine Krebsdiagnose, dann die Folgen der Behandlung sein Leben auf den Kopf.
Schulfrust: Junge steht im Treppenhaus mit Handy
Psychologie
5 Tipps gegen Schulfrust
Worauf Eltern achten sollten, wenn ihr Kind nicht mehr in die Schule will, erklärt Schulpsychologe Matthias Obrist.
Muskeln, Macker und Maseratis
Blog
Muskeln, Macker und Maseratis
Auf Insta, TikTok und Co. torpedieren sogenannte «Manfluencer» mit viel Muskeln und wenig Hirn die Erziehung unserer Kolumnistin.
Menstruation
Erziehung
Period Positivity – die erste Mens entspannt erleben
Die einen Mädchen* werden vollkommen überrascht. Andere wünschen sie sich sehnlichst herbei. Und wieder andere haken ihre erste Periode als selbstverständliche Nebensächlichkeit ab. Gänzlich unbeeindruckt von der Tatsache, dass sie mit dem Einsetzen der Mens keine kleinen Mädchen mehr sind, sondern Frauen, die Kinder gebären könnten. Durchschnittlich 12,5 Jahre alt sind Mädchen heute in der […]
Thomas Feibel Medienexperte
Familienleben
«Hallo? So was kannst du echt nicht sagen!»
Wenn Kinder in die Rolle der Sprachpolizei schlüpfen und ihre Eltern für deren Wortwahl kritisieren, ist der Ärger vorprogrammiert.
Elternbildung
Hilfe, meine Tochter will ein Tattoo! 
Ramonas 14-jährige Tochter will ein Tattoo, ihre Mutter ist dagegen. Verbieten oder erlauben? Das sagt unser Expertenteam.