9 Dinge, die ich mit 18 gern gewusst hätte
Der älteste Sohn von Fritz+Fränzi-Redaktorin Maria Ryser wird volljährig. Ein guter Moment, um sich zu fragen, was sie in seinem Alter gern gewusst hätte.
Es ist so weit. Auch mein zweites Kind gilt auf dem Papier offiziell als erwachsen. Da wird einem als Mutter gleichzeitig warm und kalt ums Herz. Warm, weil ich voller Liebe darauf zurückblicke, wie aus dem hilflosen Säugling ein grossartiger junger Mann geworden ist. Ja, es erfüllt mich mit Freude und auch ein bisschen mit Stolz, eine weitere Runde geschafft zu haben.
Kalt, weil es plötzlich so verdammt schnell gegangen ist und klar wird: Es bedeutet auch Abschied nehmen von einer gemeinsamen Zeit, die in dieser Form nie mehr wiederkehrt.
Also fragte ich mich: Was hätte ich in seinem Alter gerne gewusst, das mir erst viel später klar wurde und so richtig hilfreich gewesen wäre? Hier meine Antworten.
1. Das Leben ist ein Ponyhof
«Jetzt fängt der Ernst des Lebens an. Knie dich richtig rein. Gib Vollgas. Mach ein Diplom. Und dann noch eines. Das Leben ist schliesslich kein Ponyhof.» So lauten die Maximen unserer Leistungsgesellschaft. Falsch. Das Leben ist sehr wohl ein Ponyhof.
Du entscheidest, ob dein Pony ein Rappe, Schimmel, Esel oder ein Einhorn ist.
Du allein entscheidest, ob du mit deinem Pony im Schritt, Trab oder Galopp durchs Leben reitest. Ob du es zur Tränke führst, weiden lässt, dich neben ihm in saftige Wiesen legst oder auf ausgedörrtem Boden verharrst. Ob dein Pony ein Rappe, Schimmel, Esel oder ein Einhorn ist. Vertraue deinem Pony und folge ihm.
2. Sex ist kein Trieb, sondern Kommunikation
Ich beneide die heutigen Jungen nicht. Mit 18 Jahren haben sie fast alles gesehen, was es an Sex-Akrobatik gibt. Auch wir waren unsicher, so wie jede Generation an der Schwelle dieses grossartigen Abenteuers. Mir scheint, dass der Leistungsdruck sich noch verstärkt hat.
Darum in Klartext: Nein, die Mehrheit der Pornos hat nichts mit gelebter Sexualität und schon gar nichts mit Intimität zu tun. Und Sex ist nicht einfach ein animalischer Trieb, mit dem man ausgestattet wird und das wärs dann.
Sex kann man nicht einfach so. Wir lernen es. Schritt für Schritt. Mit uns selbst und unserem Gegenüber. Es ist eine wunderbare Forschungsreise, die sich in jeder Lebensphase neu erschliesst. Sex ist kein Trieb, sondern Kommunikation.
3. Ich muss nicht alles alleine stemmen
Die Frage an sich wäre so simpel: «Du, ich schaff das nicht allein. Kannst du mir helfen?» Warum fällt uns das so schwer? Warum gehen so viele Frauen und auch Männer davon aus, dass sie alles selbst auf die Reihe kriegen sollten? Absoluter Nonsens und auch kein Zeichen von Stärke. Im Gegenteil: Wer seine Bedürfnisse, Fragen und Forderungen klar formuliert, hat es so viel leichter im Leben.
4. Frauen sind zyklische Wesen (Männer auch)
Zwischen der Menarche und den Wechseljahren durchlebt eine Frau ungefähr 390 Menstruationszyklen. Am Stück gerechnet blutet sie fast fünfeinhalb Jahre lang. Das sind rund 2000 Tage. Also viel zu bedeutend, um es zu ignorieren.
Frauen sind zyklische Wesen. Was heisst das? Sie gehen jeden Monat durch vier verschiedene Phasen, die sogenannten inneren vier Jahreszeiten mit ihren je eigenen, lehrreichen und äusserst spannenden Qualitäten.
Der weibliche Zyklus kann dabei wie ein innerer Kompass genutzt werden, dank dem sich das Leben millionenfach leichter, entspannter und lustvoller gestalten lässt. Neugierig geworden? Dann erfahre bei Zyklus-Mentorin Josianne Hosner hier mehr dazu.
Ein Artikel zur ersten Menstruation:
Zykluswissen sorgt für viel mehr Verständnis zwischen den Geschlechtern und so manches Aha-Erlebnis. Auch wenn Männer nicht über diesen Bonus verfügen, so können auch sie in Einklang mit Naturzyklen wie den Jahreszeiten oder Mondphasen leben. Ei, was hätte ich für dieses Wissen mit 18 Jahren nur gegeben!
5. Wie man eine Steuererklärung ausfüllt
Ich kann es auch heute noch nicht ohne Hilfe und taste mich, nachdem ich es fast 20 Jahre an meinen Ex-Mann delegiert habe, nur widerwillig an das Thema heran. Ewig schieb ichs auf, habe gefühlt hundert schlaflose Nächte deswegen, nur um jedesmal erstaunt festzustellen, dass – hat man alle Unterlagen beisammen – das Ganze in ein bis zwei Stunden erledigt wäre.
Wir lernen nie mehr als aus Fehlern.
Zwischen Wahrscheinlichkeitsrechnungen, Goethes Faust, Petit Prince und Dantes Divina Commedia hätte ich im Gymnasium also lieber ein paar Lektionen in Sachen Steuererklärung gehabt. Auch wenn ich es zum damaligen Zeitpunkt wohl vehement abgelehnt hätte.
6. Liebeskummer geht vorbei
Himmelhochjauchzend und im nächsten Augenblick zu Tode betrübt. Ach, die vielen Missverständnisse, das Drama, die grosse Gewissheit, dass die Sonne am nächsten Tag ganz sicher nicht aufgehen wird und ewige Nacht unser Herz umhüllen wird. Spätestens mit 25 Jahren ist das neuronale Tohuwabohu vorbei. Es kommen neue Ladungen, doch nicht mehr ganz so fatalistische. Versprochen.
7. Fehler sind Freunde
Hängt es mit unseren Präzisionsuhren zusammen? Mit unserer helvetischen Pünktlichkeit oder warum um Himmels Willen finden wir in in der Schweiz Fehler machen so schlimm? Was im amerikanischen Way of Life gefeiert wird, erfüllt hier Jung und Alt mit grösstem Unbehagen, ja, sogar mit Panik. Gschämig sei das. Das macht mer nöd. Ha, so ein Seich! Umfallen, aufstehen, Krone richten, weitergehen. Wir lernen nie mehr als aus Fehlern.
8. Später wird es besser
Spoiler: Wird es nicht. Das Leben ist wie ein Fluss. Du badest nie zweimal im selben Wasser. Auf eine Herausforderung folgt die nächste. Später werden dich andere Dinge beschäftigen als heute. Doch das Leben ist immer so gut, wie du es dir einrichtest.
Vergleiche mit anderen Biografien sind wie faule Eier: Sie stinken zum Himmel und sind völlig ungeniessbar.
Vergiss dieses «Wenn-dann-Denken»: Wenn ich das geschafft habe, wird alles besser, schöner, einfacher. Wenn das nicht gewesen wäre, dann… Rückblickend wird die Zeit zwischen 18 und 25 Jahren vielleicht deine beste gewesen sein. Lass die Zukunft Zukunft sein und verankere dich im Jetzt. Dort holst du dir die Kraft für Veränderung und für dein Leben.
9. Vergleiche sind wie faule Eier
Du schielst nach links, du schielst nach rechts. Social Media schwindelt dir vor, dass alle anderen das viel erfolgreichere und attraktivere Leben führen. Totaler Blödsinn! Kopf hoch, Rücken gerade und los gehts: Es ist dein einzigartiges Leben. Du gehst deinen Weg in deinem Tempo und lernst auf deinem Weg das, was du lernen sollst (oder auch nicht). Vergleiche mit anderen Biografien sind wie faule Eier: Sie stinken zum Himmel und sind völlig ungeniessbar. Weg damit!