Patchwork: Unser Thema im Oktober
Glück im zweiten Anlauf? Wo die Herausforderungen und Chancen bei der Gründung einer zusammengewürfelten Familie liegen. Chefredaktor Nik Niethammer stellt Ihnen das Dossier Patchwork und weitere Themen der Oktober-Ausgabe vor, die am Mittwoch, 4. Oktober 2023, erscheint. Sie können das Heft auch online bestellen.
Damit müssen Patchworkliebende leben. Sie müssen das akzeptieren, was man als Liebender eigentlich nicht hinnehmen kann: dass sie nie an erster Stelle stehen werden. Die Kinder und die Ex-Partnerin, der Ex-Partner waren immer schon vorher da. Genau das ist es, was es häufig so schwierig macht», schreibt Psychologin Katharina Grünewald in ihrem Buch «Glückliche Patchworkpaare». Anders gesagt: Patchwork ist kompliziert, denn Flickwerk bleibt Flickwerk.
Unsere Autorin Virginia Nolan war also vorgewarnt. Und brauchte für die Suche nach bunt zusammengewürfelten Familien einen besonders langen Atem. Viele, die sie kontaktierte, erklärten ihre Absage damit, dass Ex-Partner im Hintergrund seien, mit denen es nicht rundlaufe, oder Wunden bei den Kindern noch nicht verheilt seien. Dort, wo keine emotionalen Probleme im Weg standen, scheiterte ihre Anfrage an der organisatorischen Machbarkeit: zu viele Beteiligte, zu viele Agenden, die es zu koordinieren galt. «Wer mit seiner ersten Familie gescheitert ist, steht mit der zweiten unter Beobachtung», begründet Ria Eugster, Familiencoach mit eigener Patchworkerfahrung, die Zurückhaltung. «Da will man sich nicht allzu sehr exponieren. Wenn es gut läuft, weckt man lieber keine schlafenden Hunde. Und wenn nicht, hängt man es erst recht nicht an die grosse Glocke.»
Die mitwirkenden Familien hat unsere Autorin schliesslich über Umwege gefunden. Ihnen gebührt unser grosser Dank – für die offenen Gespräche und die tiefen Einblicke in ihren Familienalltag. Was erleichtert Kindern den Start als Mitglied einer Patchworkfamilie? Wie gelingt es Patchworkpaaren, ihre Liebe zu erhalten? Unser Dossier «Neue Liebe – neues Glück?» lesen Sie hier.
Wen das Interview mit Frank Köhnlein nicht aufwühlt, dem ist auf Erden nicht zu helfen. Was der Kinder- und Jugendpsychiater aus Basel meiner Kollegin Evelin Hartmann erzählte, ist schwer verdaulich. Es geht um Ritzen, Verbrennen, Schlagen – um junge Patientinnen und Patienten, die sich verletzen. «Nichts entspannt Betroffene so rasant wie der selbst zugefügte Schmerz», sagt Köhnlein. Warum mehr Mädchen als Buben betroffen sind und wie Eltern reagieren sollten, wenn sie Kratzspuren oder gar Schnitte auf den Unterarmen ihres Teenagers entdecken, lesen Sie in unserem Monatsinterview.
«Viele haben die Scham ihrer Eltern übernommen», lautet der Titel unseres Gesprächs mit Nadia Kohler. Die Sexualpädagogin plädiert für einen unverkrampften, ganzheitlichen Umgang mit dem Thema Sexualität. Und nimmt dabei vor allem die Väter in die Pflicht. Auf die Frage, in welchem Alter man sein Kind aufklären sollte, antwortet die Expertin: «Am besten …» Ach was, ich verrate zu viel, lesen Sie selbst.
Meine letzte Empfehlung gilt dem Text unseres Kolumnisten Mikael Krogerus und seinem Plädoyer fürs Lesen und Vorlesen. «Lesen ist eigentlich alles im Leben. Wer liest, kann fliegen. Wer liest, geht weiter. Und wer liest, ist nie einsam.»
Wunderschön, finden Sie nicht? Ich wünsche Ihnen einen guten Flug mit diesem Heft.
Herzlichst, Ihr
Nik Niethammer
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