«Dann habe ich Angst um meine Kinder»
Die Töchter von Fabienne, 45 – Lea, 21, Lina, 17, und Yara, 11 – verstehen sich bestens mit Stiefvater Mark, 42. Doch trüben Konflikte mit dessen Ex-Frau und Mutter von Amelie, 12, und Laura, 8, das Glück der Patchworkfamilie.
Mark: «Wir sind seit fünf Jahren ein Paar und leben seit zwei Jahren unter einem Dach. Fabiennes Töchter leben ständig bei uns, meine Mädchen sind einmal die Woche und an drei Wochenenden im Monat hier.»
Lina: «Mama war seit der Geburt von Yara alleinerziehend. Mit Mark war auf einmal ein Mann in unserem Frauenhaushalt. Wir brauchten etwas Zeit, uns anzunähern, mochten ihn aber schnell. Wir haben es super mit ihm.»
Fabienne: «Wenn meine Kinder etwas brauchen, rufen sie Mark oft vor mir an. Es ist schön, wie sich ihre Beziehung verselbständigt hat. Auch mein Ex, der im Leben der Kinder wieder präsenter ist, kann es gut mit Mark. Einzig jemand streut Sand ins Getriebe.»
Mark: «Vor sechs Jahren bin ich nach langem Ringen mit mir selbst ausgezogen. Meine Ex-Frau hatte Affären. Sie strafte mich, enthielt mir die Mädchen vor. Das tut sie nicht mehr, aber sie spritzt Gift. Die Mädchen dürfen nicht mal ein Bild von mir haben.»
Fabienne: «Mir war wichtig, dass Marks Kinder sich hier wohlfühlen, ich bezog sie mit ein, nahm mir Zeit für sie. Nach zwei Jahren habe ich resigniert. Die beiden sind mir gegenüber oft respektlos oder sabotieren mich: Habe ich den Spiegel geputzt, machen sie Fingerabdrücke darauf. Die Grosse behandelt mich zuweilen wie eine Dienstmagd, knallt ihre Wäsche hin und sagt: Mami findet, das kann Fabienne machen.»
Ich muss mich abgrenzen, ein Stück weit auch von meinen Kindern.
Mark, 42
Mark: «Und es hagelt ständig Vergleiche: Dass sie bei Mami nicht abräumen müssen, deren Freund luxuriöse Ferien ermöglicht. Dass er viel verdient, einen teuren Wagen fährt. Zähle ich noch? Ich wünschte mir, ich hätte von meinen Kindern einen Bruchteil der Wertschätzung, die ich von Fabiennes Kindern erfahre.»
Fabienne: «Was nicht vorgelebt wird, lässt sich nicht erzwingen.»
Mark: «Ja, bei meiner Ex geht es um Geld und wer mehr davon hat. Ich versuche zu vermitteln, dass im Leben anderes zählt als Statussymbole, dass es nicht funktioniert, wenn jeder auf den eigenen Vorteil bedacht ist. Dabei fühle ich mich oft wie ein Pilot im Blindflug. Dann habe ich Angst um meine Kinder.»
Fabienne: «Ich verausgabte mich, um den beiden eine Bezugsperson zu sein. Jetzt folge ich dem Rat meiner Therapeutin und betrachte mich als eine Art Hortleiterin. Ich muss Distanz schaffen. Bis vor Kurzem schickte Marks Ex die Mädchen öfter oder länger als vereinbart zu uns, wenn es ihr passte. Ich sagte: Mark, du musst Grenzen ziehen.»
Mark: «War ich unpässlich, hiess es: Papi hat keine Zeit für euch, er hat eine neue Familie. Wobei: Ich weiss oft nicht mehr, was stimmt. Mir sagten die Mädchen, Mami habe sie geschlagen, ihr erzählten sie von Gemeinheiten durch Fabienne. Nach einem Eklat gaben sie zu, alle angelogen zu haben. Ihr Loyalitätskonflikt schmerzt mich. Dennoch: Ich muss mich abgrenzen, ein Stück weit auch von ihnen. Unter der Woche kommen sie neuerdings erst am Abend statt bereits am Nachmittag. Ich stecke auch in einem Loyalitätskonflikt: Ich liebe meine Kinder, will aber auch schützen, was ich mit Fabienne aufgebaut habe.»