Patchwork: «Der Weg hierhin war oft holprig»
Christoph und Regine Schmutz, Gärtner und Coiffeuse aus Bowil BE, hatten die Rechnung ohne ihre Söhne gemacht, als sie sich verliebten: Ihre Buben aus erster Ehe konnten es nicht miteinander. Zwölf Jahre später sieht die Welt anders aus.
Christoph: «Wir sind jetzt zehn Jahre verheiratet. Der Weg hierhin war oft holprig.»
Regine: «Als Christoph und ich uns kennenlernten, waren Leon und Nino fünf und drei, sein Sohn Micha neun Jahre alt. Ich lebte allein mit meinen Jungs, Micha war tageweise bei Christoph.»
Christoph: «Es dauerte über ein halbes Jahr, bis wir die Buben in die Beziehung einweihten.»
Regine: «Mit den Jungs funktionierte es nicht. Micha lehnte vor allem Leon völlig ab.»
Micha: «Leon nervte, weil er mir immer am Rockzipfel hing. Regine hatte ich gern. Ich mochte, dass es bei ihr lockerer zuging als bei Papa oder Mama, die beide kopflastig sind.»
Die Leute korrigieren mich oft: Aha, du meinst, deine Halbbrüder? Nein, ich meine: Brüder!
Micha Schmutz
Leon: «Ich erinnere mich nur, dass ich Päpu (Christoph) schon immer gernhatte. Wann wurde es besser mit uns, Micha?»
Micha: «Als ich die Tür hinter mir schliessen konnte! Beim Umzug hierher bekam ich mein eigenes Zimmer. Und du wurdest älter.»
Christoph: «Die Geburt von Manjana spielte sicher auch eine Rolle. Die Buben freuten sich sehr auf ihre gemeinsame Schwester.»
Leon: «Später nervte mich aber, dass Päpu mit uns Grossen strenger war als mit den Mädchen. Das muss am Alter gelegen haben: Heute bekommen eher sie was zu hören.»
Regine: «Christoph und ich sind in manchen Dingen sehr unterschiedlich. Daran haben wir uns lange aufgerieben. Für ihn haben feste Strukturen und Abläufe Priorität, ich bin ein gefühlsbetonter Typ und handle auch so.»
Christoph: «Für mich ist es herausfordernd, wenn Dinge nicht an ihrem Platz sind oder Pläne nicht aufgehen.»
Regine: «Diese Strukturversessenheit ist oft schwer kompatibel mit einer Grossfamilie. Mittlerweile habe ich akzeptiert, dass wir da anders sind. Dadurch haben wir auch unterschiedliche Stärken. Lange schob ich Schwierigkeiten auf die Tatsache, dass ich schon mal gescheitert war, dachte: Das hätten wir als normale Familie nicht!»
Christoph: «Doch wir haben uns zusammengerauft. Es wäre anders gekommen, hätten wir alten Groll mit uns herumgetragen. Nach meiner Trennung hatte ich einen Kurs zu deren Aufarbeitung besucht. Das half mir extrem.»
Regine: «Ich war im selben Kurs, aber nicht zeitgleich. Mich hatte der Krieg mit meinem Ex-Mann fast aufgefressen. Damals sahen die Buben ihren Vater länger nicht. Im Kurs reifte die Einsicht, dass ich ihm seinen Anteil an unserem Scheitern vergeben muss – und mir meinen eingestehen. Ich schrieb ihm meine Gedanken dazu. Das war ein Türöffner. Heute feiern wir sogar Geburtstage der Jungs zusammen. Mein Ex stand ihnen und Christoph nie im Weg.»
Leon: «Ich habe zwei Väter, Päpu und Papa. Genauso ist Micha mein Bruder.»
Micha: «Die Leute korrigieren mich oft: Aha, du meinst, deine Halbbrüder? Nein, ich meine: Brüder!»