Eltern müssen Vorbild sein
Merken
Drucken

Eltern müssen Vorbild sein

Lesedauer: 1 Minuten

Viele Mütter und Väter regeln pingelig den Medienkonsum ihrer Kinder – dabei sollten sie erst einmal ihr eigenes Verhalten hinterfragen.

Text: Michael In Albon
Bild: iStockphoto

In Zusammenarbeit mit Swisscom

Es ist ganz schlimm! Die Jugendlichen und sogar schon die Kinder sind völlig abhängig von Smartphone, Tablet und PC. Sie sind den Geräten vollständig ausgeliefert. Da helfen nur strenge Regeln, Einschränkungen und Zwang. Wenn es um den Mediengebrauch von Kindern und Jugendlichen geht, fällen wir Erwachsene schnell ein Urteil.

Welches Vorbild geben Eltern im Familienalltag ab?

Ich habe in den letzten Wochen jedoch zwei Szenen in Restaurants beobachtet, die mich zu einem anderen Schluss kommen lassen.

Szene 1: Die Eltern starren während des ganzen Essens auf ihr Handy, der etwa zehnjährige Sohn langweilt sich augenscheinlich und beginnt, Blödsinn zu machen. Die Situation eskaliert recht schnell.

Szene 2: Eine vierköpfige Familie. Die Mutter beschäftigt sich intensiv mit den beiden Kindern, der Vater ist völlig auf sein Smartphone konzentriert und lässt sich von seiner fröhlichen Familie nicht im Mindesten ablenken.

Glaubwürdigkeit nicht verlieren

Was ich sehe – und das nicht nur in den beiden Beispielen –, verschiebt die Optik von den Jugendlichen auf die Erwachsenen: Wenn die Kinder solche Vorbilder haben, wie sollen sie lernen, verantwortungsbewusst mit den neuen Medien und deren Möglichkeiten umzugehen?

Erziehung ist eben mehr, als nur Vorschriften für Kinder zu erlassen. Erziehung heisst auch, das eigene Verhalten zu reflektieren und Vorbild zu sein.

Im Zusammenhang mit dem Smartphone ist das freilich nicht einfach. Der regelmässige Griff zum Gerät ist vielen von uns in Fleisch und Blut übergegangen. Unsere Kinder registrieren jedoch sehr genau, was wir tun. Stehen unsere erzieherischen Massnahmen im Widerspruch zu unserem eigenen Verhalten,
verlieren wir als Eltern schnell unsere Glaubwürdigkeit.

Diskutieren und ausprobieren

Ich glaube, gemeinsam aufgestellte Regeln zum Umgang mit dem Handy sind ein erfolgversprechender Weg. Ein erster Schritt kann beispielsweise sein, dass während der Mahlzeiten kein Handy auf dem Tisch liegt. Oder dass man in der Wohnung eine Uhr aufhängt, was den Blick auf die Handyuhr erspart (denn diese dient oft als Ausrede, um gleich die neusten Tiktok-Videos zu checken).

Vielleicht zeigen sich in der Diskussion um Regeln auch ganz neue Bedürfnisse: ein Spielenachmittag beispielsweise oder ein Wochenendausflug ohne Handy. Vieles kann ausprobiert werden, ohne dass daraus gleich eine strikte Regel wird. Zentraler Punkt ist aber: Wir sind immer auch Vorbild für unsere Kinder, die unser Verhalten kopieren.

Interaktive Lernmodule auf Swisscom Campus:

Auf Swisscom Campus finden Sie Tipps und interaktive Lernmodule für den kompetenten Umgang mit digitalen Medien im Familienalltag.

swisscom.ch/campus

Michael In Albon
ist Beauftragter Jugendmedienschutz und Experte Medienkompetenz von Swisscom.

Alle Artikel von Michael In Albon

Mehr zum Thema Medienkompetenz

Advertorial
ProSpiel – wir fördern Kinder
Die frühe Kindheit trägt entscheidend zu einer gesunden Entwicklung bei. Prospiel möchte Kinder darin bestmöglich und individuell unterstützen.
Medienkompetenz
Lernen
Das kritische Denken als Kompass
Damit sich Kinder und Jugendliche in der digitalen Welt zurechtfinden, müssen Schule und Eltern sie auf dem Weg zur Medienkompetenz begleiten.
Thomas Feibel Medienexperte
Familienleben
Mit einer guten Recherche zu besserem Wissen
Im digitalen Zeitalter ist das Suchen, Überprüfen und Einordnen von Informationen eine ­Schlüsselqualifikation für das ganze Leben. Wie Kinder und Jugendliche sie sich aneignen können.
Thomas Feibel Medienexperte
Familienleben
Jugendliche und Medien: Wider die Verteufelung
Wie geht es Jugendlichen in der Schweiz im Umgang mit Smartphone und Internet, fragt eine Studie. Die Ergebnisse fallen überraschend positiv aus.
KI ist ein Hilfsmittel kein Allerheilmittel
Mediennutzung
«KI ist ein Hilfsmittel, kein Allerheilmittel»
«KI ist ein Hilfsmittel, kein Allerheilmittel» Philippe Wampfler, Gymnasiallehrer und Medienexperte, lehrt seine Schülerinnen und Schüler einen kritischen Umgang mit digitalen Medien. Er sagt, wo die Schule an ihre Grenzen stösst und was mit der küns
Familienleben
«Kinder wollen mitreden können»
Sollen Eltern ihre Kinder vor der Flut an schlechten Nachrichten abschirmen? Bloss nicht, sagt Sozialwissenschaftlerin Gisela Unterweger.
Medien
Medienerziehung
Medien: 10 Fragen zu Handy, Tablet und PC
Ihr Kind von den digitalen Medien konsequent fernzuhalten, gelingt längst nicht mehr? Das ist völlig in Ordnung. Elektronische Medien gehören heute zum Alltag.
Blog
Was Kinder beim Gamen fürs Leben lernen
Gamen hat einen schlechten Ruf – zu Unrecht, wie unser Kolumnist findet. Er verdankt viele seiner schönsten Kindheitserinnerungen dem Zocken.
Erziehung
Was habe ich denn zu verbergen?
Viele Kinder nutzen Apps und Websites, ohne ihre Daten zu schützen. So sagen Sie ihnen, warum sie dies tun sollten.
Suchtwirkung von sozialen Medien
Gesundheit
«Der Algorithmus schaltet das Denken aus»
Anders als bei Computergames wurde die Suchtwirkung von sozialen Medien lange unterschätzt, sagt Kinder- und Jugendpsychiater Oliver Bilke-Hentsch.
«Buben müssen einen gesunden Umgang mit ihrer Aggression erlernen»
Erziehung
«Buben müssen einen gesunden Umgang mit ihrer Aggression erlernen»
Jungs-Coach Anton Wieser über raufende Jugendliche und Eltern, die darin gefordert sind, ihre Söhne zu stärken.
Elternbildung
Was tun, wenn das Kind ständig am Handy klebt?
Die 15-jährige Anna verbringt viel zu viel Zeit am Handy, finden ihre Eltern, die deshalb Rat beim Elternnotruf suchen.
Künstliche Intelligenz
Mediennutzung
Nie wieder selber einen Aufsatz schreiben?
Was sind die Chancen und Risiken von Chat GPT? Kann man den  Antworten des Textroboters blind vertrauen? 7 Fragen – 7 Antworten.
Elternbildung
Was tun, wenn der Freund des Sohnes ungefiltert im Netz surft?
Wie gefährlich sind Pornos für Teenager? Ein Elternpaar macht sich Sorgen, weil der beste Freund des Sohnes freien Zugang zum Internet hat.
Cybermobbing
Medienerziehung
Wie schützen wir unsere Kinder vor Online-Übergriffen?
Sexuelle Belästigung und Cybermobbing sind unter Jugendlichen inzwischen so weit verbreitet, dass Eltern und Schulen handeln müssen. 
War früher wirklich alles besser?
Medien
War früher wirklich alles besser?
Wie lange sassen wir einst selbst vor TV und Radio? Um den Medienkonsum unserer Kinder zu verstehen, hilft ein Rückblick.
Grenzen setzen beim Handygebrauch
Medien
Grenzen setzen beim Handygebrauch – aber wie?
Die Handynutzung ist in vielen Familien ein ständiger Streitpunkt. Dabei gewinnt, wer einen Schritt auf sein Kind zugeht.
Medienerziehung
Cybergrooming als Todesfalle
Eine Teenagerin wird tot aufgefunden. Der Fall Ayleen zeigt, dass Eltern die Games ihrer Kinder kennen sollten.
Grenzen setzen beim Handygebrauch
Medien
Wie Influencer unsere Kinder beeinflussen
Leitfiguren aus dem Internet prägen Werte und Verhalten Jugendlicher, daher sollten Eltern sie kennen.
Medienerziehung
Wie digitale Bildung gelingt
Wie digitale Bildung gelingt streiten Experten. Doch eins ist klar: In der Schule braucht es vor allem pädagogische Konzepte.
Medien
Es muss nicht immer pädagogisch wertvoll sein
Wir Eltern entspannen gerne vor dem Bildschirm. Bei unseren Kindern sehen wir dasselbe aber oft gar nicht gerne. Warum?
Medien
Gamen ist nicht so schlimm, wie Sie denken
Computerspiele sind in vielen Familien verpönt oder gar verboten. Dabei können Kinder beim Gamen einiges lernen.
Medien
Was ist wichtiger: die reale oder virtuelle Welt?
Eltern sehen es lieber, wenn sich ihre Kinder im realen Leben statt online treffen. Jugendliche sind da wesentlich entspannter.
Elternbildung
Einen Rüffel fürs Schnüffeln?
Ein Vater entdeckt auf dem Laptop zufällig ein Bild seiner Teenagerin in aufreizender Pose. Was soll er nun tun? Das sagt unser Expertenteam.
Medien
Wie fest sollen Eltern das Handy ihres Kindes kontrollieren?
Mit dem eigenen Handy steigt die Gefahr, dass ein Kind auf ungeeignete Inhalte stösst. Dann braucht es Gespräche.