Medienkompetenz – praktisch vermittelt
In der Schule finden immer wieder spannende Projekte statt. Medial begleitet werden diese selten. Dabei böten sie ein breites Lernfeld.
Es ist ein Ritual, das Generationen von Schulkindern kennen: das Klassenfoto. Doch anders als zu früheren Zeiten braucht es dafür heute die Einwilligung der Eltern. Meist wird diese anhand eines knapp gehaltenen Formulars abgefragt. Die Unterschrift ist schnell gegeben oder verweigert, je nach persönlicher Präferenz der Eltern. Die meisten Schulen beziehungsweise Gemeinden und Kantone, welche die Aufsicht ausüben, raten ausserdem generell zu äusserster Zurückhaltung, wenn es um Bilder von Schülerinnen und Schülern beispielsweise auf Webseiten geht. Das rechtliche Eis ist dünn, die Problematik nicht zu unterschätzen.
Kinderbilder im Internet sind heikel, keine Frage. Doch dieses Thema mit einem schlichten Formular abzuhandeln und den möglichen Folgen aus dem Weg zu gehen, ist eine verpasste Gelegenheit. Denn an vielen Schulen gibt es zahlreiche Projekte, die auch in Sachen Medienerziehung genutzt werden könnten.
Eltern würden nicht nur physisch vor Ort, sondern auch digital gerne teilhaben an interessanten Projektwochen oder Ausflügen.
Projektwochen, Ausflüge oder interessante Experimente prägen den Alltag von Lehrpersonen und Lernenden. An diesen würden Eltern nicht nur physisch vor Ort, sondern auch digital durch Bild und Videomaterial gerne teilhaben. Doch das ist mit restriktiven und eindimensionalen Vorschriften fast unmöglich. Zielführender wäre es demnach, wenn das Thema Kommunikation und Medienkompetenz von Anfang an in ein solches Projekt integriert würde.
Medienkompetenz im Unterricht anwenden
Stellen wir uns vor: Eine Klasse hat einen Arbeitseinsatz, beispielsweise einen Wanderweg ausbessern. Dieser Einsatz wird von einem Blog oder von einer eigens kreierten Website begleitet. In der Vorbereitung diskutiert man darüber:
- Wie solche Inhalte aussehen müssen, damit sie rechtlich konform sind.
- Wie man Menschen spannend fotografiert, ohne dass Gesichter erkennbar sind.
- Welche Fotos für die Abgebildeten akzeptabel sind und welche sie der Lächerlichkeit preisgeben.
- In welchen Fällen man eine Bewilligung für die Veröffentlichung braucht und vom wem.
- Wer diese Arbeit übernimmt und wie man mit Ablehnung umgeht.
- Wie lange eine Website online ist, wann sie gelöscht wird und was anschliessend mit den Bildern geschieht.
So wird aus einem müden Formular plötzlich spannender, praktischer und lehrreicher Unterricht. Die Kinder machen sich konkrete Gedanken darüber, was passiert, wenn sie selbst in einer peinlichen Situation abgebildet werden. Oder wie ihr Recht am eigenen Bild aussieht. Ein Projekt, in dem normalerweise nur Schaufel und Pickel geschwungen werden, dient so auch der Weiterbildung in Sachen Medienkompetenz. Und im besten Fall profitiert die Schule sogar noch von einem sympathischen PR-Effekt.
Auf Swisscom Campus finden Sie Tipps und interaktive Lernmodule für den kompetenten Umgang mit digitalen Medien im Familienalltag.