Schulanfang: 12 Fragen zur ersten Klasse - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Schulanfang: 12 Fragen zur ersten Klasse

Lesedauer: 4 Minuten

Einiges ändert sich für Kinder und Eltern mit dem Übertritt in die Primarschule. Antworten auf die wichtigsten Fragen zum neuen Alltag in der Schule.

Text: Claudia Landolt
Bild: Adobe Stock

1. Was ist in der Schule anders als im Kindergarten?

Ihr Kind geht nun in ein grosses Schulhaus, wo es sehr viele und sehr viele ältere Kinder hat und in den Pausen Trubel herrscht. Das Klas­sengefüge ist grösser und durch­mischter. Es gibt mehrere Schulzim­mer, neue Fächer und viele neue Lehrpersonen. In der Schule wird von ihm mehr Ausdauer verlangt als im Kindergarten. Das alles zu bewäl­tigen, kostet viel Energie. Achten Sie deshalb darauf, dass Ihrem Sohn oder Ihrer Tochter zu Hause genug freie Zeit zum Spielen und zur Erho­lung bleibt.

2. Was, wenn mein Kind nicht zur Schule gehen möchte?

Wie auch wir Erwachsene manch­mal Mühe haben, aufzustehen und unser Tagewerk zu erledigen, haben Kinder zuweilen einfach keine Lust, früh aufzustehen und in die Schule zu gehen. Das ist ganz normal und ist fast immer einfach eine Phase. Hält diese über Wochen an, sollten Sie wachsam sein und das Gespräch mit der Lehrperson suchen.

3. Muss mein Kind schon rechnen und lesen können?

Nein. Studien belegen eindeutig, dass Kinder, die schon früh von den Eltern instruiert werden, lesen und rechnen zu lernen, später in der Schule nicht mehr Erfolg haben als Kinder, die nicht dazu gedrängt werden und zu Hause Freiräume haben.

4. Um welche Zeit soll mein Kind morgens los?

Manchmal sind Kinder so aufgeregt, dass sie bereits zu Unzeiten in die Schule wollen. Tatsächlich gibt es aber bestimmte, recht enge Zeitfens­ter, in welchen die Schultüre erst geöffnet wird – erkundigen Sie sich bei der Schulleitung oder der Lehr­person danach. Wenn das Kind sehr früh (vor 8 Uhr beispielsweise) vor der Schultüre steht, muss es draussen warten. Das ist vor allem im Winter recht unangenehm.

5. Wann erhalte ich den neuen Stundenplan?

Von der Klassenlehrperson erhalten Sie den Stundenplan im Juni per Post. Er gibt Auskunft, wann Ihr Kind Unterricht hat. Dies ist insofern von Bedeutung, als dass die Betreu­ung für Kinder in der ersten Klasse oft neu geregelt werden muss. Schau­en Sie sich also frühzeitig nach einer neuen Betreuungsform um. Auf dem Stundenplan eingetragen sind alle Unterrichtsfächer sowie die jeweiligen Lehrpersonen und Kontakt­adressen.

6. Wie merke ich, ob mein Kind wirklich schulbereit ist?

Die geistige Entwicklung eines Kin­des ist nur eine Seite der Schul­bereitschaft. Ebenso wichtig sind die körperliche Entwicklung und die Gesundheit, eine gewisse Arbeits­haltung, Motivations-­ und Lern­bereitschaft und ein Sozialverhalten, das es dem Kind ermöglicht, sich eigenständig im Alltag einer Primar­schule zurechtzufinden. Auch wich­tig ist, Anweisungen zu verstehen und seine Bedürfnisse ausdrücken zu können. Viele Kinderärzte beto­nen, dass für das Gelingen einer Einschulung die «sozioemotionalen Kompetenzen» wichtiger sind als die intellektuellen Voraussetzungen.

7. Braucht mein Kind noch ein Znüni?

Das Schulznüni läuft in vielen Schu­len anders ab als im Kindergarten. Dort haben die Kinder zusammen mit der Lehrperson in Ruhe geges­sen. Nun fällt das Znüni in die grosse Pause und wird im Stehen, beim Herumlaufen oder auf dem Kletter­gerüst vertilgt. Anfangs hat das Kind so viele neue Eindrücke zu verarbei­ten, dass das Znüniessen manchmal vergessen geht. Trotzdem: Lernen und Spielen machen hungrig. Bitte geben Sie Ihrem Kind unbedingt täglich ein Znüni mit in die Schule. Früchte, Gemüse, Brot oder Voll­kornkräcker unterstützen die Kinder beim Lernen. Süssigkeiten und Süss­getränke gehören nicht zu einem gesunden Znüni.

8. Was kann ich tun, wenn ich merke, dass mein Kind beim Lernen Unterstützung braucht?

Sprechen Sie mit der Lehrperson Ihres Kindes. Die Schule bietet ein vielfältiges Angebot an unterstützen­den sonder-­ und heilpädagogischen Massnahmen für Kinder mit beson­deren Bedürfnissen. Allen Lehrper­sonen ist daran gelegen, dass Kinder gerne zur Schule gehen. Sie werden Sie gerne unterstützen.

9. Was sind Jokertage?

Das sind zusätzliche freie Tage, die zur Ferienverlängerung oder für spe­zielle Gelegenheiten benutzt werden können. Im Kanton Zürich gibt es pro Schuljahr und Kind zwei Joker­tage. Sie können tageweise oder en bloc bezogen werden. Für den Bezug muss die Klassenlehrperson einige Tage im Voraus (variiert je nach Schule) schriftlich informiert wer­den. Eine Begründung ist nicht nötig. Um Jokertage zur Ferienver­längerung einzusetzen, müssen Sie sich bei der Klassenlehrperson infor­mieren. Aufgepasst: Jede Schule hat eigene Regeln, nicht jede erlaubt es, dank Jokertagen früher in die Ferien zu fahren. Nicht bezogene Jokertage verfallen am Ende des Schuljahres.

10. Gibt es in der ersten Klasse Hausaufgaben?

Das ist ganz verschieden. Eigentlich kann jede Lehrperson selbst bestim­men, ob, wie oft und wie viele Haus­aufgaben sie den Kindern mitgibt. Auf jeden Fall soll die Faustregel «10 Minuten pro Klasse pro Tag» nicht überschritten werden. Sitzt Ihr Kind in der ersten Klasse länger als 10 Minuten pro Tag (bzw. 20 Minu­ten, wenn es nur alle zwei Tage Auf­gaben hat) an einer Aufgabe, teilen Sie das der Lehrperson mit und suchen Sie das Gespräch.

11. Kann mein Kind die Gruppe wechseln? 

Nichts ist unmöglich, auch in der Schule. Damit ein Kind die Gruppe wechseln kann, sind allerdings zwin­gende Gründe nötig. Nur dass die beste Freundin aus dem Kindergarten in der anderen Gruppe ist, reicht als Begründung nicht. Falls es aber die Betreuung oder das Arbeitspen­sum der Eltern betrifft und es die Gruppenkonstellation zulässt, steht einem Wechsel der Gruppe (meist) nichts im Wege. Besprechen Sie sich doch diesbezüglich mit der Lehrper­son Ihres Kindes.

12. Was passiert, wenn die Lehrperson krank wird?

Bei einem unerwarteten Schulaus­fall, zum Beispiel wegen Krankheit der Lehrperson, findet der Unter­richt am Vormittag trotzdem statt. Die Kinder werden dann kurzfristig auf andere Klassen verteilt. Dauert die Abwesenheit länger, wird eine Stellvertretung eingerichtet. Über Veränderungen im Schulalltag wer­den Sie in der Regel schriftlich informiert.­

Buchtipp: Schulanfang

Saskia Niechzial: Hallo ­Schulanfang. Den Übergang vom Kindergarten in die Schule ­beziehungsorientiert begleiten. Beltz 2023, 272 Seiten, ca. 27 Franken.

Angstfrei in der Schulzeit anzu­kommen, ist eine Erfahrung, die die weitere schulische Entwicklung eines ­Kindes nachhaltig beeinflusst. Eltern spielen dabei eine entscheidende Rolle. Die renommierte Pädagogin und Mutter Saskia Niechzial unterstützt Eltern darin, ihre Kinder beziehungsorientiert durch den Kindergarten und den Beginn der Primarschulzeit zu begleiten, sie liebevoll loszulassen und gleichzeitig sicherer Hafen zu bleiben – auch wenn es mal holprig wird oder sich Mütter und Väter mit eigenen Unsicherheiten und Ängsten konfrontiert sehen.

Claudia Landolt
ist Mutter von vier Söhnen und diplomierte Yogalehrerin.

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