Kanban für Chindsgi-Kinder

Bilder: zVg
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Nadine Friedel, Mama vom sechsjährigen Jack, versucht mit dem japanischen Projektmanagement-Tool Kanban, Ordnung in den stressigen Corona-Familienalltag zu bringen. Vor allem, aber fragt sie sich jetzt auch: Ist es wirklich die richtige Entscheidung das Kind am 11. Mai wieder in den Kindergarten zu schicken?
Wie sehne ich mich nach meinem Leben von vor fünf Wochen zurück, als Homeoffice noch Homeoffice war und aus «in Ruhe schaffen», Pyjama und Espresso bestand. Jetzt wirbeln wir neben Homeoffice (Mum 90 Prozent, Daddy 80 Prozent) als Gärtner, Putzfee, Forscher, Tierbeobachterin und Karatetrainer durch den Tag, was das Pensum in ungeahnte Höhen treibt. Und ambitioniert wie man ist, will man den Nachwuchs kurz vor der Einschulung auch nicht hängen lassen.
Doch wie schafft man das alles? Nun, Kanban hat Toyota schon zum Effizienz-Siegeszug gegen die gigantische amerikanische Automobilindustrie der 40er Jahre verholfen. Dann sollte das wohl auch unserem Sprössling und unserem Homeoffice-Dasein zur Effizienzsteigerung verhelfen.

Zu stressig: Sohn wünscht sich eigenen Rhythmus
«Ich habe das Gefühl, mein Sohn geniesst die intensive Zeit mit uns und die 24-Stunden-Betreuung.»
Ein Dreamteam trotz Corona-Stress
Wir mussten also Alternativen finden. Mehr Zeit miteinander bedeutet auch mehr reden und aushandeln müssen. Mehr Grenzen ziehen wo man vorher gar nicht wusste, dass man eine Grenze braucht. Denn was sonst easy läuft (wir schmeissen beide den Haushalt zu 50/50), wird jetzt zur Herausforderung: Wann soll man putzen, desinfizieren, Essen bestellen, waschen, aufräumen und, und, und? Doch wir ziehen an einem Strang und unterstützen uns wo wir nur können. Und sonst genügt eine einfache Ansage: «Ich brauche jetzt zwei Stunden für mich». Das funktioniert super.
Kindergarten! Riskant? Oder doch nicht?
Wir haben hin und her überlegt, abgewägt und uns entschieden, Jack am 11. Mai in den Kindergarten zu schicken. Doch ganz wohl ist uns nicht dabei. Auf jeden Fall werden wir die Situation bis dahin und im Chindsgi weiter beobachten.
Für meinen Sohn ist es jedenfalls kein Problem, so viel Zeit mit Mama und Papa zu verbringen. Ich bin überrascht, mit welcher Leichtigkeit er, die Selbstquarantäne meistert. Jack wirkt total zufrieden, auch wenn wir die ersten drei Wochen gar nicht rausgingen. Erst in der fünften Woche meinte er mal, dass dieses doofe Virus verschwinden solle, damit er endlich seine Freunde wiedersehen könne. Sehr berührt hat mich, als mein Sohn uns vor kurzem mitteilte, dass er das Zu-Hause-Sein mit uns, auch wenn wir arbeiten müssen, viel toller fände, als nach Portugal in die Ferien zu fahren. Ich habe das Gefühl, er geniesst die intensive Zeit mit uns und die 24-Stunden-Betreuung. Das stimmt mich nachdenklich. Denn ich frage mich: Hat er während unseres normalen Arbeitsalltags etwas vermisst, was er jetzt «dank Corona» geschenkt bekommt?
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