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Elternstress: Unser Thema im März

Lesedauer: 2 Minuten

Warum sich immer mehr Väter und Mütter überlastet fühlen – und wie sie einem Ausbrennen vorbeugen können. Chefredaktor Nik Niethammer stellt Ihnen das Dossier Elternstress und weitere Themen der März-Ausgabe vor, die am Mittwoch, 8. März 2023, erscheint. Sie können das Heft auch online bestellen.

Text: Nik Niethammer
Bild: Désirée Good / 13Photo

6 Uhr. Aufstehen, Kinder wecken, Frühstück machen, Pausenbrote schmieren. Kind 1 kommt nicht aus dem Bett, Kind 2 trödelt im Bad. Nebenbei den Klassenverteiler checken: Die ­Schule sucht einen neuen Elternsprecher, der Schwimmunterricht fällt aus, ein Junge vermisst seine Mütze. Kind 1 stochert lustlos im Müesli, Kind 2 stellt fest, dass es noch Vokabeln üben muss.

Sind die Kinder endlich aus dem Haus, kurz durchatmen. Ein Berg von Mails und drei Besprechungen warten, bevor die Frage aufpoppt: Was essen wir zu Mittag? Und weiter geht die wilde Fahrt: Kind 1 muss zum Cellounterricht geshuttelt werden, Kind 2 bekommt eine Zahnspange angepasst. Danach einkaufen, Hausaufgaben kontrollieren, Abendessen zubereiten. Kind 1 soll das Katzenklo säubern, Kind 2 sein Zimmer aufräumen. Zweimal: keine Lust. Für den Kindergeburtstag fehlt ein Geschenk. Eigentlich wollte man noch vorlesen. Wenn nur diese bleierne Müdigkeit nicht wäre.

Kennen Sie solche Tage? Kennen Sie das Gefühl, fremdbestimmt zu sein? Hadern Sie auch mit der unerträglichen Gleichzeitigkeit der Dinge? Sie sind in guter Gesellschaft. Jede sechste Mutter und jeder zehnte Vater in der Schweiz fühlt sich meist oder immer überlastet. Sagt die Statistik. Bei Frauen mit Kindern unter vier Jahren sagen sogar 23 Prozent, dass sie die verschiedenen Aktivitäten kaum unter einen Hut bringen.

1991 lag die Erwerbsquote von Müttern bei knapp 60 Prozent. 30 Jahre später waren bereits über 80 Prozent berufstätig. Und jetzt bitte genau lesen, liebe Väter: Mütter arbeiten im Haushalt nach wie vor über 50 Stunden pro Woche – zusätzlich zu ihrem beruflichen ­Pensum. Besonders in der Altersgruppe der Mittdreissiger ist der Unterschied gewaltig: Frauen leisten hier 110 Prozent mehr «Care-Arbeit» als Männer, kümmern sich und fühlen sich für fast alles, was anfällt, verantwortlich.

Gerade dann, wenn wir Dinge nicht in der Hand haben, brauchen wir Rückzugsorte.

Michael Pfaff, Facharzt für Psychiatrie undPsychotherapie, Leiter der Burnout-Klinik Clinica Holistica Engiadina in Susch GR

Der sogenannte Mental Load, die unsichtbare Gedankenarbeit,  fällt in allen Bereichen der Sorge- und Hausarbeit an:Einkaufszettel schreiben, Arzttermine koordinieren, Ferien für die Familie planen, wissen, wann wer Geburtstag hat, Geschenke besorgen. Ein Übermass an Sorge- und Hausarbeit führt zu Stress, im schlechtesten Fall zu gesundheitlichen Problemen.

Das Dossier «Elternstress» meiner Kollegin Kristina Reiss spürt der Frage nach, wie Stressoren, die von aussen auf uns wirken, verknüpft sind mit inneren Stressoren – also dem Stress, den wir uns selber machen. Wie wir uns vom Druck und von den Sorgen entlasten, die heute mit dem Kinderhaben einhergehen. Und wie wir es schaffen, mit den hohen Erwartungen an uns selbst und dem Drang zur Perfektion stressfrei umzugehen.

Die aktuelle Ausgabe können Sie hier bestellen.

Bei der Umsetzung orientieren Sie sich am besten am britischen Psychoanalytiker Donald Winnicott. Er stellte bereits in den 1950er-Jahren fest, dass kein Kind einen perfekten Elternteil braucht. Winnicott prägte den Begriff der «good enough mother», des «good enough ­father». Es reiche, so der Kinderarzt, wenn wir als Eltern in 50 bis 60 Prozent der Fälle richtig reagieren und einen halbwegs guten Job machen. Was für eine tröstliche Erkenntnis!

Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen beim «good enough»-Elternsein.

Herzlichst,

Ihr Nik Niethammer

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Nik Niethammer

Nik Niethammer
ist seit 2014 Chefredaktor von Fritz+Fränzi. Er ist Vater eines Sohnes und einer Tochter und lebt in Zürich und in Freiburg im Breisgau.

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