10 Tipps für den Umgang mit chronischen Schmerzen
Immer häufiger leiden Kinder und Jugendliche unter chronischen Schmerzen. Eltern können viel dazu beitragen, dass ihr Kind einen möglichst entspannten Umgang mit solchen Schmerzen erlernt.
1. Jeder Schmerz ist echt
Machen Sie sich bewusst, dass jeder Schmerz echt ist – auch wenn keine körperliche Erkrankung gefunden wird.
2. Mut machen, um aktiv zu werden
Ermutigen Sie Ihr Kind, selbständig und aktiv etwas gegen die Schmerzen zu unternehmen. Das kann gezielte Ablenkung oder eine schöne Unternehmung sein.
3. Einen normalen Alltag ermöglichen
Ihr Kind sollte auch mit Schmerzen einen möglichst normalen Alltag haben – zum Beispiel regelmässig in die Schule gehen und in der Freizeit etwas unternehmen.
Hauptartikel: «Was tun, wenn das Kind unter chronischen Schmerzen leidet?»
4. Lästige Pflichten nicht ausklammern
Achten Sie darauf, dass Ihr Kind auch bei Schmerzen lästige Pflichten wie Hausaufgaben erledigt.
5. Das Kind verhätscheln kann die Schmerzen verstärken
Achten Sie darauf, sich nicht wegen der Schmerzen besonders liebevoll um Ihr Kind zu kümmern. Denn das kann die Schmerzen verstärken. Freuen Sie sich lieber gemeinsam über schmerzfreie Zeiten oder wenn Ihr Kind sich gut ablenken konnte.
6. Loben Sie tapferen Umgang mit Schmerz
Loben Sie Ihr Kind immer dafür, wenn es gut mit den Schmerzen umgeht.
Die Psychologin Alice Prchal und die Kinderärztin Eva Bergsträsser, Leiterinnen der Schmerzsprechstunde des Universitäts-Kinderspitals Zürich, fordern eine bessere Ausbildung von Ärzten, weniger Druck in der Schule und mehr Information zum Thema.
Frau Bergsträsser, Frau Prchal, wie gut sind Ärzte für chronische Schmerzen bei Kindern und Jugendlichen sensibilisiert?
Eva Bergsträsser: «Da ist das Bild eher ernüchternd. So hat eine Studie gezeigt, dass sich nur 20 Prozent der befragten Kinderärztinnen und Kinderärzte in der Schweiz bei der Behandlung chronischer Schmerzen sicher fühlen. Kinder- und Hausärzte sollten daher in diesem Bereich besser ausgebildet werden.»
Wie könnte die Situation verbessert werden?
Alice Prchal: «Sinnvoll könnte es sein, die oftmals hohen Anforderungen in der Schule zu überdenken, etwa Zeitdruck oder Druck bei Prüfungen zu verringern. Aber auch manche Eltern und die Jugendlichen selbst könnten sich die Frage stellen, ob es beispielsweise unbedingt eine bestimmte schulische Laufbahn sein muss.»
Wie könnte chronischen Schmerzen vorgebeugt werden?
Prchal: «Wichtig wäre, Eltern, Lehrpersonen und Schüler mehr zum Thema zu informieren. Das könnte dazu beitragen, dass alle geeignete Strategien zum Umgang mit Schmerzen wählen und die Betroffenen frühzeitig eine geeignete Behandlung erhalten.»
7. Fokus auf Freude und nicht auf dem Schmerz
Fragen Sie Ihr Kind nicht, ob es gerade Schmerzen hat. Denn das kann dazu führen, dass die Schmerzen zunehmen.
8. Seien Sie für Ihr Kind ein Vorbild
Wenn Sie selbst unter Schmerzen leiden, versuchen Sie, Ihrem Kind ein Vorbild zu sein und selbst aktiv etwas gegen die Schmerzen zu tun.
9. Vorsicht mit Medikamenten
Medikamente sollten nur in Rücksprache mit dem Arzt genommen werden. Bei manchen Schmerzen kann eine medikamentöse Behandlung hilfreich sein, bei anderen nicht.
10. Klären Sie das Umfeld auf
Informieren Sie alle, die mit Ihrem Kind zu tun haben, über einen günstigen Umgang mit den Schmerzen.
Quelle: Tanja Hechler und Hanna Christiansen: Chronischer Schmerz bei Kindern und Jugendlichen. In: T. Schnell & K. Schnell: Handbuch Klinische Psychologie. Springer 2018.
- Interdisziplinäre Schmerzsprechstunde des Universitäts-Kinderspitals beider Basel (erstes spezialisiertes Schmerzzentrum für Kinder und Jugendliche in der Schweiz): www.ukbb.ch
- Interprofessionelle Schmerzsprechstunde des Universitäts-Kinderspitals Zürich: www.kispi.uzh.ch
- Kurzfilm «Den Schmerz verstehen – und was zu tun ist in 10 Minuten!»: www.deutsches-kinderschmerzzentrum.de