Väter: 6 Eigenschaften, die Männer zu einem guten Vater machen
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6 Eigenschaften, die Männer zu einem guten Vater machen

Lesedauer: 4 Minuten

Ob als Raufkumpan, kritischer Zuhörer oder fürsorglicher Begleiter: Väter haben mehr Einfluss auf die Entwicklung ihrer Kinder als bisher angenommen. So wirkt sich deren Erziehu​​ngsstil auf das kindliche Wachstum und Wohlbefinden aus.

Text: Jochen Metzger
Bild: Kyla Ewert

1. Väter sind gute Partner

Traditionell haben Psychologen den Vätern eher eine Nebenrolle zugeschrieben. Die Geschichte ging so: Das Kind braucht in den ersten Lebensjahren vor allem eine sichere, vertrauensvolle, geborgene Bindung an einen Erwachsenen. So kann sich das Kindergehirn optimal entwickeln, so wird alles gut. 

Diese «erste Beziehung» scheint auf naturgegebene Weise die Beziehung zur Mutter zu sein. Klar: In ihrem Bauch wächst das Kind heran. Aus ihr wird es geboren. Von ihr wird es gestillt. Sie gibt dem Kind die Geborgenheit, die es braucht. Der Vater – so die traditionelle Aussage der Bindungstheorie – soll ­seine Partnerin unterstützen, wo er kann, und ihr das Leben leichter machen. 

Kinder lernen viel fürs Leben, wenn sie regelmässig mit ihren Vätern toben.

Forscher aus Israel haben untersucht, was geschieht, wenn nicht die Mutter, sondern der Vater zur ersten Bezugsperson eines kleinen Kindes wird. Die Ergebnisse waren eine Sensation: Die Väter zeigten das­selbe sensible und aufmerksame Verhalten, das man sonst bei Müttern beobachten kann. Im Gehirn ereignen sich Aktivierungsmuster, die sonst eher für Mütter typisch sind, besonders in jenen Arealen, in denen Emotionen verarbeitet werden.

Mit anderen Worten: Wenn ein Vater will und die Gelegenheit dazu bekommt, dann kann er tatsächlich so etwas sein wie eine tolle Mutter.

2. Väter raufen

Menschenkinder lernen eine Menge fürs Leben, wenn sie regelmässig mit ihren Vätern toben. Sie werden selbstbewusster und können besser mit Rückschlägen umgehen, sich besser in der Schule konzentrieren, ihre Gefühle besser regulieren. Eine australische Studie aus dem Jahr 2016 beschreibt, dass Kinder, die häufig mit Papa raufen, besser auf ihren Körper achtgeben und seltener mit Verletzungen nach Hause kommen. Sie haben beim Toben offenbar gelernt, ihre eigenen Grenzen einzuschätzen, etwa beim sogenannten «Sockenspiel». Dabei versucht man, dem anderen eine Socke auszuziehen, ohne die eigene zu verlieren.

Soll man sein Kind dabei gewinnen lassen? Manchmal ja, manchmal nein. Die meisten Forscher sind überzeugt: Kinder sehnen sich danach, zu spüren, wie stark Papa ist. Andererseits kann man bei den Kampfspielen aller Säugetiere beobachten, dass der Stärkere den Schwächeren manchmal gewinnen lässt – und damit signalisiert, dass alles nur ein grosser Spass ist.

Gute Väter verlieren also manchmal und ermutigen ihre Kinder dadurch, sich anzustrengen. Aber meistens gewinnen sie. Tatsächlich verschwinden die guten Konsequenzen der Toberei, sobald man den Kindern immer den Sieg schenkt. Die beste Formel für gutes Raufen stammt vom australischen Väter­forscher Richard Fletcher. Sie lautet: «Ich bin viel stärker als du. Und ich hab dich sehr lieb.»

3. Väter lesen vor und fragen nach

Dass Väter gerne toben, ist keine Überraschung. Doch wie steht es mit ihrem Einfluss auf die sprachliche Entwicklung der Kinder? Man weiss, dass Frauen im Durchschnitt die besseren kommunikativen Fähig­keiten besitzen. Worte, Bücher, Vorlesen – all das scheint deshalb eher Muttersache zu sein. Doch auch hier haben Forscher den Einfluss der Väter lange unterschätzt. Kinder ­profitieren enorm davon, wenn ihre Eltern ihnen regelmässig vorlesen.

Kinder, die an beide Elternteile sicher gebunden sind, entwickeln eine höhere Sozialkompetenz.

Sobald Väter regelmässig vorlesen und das gerne tun, ist ihr Beitrag für die Entwicklung der Kinder sogar noch grösser als der, den mütterliches Vorlesen erzielt. Auch wenn sie mit ihren Kindern diskutieren, tun Väter das anders; sie fragen häufiger nach, wenn sie das Kind nicht genau verstanden haben. Der Wortschatz der Kinder wächst dadurch in erstaunlichem Masse.

Forscher glauben: Väter wirken durch ihr Nachfragen wie eine ­Brücke hinaus in die Welt. Mag sein, dass Mama den Kindern jeden Wunsch von den Lippen abliest. Dem Rest der Welt muss man aber erklären, was man möchte – und die Gespräche mit Papa sind dafür das beste Trainingslager.

4. Väter trösten, so gut es geht

Manche Dinge können Mütter in den meisten Gesellschaften besser. Zum Beispiel Trösten. So hat man untersucht, wie Eltern sich verhalten, wenn ihr Kind im Krankenhaus aus einer OP-Narkose erwacht. Väter wie Mütter versuchen, ihrem Kind ein Gefühl von Sicherheit und Ruhe zu vermitteln – vor allem über Berührungen und Körperkontakt. Die Mütter tun das jedoch intensiver und über einen längeren Zeitraum als die Väter. Allerdings haben die Väter in dieser Hinsicht deutlich aufgeholt. 

Wenn Kinder ­Hilfe­ brauchen, gehen sie eher zur Mutter als zum Vater.

Die Erziehungswissenschaftlerin Margrit Stamm hat nachgewiesen, dass heute mehr als 84 Prozent der Väter mit ihren Kindern kuscheln und darüber eine körperliche Nähe herstellen. Trotzdem: Noch immer gilt für einen höheren Prozentsatz an Kindern und Jugendlichen, dass sie ein engeres Vertrauensverhältnis zur Mutter aufbauen. Wenn sie ­Hilfe­ brauchen, gehen sie eher zu ihr als zu ihm. 

Schulkinder, die an beide Elternteile sicher gebunden sind, entwickeln eine höhere Sozialkompetenz und berichten von weniger Problemen im Alltag. Die gleichzeitige Bindung an Vater und Mutter wirkt als «Schutzfaktor» gegen Einsamkeit, Angstgefühle und Depression.

Gute Väter kümmern sich wie eine Mutter um ihre Kinder, wollen dabei aber unbedingt echte Kerle bleiben.
Fürsorge nach Papa-Art. (Bild: Johan Bävman)

5. Väter bleiben auch zu Hause 

Väter verbringen heute viermal mehr Zeit mit ihren Kindern, als das noch in den 60er-Jahren der Fall war. «Damals ist Papa von der Arbeit heimgekommen und hat darauf gewartet, dass seine Frau ihm einen Martini serviert. Sein Job bestand darin, das Geld für die Familie zu verdienen. Die Erziehung war komplett Angelegenheit der Frau», sagt die Psychologin Brenda Volling. «Diesen Vatertypus gibt es heute kaum noch. Die Väter gehen ganz selbstverständlich davon aus, dass sie an der Erziehung der Kinder beteiligt sind.»

6. Väter sind echte Männer 

Vollzeitväter verwenden in Interviews und in selbst geschriebenen Blogs gerne eine Art «Heimwerkersprache», um über ihren Alltag zu berichten. Tatsächlich verrichten sie einige ihrer Tätigkeiten auf besonders männliche Art und Weise – etwa, indem sie Kuchenteig mit der Bohrmaschine rühren oder die Halloween-Masken ihrer Kinder im Hobbykeller zusammenschrauben, statt sie im Laden zu kaufen.

Anders gesagt: Gute Väter kümmern sich wie eine Mutter um ihre Kinder – aber sie wollen dabei unbedingt echte Kerle bleiben. Mag sein, dass der eine Papa ein toller Partner ist, dass der andere rauft, vorliest, tröstet, zu Hause bleibt und sich dabei seine Männlichkeit bewahrt. Doch so lange er all das von Herzen tut, auf seine eigene Art, wird er «gut genug» sein – und für sein Kind der beste Vater, den man sich nur wünschen kann.

Jochen Metzger
ist freier Journalist und Autor. Meist geht es in meinen Beiträgen um die Wissenschaft, vor allem um neue Befunde aus der Psychologie. Aber nicht immer.

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