Väter würden gerne weniger arbeiten
Die Swiss Life untersucht in einer Studie die Gender Pension Gap in der Schweiz. Unverheiratete Mütter sind in Sachen Vorsorge oft im Nachteil. Und: Väter arbeiten mehr, als sie gerne würden.
Nach der Geburt eines Kindes reduzieren viele Eltern in der Schweiz ihr Arbeitspensum. Mütter arbeiten danach noch zu einem durchschnittlichen Pensum von 54 Prozent, bei Vätern sind es 93 Prozent. Dies ist eine von mehreren Tatsachen, die zur sogenannten Gender Pension Gap führt, dem Rentenunterschied zwischen den Geschlechtern.
In einer aktuellen Studie hat sich das Versicherungsunternehmen Swiss Life mit dieser Lücke auseinandergesetzt. Es hat insbesondere zu eruieren versucht, wie sich die Gender Pension Gap in den kommenden Jahren entwickeln wird – also wie es um heutige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer steht, wenn sie dereinst pensioniert werden. Neben einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung bei 4029 Personen zwischen 25 und 64 Jahren hat sich Swiss Life dabei auch auf Daten des Bundesamtes für Statistik berufen.
Was auffällt: Ausgerechnet Menschen zwischen 25 und 34 Jahren, also diejenigen, bei denen Familiengründung am stärksten ein Thema ist, kümmern sich am wenigsten um die eigene Vorsorge. Diese wird erst mit steigendem Alter wichtig.
Als eher neue Gefahr für den Gender Pension Gap gilt ausserdem das Konkubinat. Von 2010 bis 2022 hat sich die Zahl der Paare verdoppelt, die Kinder unter 5 Jahren haben und unverheiratet sind. Inzwischen entscheiden sich 20 Prozent der Paare, ohne Trauschein Kinder zu haben.
Sind die Kinder raus, arbeiten Mütter immer noch weniger
Mütter, die im Konkubinat leben, arbeiten mit einem durchschnittlichen Pensum von 58 Prozent zwar etwas mehr als jene, die verheiratet sind (45 Prozent), aber deutlich weniger als unverheiratete Väter (89 Prozent). Im Falle einer Trennung oder des Todesfalls des Partners sind unverheiratete Mütter deutlich schlechter abgesichert, da sie keinen Anspruch auf eine Witwenrente haben und auch nur dann Beiträge aus der Pensionskasse erhalten, wenn sie offiziell als Begünstigte hinterlegt sind. Deshalb empfiehlt Swiss Life, dass Frauen in dieser Situation Massnahmen treffen und beispielsweise mehr in die Säule 3a einzahlen oder anderweitig investieren. Auch ein Konkubinatsvertrag bietet sich an, in dem festgehalten wird, wie die gemeinsamen Anlagen und Ersparnisse im Trennungs- oder Todesfall aufgeteilt werden.
Mütter arbeiten auch dann noch weniger als Väter, wenn ihre Kinder über 18 Jahre alt oder von zu Hause ausgezogen sind. Der Pensumsunterschied zwischen Männern und Frauen reduziert sich zwar stetig, liegt aber auch bei Eltern von Kindern über 18 Jahren noch immer bei 31 Prozent und bei Eltern, deren Kinder nicht mehr zu Hause leben, bei 17 Prozent.
Was bei den Resultaten der Studie ausserdem auffällt: Schweizer Eltern arbeiten nicht so viel, wie sie es gerne täten. Während Mütter lieber etwas mehr arbeiteten (58 Prozent statt der effektiven 54 Prozent), wünschten sich Väter, deutlich weniger zu arbeiten. Anstatt der 93 Prozent, die Väter im Durchschnitt arbeiten, wünschten sie sich ein Pensum von nur 74 Prozent.
«Diese Diskrepanz zwischen ‹idealen› und real gemessenen Geschlechterdifferenzen deutet darauf hin, dass nicht nur Präferenzen oder gesellschaftliche Rollenbilder für die geschlechterspezifischen Muster auf dem Arbeitsmarkt verantwortlich sind, sondern auch Sachzwänge», schreibt Swiss Life in der Studie.
Eine zentrale Erkenntnis der Studie ist, dass geschlechterspezifische Pensumsdiffernzen mit den Jahren zwar weiter abnehmen, aber nicht ganz verschwinden werden.