Es muss nicht immer pädagogisch wertvoll sein - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Es muss nicht immer pädagogisch wertvoll sein

Lesedauer: 1 Minuten

Wir Eltern entspannen gerne vor dem Bildschirm. Bei unseren Kindern sehen wir dasselbe aber oft gar nicht gerne. Warum?

Text: Michael In Albon
Bild: Tima Miroshnichenko / Pexels

In Zusammenarbeit mit Swisscom

Nach einem anstrengenden Arbeitstag kommen wir nach Hause und freuen uns, wenn irgendwann der Moment kommt, an dem wir wohlig seufzend auf dem Sofa liegen und uns entspannen können – zum Beispiel mit einer Serie oder einem Fussballmatch. Wir lassen uns berieseln ohne grosse Ansprüche an Tiefgang und Weiterbildung. Und mal ehrlich: Das ist auch voll in Ordnung und durchaus angemessen.

Warum geht es uns eigentlich so gegen den Strich, wenn unsere Kinder genau das Gleiche einfordern? Etwas Entspannung am Bildschirm nach einem harten Tag? Nach meiner Erfahrung wird die Bildschirmzeit von Kindern nicht selten in Gut und Böse unterteilt: Gut, wenn es für die Schule oder der Inhalt zumindest pädagogisch wertvoll ist, Böse, wenn sie auf Social Media sind oder ein Game spielen.

Warum geht es uns eigentlich so gegen den Strich, wenn unsere Kinder genau das Gleiche einfordern?

Dieser Kampf um Bildschirmzeit akzen­tuiert sich noch, weil immer mehr Schulen auf die Arbeit am PC oder am Tablet setzen. Kinder (und etwas seltener Jugendliche) bekommen dann zu hören: «Du warst aber schon zwei Stunden am PC, jetzt reichts», auch wenn sie diese zwei Stunden dafür einsetzten, Hintergrundmaterial für einen Vortrag zu recherchieren.

Kinder beobachten uns genau

Wir dagegen sehen kein Problem darin, nach acht Stunden Arbeit am PC noch zwei, drei Stunden am TV hinterherzuschieben. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Bildschirmzeit ist ein wichtiges ­Thema, das zwischen Eltern und Kindern unbedingt diskutiert werden muss. Eine Beschränkung ist sinnvoll und auch empfehlenswert.

Aber die Bildschirmzeit der Kinder darf durchaus auch mal sinnfrei sein – zumindest aus der Sicht der Eltern. Ausserdem sollten wir nie vergessen: Kinder beobachten unser Verhalten sehr genau und sind empfindlich, wenn wir für uns selbst ganz andere Massstäbe anlegen. Nicht selten aus reiner Bequemlichkeit.

Medienkompetenz heisst auch, die Medien situationsgerecht zu nutzen. Lernen und Entspannung – beides ist zur richtigen Zeit sinnvoll.

Nach einem Tag voller Schulstunden, Sportverein, Musikunterricht und aufreibender Konflikte in der Mittagspause sollte man den Kindern etwas Entspannung und Rückzug gönnen. Auch hier braucht es eine Präzisierung: Es gibt Kinder, die bei einem Game runterfahren können, andere dagegen werden dadurch eher gestresst. Das ist ganz individuell, wir Eltern müssen genau hinschauen.

Medienstark:

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swisscom.ch/medienstark

Medienkompetenz heisst auch, die Medien situationsgerecht zu nutzen. Lernen und Entspannung – beides ist zur richtigen Zeit sinnvoll. Nicht nur für Erwachsene, sondern eben auch für Kinder. Wichtig für Eltern: Kinder finden kindische Sachen sehr entspannend und lustig. Das müssen wir nicht nachvollziehen, sondern dürfen das ganz locker akzeptieren.

Michael In Albon
ist Beauftragter Jugendmedienschutz und Experte Medienkompetenz von Swisscom.

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