Wie entsteht Bindung?  - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Wie entsteht Bindung? 

Lesedauer: 13 Minuten

Bindung ist eine Lebensversicherung. Sie ist zwingend notwendig, damit Kinder sich gesund und zu glücklichen Erwachsenen entwickeln können. Doch wie entsteht dieses Gefühlsband zwischen einem Kind und seinen Eltern, was fördert es? Und ist die Rolle der Mutter wirklich so entscheidend?

Text: Claudia Landolt
Bilder: Julia Forsman

Eltern verfügen über Superkräfte: Sie wechseln ungefähr 6000 Mal die Windeln, bevor ihr kleiner Schatz halbwegs trocken ist. Als Vater oder Mutter verzichtet man auf ungestörte Nachtruhe, und kaum ist das Kind grösser, verbringt man ganze Wochenenden am Spielfeldrand oder führt endlose Debatten über Handyregeln und Ordnungsprinzipien. Um nach ungefähr zwölf Jahren zu hören, wie peinlich und streng man sei, andere Kinder hätten viel, viel coolere Eltern. 

Was also motiviert Mamas und Papas, sich für ein Kind so bedingungslos ins Zeug zu legen? Das Zauberwort lautet: Bindung. Die soziale und emotionale Beziehung zwischen Eltern und dem eigenen Kind. Oder, anders formuliert, das mächtige Band, das Kind und Eltern zusammenhält.

Wie entsteht und was beeinflusst dieses Gefühlsband? Gibt es ein Rezept für eine erfolgreiche Eltern-Kind-Bindung? Was, wenn eine Zutat fehlt oder es mit der Bindung nicht klappt? Ist die Mutter wirklich die wichtigste Bezugsperson? Und welchen Einfluss haben Trennungen auf die Beziehung von Kindern zu ihren Eltern?

Mehr als Beziehung

«Liebe ist unsere stärkste Emotion überhaupt», sagt Remo Largo, der Schweizer Kinderarzt und Autor der Bestseller «Babyjahre» und «Kinderjahre». Hinter diesem Gefühl steckt das urmenschliche Bedürfnis, vorbehaltlos angenommen zu werden. Wir alle kommen damit zur Welt.

Es ist diese tiefe, innere Sehnsucht, enge und von intensiven Gefühlen geprägte Beziehungen zu Mitmenschen aufzubauen, Verbundenheit zu spüren. «Bindung zwischen Eltern und ihrem Kind ist mehr als nur Beziehung», erklärt Dr. Heidi Simoni, Direktorin des Marie Meierhofer Instituts MMI.

Die Bilder zu diesem Artikel stammen von Julia Forsman. Die Engländerin hat sich auf das Fotografieren im Dokumentarfilmstil spezialisiert. Forsman lebt in London, Istanbul und Finnland.
Die Bilder zu diesem Artikel stammen von Julia Forsman. Die Engländerin hat sich auf das Fotografieren im Dokumentarfilmstil spezialisiert. Forsman lebt in London, Istanbul und Finnland.

Kinder sind existenziell an ihre Eltern gebunden. Diese Bindung wird definiert durch das Schutz- und Sicherheitsbedürfnis des Kindes einerseits und das Fürsorgeverhalten sowie die spezielle innere Bezogenheit der Eltern zu ihrem Kind andererseits. Schutz brauchen junge Kinder, um Unsicherheiten zu meistern, Ängste zu überwinden und um Gefühle zu regulieren. Sicherheit brauchen sie, um Situationen einzuordnen, Freude zu teilen und ein angemessenes Sozialverhalten zu entwickeln.

Beides – Sicherheit und Nähe – müssen sie von ihren unmittelbaren Bezugspersonen adäquat und verlässlich erhalten. Kinder sind darauf angewiesen, dass ihre ausgesendeten Signale von ihren Bezugspersonen regelmässig, zuverlässig und liebevoll beantwortet werden. Ist das der Fall, vertrauen Kinder ihren Bezugspersonen und suchen bei ihnen gerne Trost.

Liebe ist unsere stärkste Emotion überhaupt.

Kinderarzt und Bestsellerautor Remo Largo

Folglich hat das kindliche Verhalten eigentlich ein Hauptziel: die opti­male Nähe zu einer verlässlichen und verfügbaren Bezugsperson herzustellen und ungefähr 15 Jahre aufrechtzuerhalten. «Das Leben beginnt mit einer Entbindung, zunächst also mit der Auflösung von Bindung», sagt der Basler Kinderarzt Cyril Lüdin. «Mit dem Kappen der Nabelschnur wird eine erste Trennung vollzogen, die mit der prinzipiellen Herausforderung verbunden ist, von jetzt an grundsätzlich aus eigener Kraft für uns selbst zu sorgen.»

Platz 4Ausgabe 7/8: Bindung (Lesen Sie hier das Online-Dossier zum Thema Bindung)
Dieser Text stammt aus dem Doppelheft Juli/August 2020. Sie können das gesamte Heft hier als Einzelausgabe bestellen.

Weil kein Neugeborenes das zu leisten vermag, schaut dieses sich «in der ­grossen, kalten Welt um und fragt sich: Wo ist denn hier mein schützender, Wärme und Nahrung spendender Versorger?», so der deutsche Kinderarzt Herbert Renz-Polster. Denn eines ist klar: Kinder würden ohne ihre Bindungsbereitschaft und die Fürsorge der Eltern nicht überleben: «Bindung ist vom Kind aus gesehen kein Liebesverhältnis, sondern eine Zwangsbeziehung.»

Bedingungslose Zuneigung

Ein Kind bindet sich bedingungslos an seine Eltern, «unbesehen davon, ob seine Eltern liebevoll und fürsorglich sind oder ob es sich um Rabeneltern handelt», sagt Largo. «Kinder sind emotional abhängig von ihren Eltern und anderen Bezugspersonen, die sicherstellen, dass ihre Bedürfnisse nach Nahrung, Pflege und Schutz zuverlässig befriedigt werden», schreibt Remo Largo in seinem Buch «Das passende Leben». Werden diese Bedürf­nisse vernachlässigt, seien Kinder in ihrem Wachstum und in ihrer Entwicklung massiv beeinträchtigt.

Die Welt entdecken und sie von einer sicheren «Home Base» aus begreifen – so funktioniert Bindung.

Damit dies möglichst nicht geschieht, verfügen Mädchen und Buben von Geburt an über ein ganzes Repertoire an Verhaltensweisen, abhängig von Alter, Temperament, Entwicklungsstand und aktueller Situation. Dabei können sie sehr hartnäckig sein. Wie Klammeräffchen hängen sie an uns, wenn wir telefonieren, oder kriechen nachts ins Elternbett. Dieses Bedürfnis nach Geborgenheit schwindet mit zunehmendem Kindesalter nicht, sondern äussert sich einfach anders.

Schulkinder gehen immer wieder dieselben Situationen aus dem Klassenzimmer durch. «Soziales Referenzieren» nennt das die Psychologie. «Es bedeutet, dass ein Kind sich seine Informationen von den Eltern holt, um sein eigenes Verhalten zu planen oder anzupassen, wenn es in Situationen kommt, die es nicht kennt», erklärt Entwicklungspsychologe Moritz Daum.

Jugendliche tun dies, indem sie zu Hause beispielsweise unerbittlich über Regeln aus anderen Familien diskutieren, vordergründig, um etwas auszuhandeln. Dahinter steckt das Bedürfnis nach inneren Leitplanken. Die Welt entdecken und sie von einer sicheren «Home Base» aus begreifen – das ist der Mechanismus.

Nähe und Distanz

Kinder bewegen sich permanent zwischen zwei Polen. Der eine ist gleichbedeutend mit Verlässlichkeit, Vertrautheit und Verfügbarkeit, der andere mit Neugier, Abwechslung und Herausforderung. Diese Pole muss man sich wie zwei Enden einer Wippe vorstellen: Beide Teile müssen mal oben, mal unten sein. Ist beispielsweise der Pol der Sicherheit und Nähe zu lange zu weit unten, versucht das Kind, dieses Bedürfnis so lange zu befriedigen, bis der ­«Saldo» wieder ausgeglichen ist.

Erst danach kehrt sein natürlicher Drang zurück, die Welt zu erforschen. Damit ein Kind optimal gedeiht und sich entwickelt, müssen beide Pole zwingend ausgeglichen sein. John Bowlby heisst der Mann, dem wir diese Einsicht verdanken. Er entwickelte 1969 die Bindungstheorie. Diese postuliert, dass das Bedürfnis nach emotionaler Nähe und absoluter Verlässlichkeit für das Kind grösser ist als das nach Nahrung.

Bowlby und seine Theorie sind der Grund, weshalb Babys heute im Tragetuch herumgetragen werden, lange gestillt werden und im Eltern­zimmer schlafen dürfen. All dies war in früheren Jahrzehnten verpönt. Kein Erwachsener dachte je über Geborgenheit und Körperkontakt von Kindern nach. Man war der Meinung, dass das Verhalten von Kindern ausschliesslich über Konditionierungsprogramme wie Bestrafen und Belohnen erklärt werden könnte.

Beeinflusst wurde Bowlby unter anderem vom österreichischen Kinderarzt René Spitz. Dieser stellte fest, dass sich Kinder in Waisenhäusern trotz genügend Platz, Sauberkeit, Sicherheit und Essen emotional unzureichend entwickelten, verkümmerten und gar starben. Die Ursache sah er in der fehlenden Bindung.

Der mutterzentrierte Ansatz

Aber wie funktioniert diese Bindung überhaupt? «In der Regel bindet sich das Kind an die verlässlichste und zeitlich verfügbarste Person seiner Umgebung», erklärt die Psychologin Giulietta von Salis. Diese werde dann zu seiner Hauptbezugsperson. Die Bindungsforschung sagt, die Mutter sei diese Hauptbezugsperson – und diese These hat bis heute Gültigkeit.

Der ganzen Diskussion um Kinderkrippen, Berufstätigkeit der Mütter, Gleichstellung und Vaterschaftsurlaub liegt das Ideal der guten, feinfühligen, stets verfügbaren Mutter als wichtigste Bezugsperson zugrunde.

Viele glauben, nur dann eine gute Mutter zu sein, wenn sie möglichst viel Zeit mit ihrem Kind verbringen.

«Eigentlich besagt der gesellschaftliche Druck Folgendes: Mütter, befriedigt bitte von Anfang an die Bedürfnisse eurer Kinder, sonst gedeihen sie womöglich nicht. Wenn sie Schäden davontragen, seid ihr schuld», bringt es Erziehungswissenschaftlerin Margrit Stamm auf den Punkt.

Dieses Ideal habe zur Folge, dass selbst gut ausgebildete, emanzipierte und finanziell unabhängige Frauen nur dann das Gefühl hätten, eine «gute Mutter» zu sein, wenn sie möglichst viel Zeit mit ihrem Kind verbringen.

Die (mutterzentrierte) Bindungstheorie habe bis heute einen enormen Einfluss auf gesellschaftliche Bereiche wie die Familienberatung, die Sorgerechtsentscheidung bei Scheidungen oder die Frühpädagogik an den Schulen, kritisiert die deutsch-israelische Entwicklungspsychologin Heidi Keller.

Grosse kulturelle Unterschiede

Interessanterweise stützt sich die Bindungstheorie auf Beobachtungen von Rhesusaffen und Schimpansen. Bei beiden Arten ist es allein die Mutter, die für das Kind sorgt. Manchmal mit einer regelrechten «Affenliebe», denn Schimpansenmütter sind dafür bekannt, dass sie selbst ihre kranken oder toten Babys hingebungsvoll pflegen und tagelang mit sich herum­tragen.

Wie gelingt eine gute Vater-Tochter-Beziehung? Den Artikel finden Sie im Doppelheft Juli/August 2022. Sie können das gesamte Heft hier als Einzelausgabe bestellen.

Die Bindungsforscher ignorierten aber die Berichte von Ethnologen, die von einem genau gegenteiligen Mutterbild berichteten. «Bindungen können sehr unterschiedlich aussehen«, bestätigt Heidi Keller. Die Bindungstheorie widerspiegle lediglich «die Lebenswelt eines Babys, das in eine westliche Mittelschichtfamilie hineingeboren wurde, mit formal hochgebildeten Eltern, die später in der individuellen Biografie das erste von wenigen Kindern bekommen und in einer Zwei-Generationen-Familie leben.»

In dieser ökonomisch gut gestellten Familie nähme sich ein Elternteil, in der Regel die Mutter, exklusive Zeit, um für das Baby zu sorgen. Was wir hierzulande als Standard erachten, ist in Wahrheit ein Privileg, das nur etwa 5 bis 10 Prozent der Weltbevölkerung repräsentiert. Denn: «Der Ausstieg aus der Erwerbsarbeit, die Verlängerung des Mutterschaftsurlaubs oder die Reduzierung des Arbeitspensums muss man sich erst mal leisten können», sagt Heidi Simoni vom MMI.

Lesestoff zu starken Müttern und neuen Vätern

Sarah Blaffer Hrdy: Mutter Natur. Die weibliche Site der Evolution. Berlin Verlag 2010 (auf Deutsch nur noch antiquarisch verfügbar) ca. 28 Fr.

Gaby Gschwend: Mütter ohne Liebe. Vom Mythos der Mütter und seinen Tabus. Verlag Hogrefe AG 2009, ca. 25 Fr.

Sheila Heti: Mutterschaft. Rowohlt 2019, ca. 33 Fr.

Margrit Stamm: Du musst nicht perfekt sein, Mama! Schluss mit dem Supermama-Mythos – Wie wir uns von überhöhten Ansprüchen befreien. Piper 2020, ca. 26 Fr.

Jesper Juul: Mann und Vater sein. Herder 2017, ca. 27 Fr.

Jean Le Camus: Väter: Die Bedeutung des Vaters für die psychische Entwicklung des Kindes. Verlag Beltz Taschenbuch 2003, ca. 10 Fr.

Eliane N. Aron: Die Kraft der Bindung. Wie Liebe und Anerkennung unseren Selbstwert bestimmen. MvG-Verlag, ca. 34 Fr.

Erwachsene und Bindung: Unser inneres Kind ergründen:

Alice Miller: Das Drama des begabten Kindes und die Suche nach dem wahren Selbst. Suhrkamp-Verlag 1983, ca. 15 Fr.

Stefanie Stahl: Das Kind in dir muss Heimat finden. In drei Schritten zum starken Ich. Kailash-Verlag 2017, ca. 17 Fr.

Müller, J.J. (2018). Bindung am Lebensende. Mit einem Vorwort von Klaus E. Grossmann und Karin Grossmann (S. 13-14). Gießen, Psychosozial-Verlag. ca. 32 Fr.

Vorträge, wissenschaftliche Arbeiten und Meinungsforschung:

BIasch Fleming 2002, Lamb 2002, Fthenakis 2002 in: Volker Baisch, Bernd Neumann: Das Väter-Buch. Karl F. Haug 2008 (nur noch antiquarisch erhältlich)

«Vaterbilder» von Johanna Claus aus Deutschland, GfK 2010, via www.vaeteraufbruch.de

Zu viel Bindung? Vortrag von Margrit Stamm: Bindung zwischen früher Förderung und Überbehütung, 2016, abrufbar unter www.margritstamm.ch

Ebenfalls fraglich ist, ob das Kind, wie die Bindungstheorie besagt, in einer Art Exklusivbeziehung stehen muss, um zu gedeihen. Es wird meist von der Mutter, zuweilen aber auch vom Vater erwartet, prompt, konsistent und angemessen auf die kindlichen Signale zu reagieren, weil das die beste Voraussetzung für die Entwicklung einer sicheren Bindungsbeziehung sei.

Dieser sogenannte «kindzentrierte Ansatz» ist aber laut Keller nicht universell gültig. So gibt es Kulturen beispielsweise in Asien oder auch Afrika, in denen es als inkompetent gilt, wenn man das Kind frage, was es denn möchte. Mütter oder andere Bezugspersonen, insbesondere andere Kinder, wüssten viel besser, was das Beste für ein Baby sei.

Sicher gebundene Kinder sind weniger aggressiv

Wie sehen denn nun nach Meinung der Experten sicher gebundene Kinder aus? Laut Klaus Grossmann, Psychologieprofessor und führender Bindungsspezialist Europas, können diese Kinder Kummer zeigen und erhalten daraufhin von Seiten ihrer Bezugsperson – wenn nötig – Trost. Kehrt diese nach einer Abwesenheit zurück, suchen sie ihre Nähe, können das unterbrochene Erkunden wieder aufnehmen und beziehen die Bezugsperson, meist die Mutter, ins Spiel mit ein.

Die Bezugsperson zeichnet sich dadurch aus, dass sie die Bedürfnisse des Kindes erkennt, richtig interpretiert und schnell und angemessen darauf reagiert. Kinder, die in solchen Beziehungen aufwachsen, sind später weniger aggressiv, beliebter, weniger abhängig von anderen, können besser kommunizieren, haben eine ausgeprägtere Sozialkompetenz, eine bessere Emotionsregulation sowie einen höheren Selbstwert, sagte der Schweizer Psychologieprofessor Guy Bodenmann in einem Vortrag.

Es muss nicht immer die Mutter sein. Tatsächlich «vermag sich das Kind auf verschiedene Schutz- und Versorgungsinstanzen einzustellen», sagt Giulietta von Salis. Und es gilt als erwiesen, dass Babys geschlechtsunabhängig denken: Sie bauen einfach zu der verlässlichsten und zeitlich verfügbarsten Person in ihrer Reichweite eine innige Beziehung auf. «Wenn es ein Mann ist, der die verlässlichste Pflegeperson in Reichweite abgibt, so wählen sie eben ihn als hauptsächliche Bindungsperson aus», sagt Renz-Polster. Und: «Es gibt sie, die gerne angeführten Mutterinstinkte, aber diese sind weder auf die Mutter beschränkt noch reichen sie als alleinige Zutat zu einer gelungenen Bindung aus.»

Je belasteter und unsicherer die finanzielle, soziale und emotionale Situation ist, desto schwerer fällt Eltern der Bindungsaufbau.

Wie gut die Bindung klappt, hängt auch mit der Gesamtsituation der Eltern zusammen. Zahlreiche Studien zeigen: Je belasteter und unsicherer die finanzielle, soziale und emotionale Situation ist, desto schwerer fällt es beispielsweise der Mutter, eine Bindung zu ihrem Kind aufzubauen. Kommen zu Stress noch psychische Probleme oder belastende Situationen wie etwa eine Trennung hinzu, so entsteht nur allzu leicht «eine Bindung ohne inneren Kern», wie es Renz-Polster nennt. Problematische Bindungen bis hin zur Vernachlässigung sind dann weitaus häufiger, wenn Mütter ökonomisch oder psychisch um ihr Überleben kämpfen müssen.

Nicht immer klappt die Bindung auf Anhieb

Allerdings gilt nicht zwingend der Umkehrschluss: Natürlich haben es in der Regel Mütter, denen es im Leben gut geht und die sich auf ihr Netz verlassen können, leichter, eine sichere Bindung zu ihrem Kind aufzubauen, aber eben nicht immer. So leiden gemäss Zahlen des Bundesamts für Statistik beispielsweise rund 13 00 Frauen bzw. 15 Prozent aller frischgebackenen Mütter an einer postpartalen, einer nachgeburtlichen Depression, die unbehandelt unter Umständen die Erziehungskompetenz der betroffenen Mutter schmälert.

Beim Säugling können Bindungsstörungen, Verhaltensauffälligkeiten sowie Störungen der kognitiven und emotionalen Entwicklung die Folge sein. Diesen Kindern fehlt die nötige Sicherheit, um sich neugierig ihrer Umwelt zuzuwenden. Sie erleben sich nicht als eigenständig und effektiv, was wiederum den Aufbau ihrer Selbständigkeit mindert. Kurz gesagt: Sie bilden kein Urvertrauen aus.

Einige Längsschnittstudien belegen, dass unsichere Bindungen zu den häufigsten negativen Wirkungen auf die kindliche Entwicklung gehören. Laut Forschung sind 10 bis 15 Prozent der Kinder unsicher gebunden, so der Professor für Entwicklungspsychologie in Bielefeld, Arnold Lohaus.

Fachliteratur zur Bindungstheorie für alle, die sich intensiver mit dem Thema befassen möchten

«Frühe Beziehungen», eine Publikation aus der Serie und Kinder des Marie Meierhofer Instituts für das Kind, Nr.104, Dezember 2019, ca. 19 Fr.

Lieselotte Ahnert: Frühe Bindung. Entstehung und Entwicklung. Ernst Reinhardt-Verlag 2019. Ca. 56 Fr.

John Bowlby: Bindung als sichere Basis. Grundlagen und Anwendung der Bindungstheorie. Ernst Reinhardt-Verlag 2018, ca. 45 Fr.

Mary Ainsworth: Patterns of Attachment. A psychological study of the strange solution. Psychology Press, Taylor & Francis 20115, PDF/E-book, ca. 55 Fr.

Andreas Krumwiede: Die Bindungstheorie nach John Bowlby und Mary Ainsworth. GRIN 2007, ca. 21 Fr.

«Weit mehr als mit fest verankerten mütterlichen Qualitäten hängt Bindung mit dem zusammen, wie das Leben der Eltern verläuft, wie wohl sie sich in ihrer Haut fühlen, wie reichhaltig ihre Umwelt ist, wie viel Unterstützung sie haben und wie gut sie und das Kind zusammenpassen», sagt Renz-Polster.

Das soziale Netz ist wichtig, aber auch die Passung: So hat beispielsweise die Mutter zum fordernden Temperament des einen Kindes vielleicht einen anderen Zugang als eine andere Bezugsperson, etwa der Vater. Es gibt kein Universalitäts­modell, wie Bindung für alle Kinder gleichermassen förderlich wirksam sein kann, sagt Heidi Keller.

Entscheidend, aber nicht absolut

Eine gute, tragfähige und sichere Bindung mit Tiefenwirkung ist für das Leben von Kindern äusserst wichtig. Doch zeigen zahlreiche Untersuchungen aus den 1990er-Jahren, dass die frühkindliche Bindung auch nicht überschätzt werden sollte. Denn für eine optimale kindliche Entwicklung sind die anderen positiven Beziehungserfahrungen, die ein Mensch im Laufe seiner Kindheit und Jugendzeit macht, beispielsweise mit Lehrpersonen, Nachbarn, Trainern, ebenso wichtig.

So können auch negative frühe Bindungsmuster des Kindes später positiv verändert werden, sagt der Psychologe Claus Koch. Dies sei möglich, wenn andere Bezugspersonen «authentisch und präsent sind und sich feinfühlig in ein Kind ­hineinversetzen können». Bindung ist lebenswichtig, aber sie ist «keine Impfung fürs Leben und nicht das alleinige Kapital, aus dem wir schöpfen», sagt Renz-Polster. Bindung wirkt weiter und bleibt im Hirn gespeichert, aber jede neue positive Bindungserfahrung löst eine ­frühere ab.

Und da gibt es ja noch das Kind. Es spielt einen eigenen, durchaus aktiven Part. Wie Kinder beispielsweise auf Betreuungssituationen oder Trennungen reagieren, hat auch mit ihrem Temperament und Charakter zu tun. «Kinder jeden Alters sind nicht gleichermassen auf Geborgenheit angewiesen», erklärt Remo Largo. Es gibt Zweijährige, die verabschieden sich in der Krippe problemlos von ihrer Mutter und fühlen sich bei der Erzieherin gut aufgehoben.

Andere Kinder haben auch mit zehn Jahren noch Mühe, eine Woche in ein Klassenlager zu gehen. So wie Erwachsene unterschiedliches Verlangen nach einer verlässlichen emotionalen Einbindung verspüren, haben dies eben auch Kinder. Und doch bleiben alle Kinder so lange an ihre primäre(n) Bezugsperson(en) gebunden, bis sie selbständig überleben können.

In der Pubertät, so Largo, löst sich die Bindung auf, sodass sie als junge Erwachsene ihre Familie verlassen können. Sie werden dabei aber nicht emotional unabhängig, sondern suchen Geborgenheit bei ihren Freunden, verlieben sich. Die Verbundenheit mit den Eltern bleibt, schränkt sie aber in ihrer Selbständigkeit nicht ein.

Bindung bleibt im Hirn ­gespeichert, aber jede neue positive Bindungserfahrung löst eine alte ab.

Hinzu kommt: Jedes Kind, jede Familie und jedes Gefüge ist anders. «Kinder können sich in den verschiedensten Lebens-, Familien- und Betreuungsformen gut ent­wickeln», sagt die Psychologin Giulietta von Salis. Dasselbe gilt auch für eine Trennung der Eltern: Ein solches Ereignis ist unbestritten einschneidend, aber nicht unbewältigbar.

Kinder können sich gut entwickeln, auch wenn es um sie herum nicht optimal läuft. Nicht wenige unsicher gebundene Kinder erleben später als Erwachsene trotzdem ein Happy End. Denn da ist ja noch die Resilienz, jene psychische Widerstandskraft, die Menschen trotz belasteter Kindheit in die Lage versetzt, Frustrationen zu überwinden, sich ohne Krankheitssymptome zu entwickeln. Denn: «Es geht im Leben nicht darum, gute Karten zu haben, sondern mit einem schlechten Blatt ein gutes Spiel zu machen», sagt Robert Louis Stevenson, der Autor der «Schatzinsel».

Die Bindungsmuster

Mary Ainsworth, eine Mitarbeiterin des Bindungsforschers John Bowlby, setzte sich 1978 zum Ziel, die Bindung zwischen Müttern und Kindern zu messen und qualitativ zu kategorisieren. Sie testete bestimmte Situationen, in denen die Mutter das Zimmer, in dem sie zuvor mit ihrem Kleinkind war, ­verlässt und jemand Unbekanntes an ihrer Stelle das Zimmer betritt.

Das Kind wurde eine kurze Zeit mit der neuen Person allein gelassen und Ainsworth schloss aus der Reaktion des Kindes, wie «gut» das Kind an seine Mutter gebunden ist. Daraus erstellte sie vier Bindungsmuster, die heute noch gültig sind: sicher gebundene, unsicher vermeidend gebundene, unsicher ambivalent gebundene und unsicher desorientiert gebundene Kinder.

Informationen und Links

www.eltern-kind-bindung.net
www.verein-jugendberatung.ch
www.bindungstheorie.net: Vortrag gefilmt und auf YouTube, 39:43 Min. Karin Grossmann, Klaus E. Grossmann (2015). Bindung und kindliche Entwicklung – Das Gefüge psychischer Sicherheit und Unsicherheit
GAIMH – Gesellschaft zur Förderung der seelischen Gesundheit in der frühen Kindheit: Deutschsprachige Tochtergesellschaft der World Association for Infant Mental Health: http://www.gaimh.de/
www.kinderschutz.ch -> bindung

Die Kategorie des sicher gebundenen Kindes ist dabei die optimale Kategorie. Es bedeutet, dass das Kind kein Problem damit hat, einige Male für kurze Zeit ohne die Mutter auszukommen. Sicher gebundene Kinder sind, so die Forschung, selbstsicherer, kommen mit neuen Situationen wie Kindergarten oder Schule besser zurecht und spielen gern mit anderen Kindern. Unsicher vermeidend gebundene Kinder spielen lieber allein, und unsicher ambivalent gebundene Kinder wirken im ­Klassenverband eher schwierig, herausfordernd, würden ­permanent Aufmerksamkeit suchen, erläutert Kinderarzt Herbert Renz-Polster.

Unsicher desorientiert gebundene Kinder mit unzureichender Erfahrung an Schutz und Sicherheit, sei es aufgrund massiver Vernachlässigung und ­Verwahrlosung – in Heimen oder in der eigenen Familie – oder durch häufige Wechsel in der Betreuungssituation, haben Schwierigkeiten, psychisch gesund aufzuwachsen.

Die klassische Ratgeberliteratur für Eltern rund um die Themen Bindung, Kindheit und Erziehung

Lieselotte Ahnert: Wie viel Mutter braucht ein Kind? Über Bindung, Bildung und Betreuung in den ersten Lebensjahren. Julius Beltz 2020, ca. 33 Fr.
Wassilios Fthenakis: Die Familie nach der Familie. Wissen und Hilfen bei Elterntrennung und neuen Beziehungen. C. H. Beck 2008, ca. 48 Fr.

Karin Grossmann, Klaus Grossmann: Bindungen. Das Gefüge psychischer Sicherheit. Klett-Cotta 2017, ca. 77 Fr.

Remo H. Largo: Das passende Leben. Was unsere Individualität ausmacht und wie wir sie leben können. S. Fischer 2017, e-Book, ca. 13 Fr.

Remo H. Largo, Monika Czernin: Jugendjahre. Kinder durch die Pubertät begleiten. Piper 2016, e-Book, ca. 16 Fr.

Herbert Renz-Polster: Kinder verstehen. Born to be wild: Wie die Evolution unsere Kinder prägt. Kösel-Verlag 2009, ca. 23 Fr.

Des Weiteren weisen sie vermehrt schwere kognitive und emotionale Entwicklungsrückstände auf. «Eine sichere Bindung ist ein langfristiger Schutzfaktor für die psychische Gesundheit», bekräftigt auch der Zürcher Entwicklungspsychologe Moritz Daum. «Mit einer guten Bindung ist zum Beispiel die Wahrscheinlichkeit geringer, im Erwachsenenleben an einer ­psychischen Krankheit zu leiden.

Zudem steht das Bindungsverhalten auch in einem sozialen Kontext. Verfüge ich über ein gutes Bindungsverhalten, beeinflusst das, wie ich auf andere zugehen kann, wie empathisch ich bin, wie ich mich in sie hineinversetzen und helfen kann.»

Claudia Landolt
ist Mutter von vier Söhnen und diplomierte Yogalehrerin.

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