Sie wollen stets ihren Kopf durchsetzen und können nicht teilen, so das gängige Vorurteil gegen verhätschelte Einzelkinder. Wer danach sucht, wird wohl auch immer wieder Bestätigung für das Klischee vom geschwisterlosen Tyrannen finden. In der Wissenschaft geht die Idee vor allem auf das Jahr 1896 zurück. Der Pädagoge E. . Bohannon von der Clark University in Massachusetts hatte Probanden einen Fragebogen vorgelegt – seinerzeit eine recht neue Form der Datenerhebung – mit Fragen zum Gemüt von beliebigen Einzelkindern, die den Teilnehmern in den Sinn kamen. In 196 von 200 Fällen beschrieben sie die betreffenden Kinder als «übertrieben verwöhnt».
Andere Fachkollegen pflichteten Bohannon bei. Die damals verbreitete Skepsis gegenüber Einzelkindern rührte auch daher, dass Mittelschichtfamilien immer weniger Kinder bekamen und so mancher privilegierte Zeitgenosse die Ausbreitung angeblich unterlegener Bevölkerungsschichten befürchtete. Im frühen 20. ahrhundert waren sogar Bedenken verbreitet, das Aufwachsen ohne Geschwister lasse Kinder zu überempfindlichen Mimosen verkümmern. Wenn die Eltern ihre ganzen Sorgen und Ängste auf einen Sprössling konzentrierten, würde dieser irgendwann selbst zum Hypochonder mit schwachem Nervenkostüm.