«Ich muss mir Exklusivzeit für ein Kind organisieren»
Brigitte Müller hat zwei Söhne: Kian, 3, und Milo, 1. Die 41-Jährige ist alleinerziehend. Im Alltag kann die Physiotherapeutin manchmal nicht beiden Kindern gerecht werden, was zu Rivalität führt.
«Ein bisschen Eifersucht gehört dazu. Das wollte ich auch nicht verhindern, als ich das Beratungsangebot von unserem Kinderarzt annahm. Ich wollte aber gerne wissen, worauf ich achten könnte, damit die Rivalität nicht eskaliert, und ob es Möglichkeiten gibt, um Kian den Start mit seinem Bruder zu erleichtern.
Zur Geburt hat Kian also ein Geschenk von seinem Bruder bekommen: einen tollen Holzbagger. Darüber hat Kian sich sehr gefreut und dieses Mitbringsel positiv mit Milo verbunden. Ich habe im Folgenden auch darauf geachtet, dass Besuch nicht nur Augen für das Baby hat, sondern immer erst Kian begrüsst. Ausserdem habe ich etabliert, dass es zwei unterschiedliche Einschlafzeiten gibt. Ich bringe auch heute immer zuerst Milo ins Bett. Danach habe ich nochmals Exklusivzeit mit Kian.
Wenn die Kinder um meine Aufmerksamkeit kämpfen und eifersüchtig sind, funke ich manchmal SOS in die Nachbarwohnung.
Wir räumen dann zusammen auf, reden über den Tag und kuscheln ganz viel. Das wiegt vieles an kleinen Momenten im Alltag auf, in denen er als grösserer Bruder manchmal zurückstecken muss. Ich bin nun mal allein mit den beiden, ich kann mich nicht zweiteilen. Wenn ich Milo füttere, isst Kian zum Glück selbständig, anders geht es nicht.
Die Besuche beim Vater sind unregelmässig und nicht einplanbar. Ich habe also anderweitig nach Möglichkeiten gesucht, Zeitfenster zu organisieren, in denen ich mit einem Kind Mamazeit habe. Unsere Nachbarn sind ausgebildete Pflegeeltern. Sie haben von Anfang an angeboten, uns zu unterstützen, und sind inzwischen Teil einer Art erweiterten Familie.
Manchmal, wenn meine beiden Kinder um meine Aufmerksamkeit kämpfen und eifersüchtig und wütend sind, funke ich SOS in die Nachbarwohnung. Gemeinsam finden wir dann oft eine gute Lösung für die Jungs. Einer meiner ältesten Freunde ist der Götti von Kian. Der ist einmal pro Woche für meine Kinder da und entschärft die Rivalität zusätzlich.
Ich habe das Gefühl, dass dieses System aufgeht: Natürlich gibt es manchmal Zwist. Aber Kian und Milo lieben sich sehr und gehen sehr zärtlich miteinander um. Da gibt es keine grundlegende, tiefsitzende Frustration.»