«Weil Eifersucht bei uns kein Tabu ist, finden wir schnell undramatische Lösungen»
Selina Meyer, 33, und Mirco Marti, 40, leben in Solothurn. Die Sonderschullehrerin und der selbständige Gipser haben zusammen zwei Töchter und einen Sohn. Zwischen Lilly, 9, Nola, 6 und Diego, 2, kommt es immer wieder zu Revierkämpfen. Auch die Eltern geben zu, manchmal auf die Rolle des anderen eifersüchtig zu sein.
«Kurz vor Weihnachten äusserte Lilly, unsere Älteste, einen Wunsch: Sie wollte ab jetzt ein Einzelkind sein. Wenn ihre jüngere Schwester und der kleine Bruder einfach ‹weg› wären, hätten wir als Eltern mehr Zeit für sie. Wir Eltern haben das mit Humor genommen und gelacht. Dann haben wir sie daran erinnert, wie es war, als wir während einer Covid-19-Erkrankung als Familie in Quarantäne waren. ‹Stimmt ja›, fiel ihr ein, ‹ohne Nola und Diego hätte ich mit niemandem spielen können.› Das wäre aber langweilig geworden, dann doch lieber mit Geschwistern, lautete letztendlich ihre Schlussfolgerung.
Diese Entwicklung ist relativ neu und erst entstanden, als Diego mobil wurde. Direkt nach seiner Geburt haben ihn die beiden älteren Schwestern einfach angehimmelt. Jetzt interessiert er sich aber für ihre Spielsachen, und obwohl er sehr vorsichtig ist, macht er manchmal auch etwas kaputt. Dann kann es passieren, dass Lilly, die ohnehin sehr temperamentvoll ist, ihn packt und mit ihm schimpft. Wir greifen dann ein, massregeln sie aber nicht. Wir helfen ihnen, Lösungen zu finden.
Unsere Herangehensweise ist, die unterschiedlichen Bedürfnisse in der Familie zu berücksichtigen. Wir halten nichts von Gleichmacherei.
Diego bekommt als Jüngster natürlich mehr Unterstützung, manchmal auch in Momenten, in denen sich seine Schwestern nach Aufmerksamkeit sehnen. Dann reicht ein Fruchtquetschie aus, damit die Stimmung kippt. Kuscheln und Zu-Bett-Bringen sind auch Knackpunkte, die zu Eifersüchteleien führen können. Nola hat sehr lange bei uns geschlafen. Aber zu viert wird es einfach ziemlich eng in einem 1,80-m-Bett. Wir haben es so gelöst, dass wir ihr Bett mit einem Baldachin verschönert haben. Ausserdem liegt bei uns im Schlafzimmer eine Matratze, auf die sie jederzeit wechseln kann.
Unsere Herangehensweise ist, die unterschiedlichen Bedürfnisse innerhalb unserer Familie zu berücksichtigen. Wir halten nichts von Gleichmacherei. Manchmal ist auch einer von uns Eltern eifersüchtig, weil der andere mehr Feedback von den Kindern bekommt oder weil einer mehr Freizeit hatte. Dann kann es schon helfen, wenn man als Elternteil mit einem Kind etwas Quality time hat. Oder eine ganz kurze Auszeit bekommt und in Ruhe heiss duscht.
Wir haben beide festgestellt, dass es oftmals nicht sinnvoll ist, ad hoc Massnahmen zu ergreifen oder Konsequenzen anzudrohen. Wir als Eltern brauchen auch einen Moment, um zu verstehen, warum ein Kind eifersüchtig, aggressiv oder beleidigt ist. Warum haut das eine dem anderen auf den Kopf? Oder macht ein Spielzeug kaputt? Wir sagen dann: ‹Stopp. Das hört jetzt auf. Wir reden später darüber und überlegen, was zu tun ist.› Erst mal durchatmen ist bei uns eine beliebte Methode.»